Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
es fragend zurück.
Der Alte hielt eine Hand an das rechte Ohr, welches er in seine Richtung gedreht hatte.
»Wie alt sind Sie?«, fragte er noch einmal etwas lauter, aber immer noch nicht ganz in normaler Sprechlautstärke.
»Dreiundachtzig«, antwortete der Befragte lächelnd, stolz.
Gut gehalten, musste Genko zugeben, trotzdem …
Er unterhielt sich noch eine Weile mit dem freundlichen Mann, trank noch eine weitere Tasse Tee und verabschiedete sich danach zufrieden.
24
Wieder grüßte der Pförtner der Wetzlar-Werke Michael Schlosser wie einen alten Bekannten. Wieder parkte er auf den zugewiesenen Parkplatz ein, fuhr mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage und meldete sich bei der Sekretärin. Wieder wurde er nach einigen Minuten in das Besprechungszimmer geführt und wieder erschien wenige Sekunden später leicht asthmatisch keuchend Georg Walden, seriös gekleidet in einem dunklen Zweireiher, der durch die schwarze Krawatte noch düsterer wirkte. Der gewichtige Mann sah stark mitgenommen aus. Dunkle Ringe lagen unter seinen, durch die Fettpolster kaum sichtbaren Augen. Der Nachtschlaf konnte in den vergangenen Tagen nicht besonders erholsam gewesen sein.
»Was führt Sie heute zu mir?«, wollte Walden, mit leicht schleppender Stimme, wissen, nachdem sie an dem großen Tisch Platz genommen hatten.
Michael Schlosser fielen bei dem dicken und gepflegten Mann zum ersten Mal angeknabberte Fingernägel auf. Die traurigen Ereignisse schienen ihn mit voller Wucht getroffen zu haben. Wieder zuckte Walden mehrmals heftig mit den Augenlidern, aber diesmal erschien kein warmes Lächeln auf seinem Gesicht.
»Zuerst einmal möchte ich Ihnen mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken, Herr Walden«, begann er mit sonorer Stimme, die den gefühlsmäßigen Ausdruck seiner Worte nachhaltig unterstreichen sollte.
»Vielen Dank. Es ist schon tragisch. Erst Herrmann Wetzlar und jetzt auch noch meine Frau. Was steckt dahinter? Gehören die grausamen Fälle zusammen? Oder wurde ein Behandlungsfehler gemacht? Ich versteh’ die Welt nicht mehr, Herr Schlosser.«
Die Worte waren betont langsam und schwer hervorgebracht worden. Die Schultern des Mannes hingen abgeschlafft herab.
»Ich verstehe die ganze Geschichte ebenfalls nicht, Herr Walden. In dem Mordfall Ihrer Frau ermittelt die Kripo Strausberg und ich bin mir auch noch nicht im Klaren darüber, ob hier überhaupt ein Zusammenhang besteht oder nicht. Im Mordfall Herrmann Wetzlar bin ich noch keinen Schritt weitergekommen. Deshalb bin ich heute auch noch einmal bei Ihnen. Sie müssen mir da mit einigen Auskünften weiterhelfen. Kannten Ihre Frau und Norbert Wetzlar oder Leona Wetzlar sich?«
Erstaunt schaute ihn der Dicke an.
»Nein! So viel ich weiß nicht«, kam umgehend die Antwort. »Gab es mal eine Firmenveranstaltung, bei der auch Angehörige oder Freunde eingeladen wurden, war Mira nie dabei. Sie mochte das nicht.«
»Warum mochte sie das nicht?«, wollte er, neugierig geworden, wissen.
»Zum einen, weil sie die Firma und meine Arbeit nicht mochte und zum anderen, weil sie die Auffassung vertrat, dass Privatleben und Arbeit strikt zu trennen seien.«
Das war einleuchtend. Genau deshalb waren seine eigenen Ehen ja auch gescheitert. Seine Frauen hatten seine Arbeit sogar gehasst und Mira Walden hasste die Firma, wie er sich noch erinnern konnte deswegen, weil in ihr das gesamte private Vermögen der Familie Walden steckte.
Ein Gefühl der Verbundenheit stellte sich bei ihm ein, als er die nächste Frage stellte:
»In den offiziellen Unterlagen steht, dass Sie ein Aktienpaket der Wetzlar-Werke in Höhe von zehn Prozent halten. Sie sagten mir aber damals in Ihrem Haus, dass Sie einen Anteil von neunzehn-Komma-neun Prozent halten. Wie kommt das?«
Hier schien es ihm, als würde der schwergewichtige Mann zusammenzucken. Etwas zögerlicher kam die Antwort:
»Das erste Paket, nämlich die zehn Prozent, habe ich vor vier Jahren von Norbert Wetzlar gekauft. Die weiteren neun-Komma-Neun Prozent erhielt ich dieses Jahr von ihm. Diese Veränderung wird erst mit der Jahresmeldung beim Registergericht eingereicht.«
»Warum erst mit der Jahresmeldung und nicht, wie es vorgeschrieben ist, sofort?«
»Weil das unnötig Geld kostet und später auch noch ausreicht«, kam nun die absolut selbstsichere Antwort, verbunden mit einem leichten, schiefen Grinsen, die ihm deutlich zeigten, dass sein Gegenüber genau wusste, dass damit genau genommen gegen ein bestehendes Gesetz
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