Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
zwischen fünfzehn Uhr und zwanzig Uhr ereignet haben, Chef.«
»Ich kann dir die Tatzeit noch mehr einengen, Genko«, grinste er seinen sichtlich verblüfften Mitarbeiter an. »Zwischen siebzehn und achtzehn Uhr wurde der Schlauch manipuliert.«
Ausführlich erzählte er seine Ergebnisse, was dem Hageren nach Beendigung umgehend den Kommentar entlockte, dass also nun doch wirklich alles auf die Sullers als bezahlte Auftragstäter hinweisen würde. Nur wer war der Auftraggeber?
»Alles zu fadenscheinig«, widersprach Schlosser und fluchte still vor sich hin. »Ich versuch jetzt mal von Rechtsanwalt Grodert herauszubekommen, wer das Erbe von Norbert Wetzlar antreten soll. Vielleicht hilft uns das weiter.«
Genko stellte ihm eine dampfende Tasse Kaffee auf den Schreibtisch, als er die Telefonnummer des alten Hausanwalts der Familie Wetzlar eintippte. Minuten später wurde er von einer schnippischen Telefonistin mit dem Zeitsparer verbunden.
»Grodert«, meldete dieser sich lautstark, um sogleich die Frage nachzuschieben, was er für die Polizei denn tun könne.
»Die Familie Wetzlar hat Ihnen ja leider das Vertrauen entzogen, wie mir mitgeteilt wurde. Wurde Ihnen auch die Testamentsvollmacht entzogen?«
»Nein, es ging nur um die Firmenvertretung. Ich bin auch gar nicht so traurig darüber, Herr Hauptkommissar, denn das Vertrauen muss gegenseitig sein. Ich halte nach dem Tod Herrmanns nur noch sehr wenig davon, was die Firma angeht.«
»Wieso denn das, Herr Grodert?«
Diese Andeutung empfand er mehr als verwunderlich.
»Also, dieser Miller ist ein solides As als Ingenieur und Vorstand. Bei Herrn Walden sehe ich die Sache da schon etwas differenzierter. Ich kann ihm zwar nicht nachsagen, dass er krumme Touren fährt. Im Gegenteil, er ist als extrem akkurat bekannt, aber er ist so ziemlich der ausgekochteste und cleverste Wirtschaftsfachmann den ich kenne. Der wird die Firma richtig hochpuschen und groß herausbringen. Das Zeug dazu hat er, wenn man ihn lässt. Er ist ein knallharter Wirtschaftsboss, der mir schon etwas zu hart und clever ist.«
»Sie meinen, er macht immer alles an der Grenze der Vertretbarkeit und der Legalität, aber immer präzise innerhalb und das kann auch irgendwann einmal schief gehen?«
»Richtig, Herr Hauptkommissar. Wer ganz hoch hinauf fliegt, kann auch ganz tief hinunterfallen. Was nun Norbert Wetzlar angeht, das ist eine kaufmännische und menschliche Nullnummer. Mit dem werden sie noch viel Freude in der Firma haben. Groß angeben, aber nichts im Hirn und auf der Tasche. Der kann dem Unternehmen noch eine Menge Schaden zufügen.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach er, »Herr Norbert Wetzlar wurde am Freitagabend ermordet.«
Er glaubte den Anwalt umfallen zu hören, so laut klatschte es nach diesem Satz im Hörer.
»Da musste ich mich erst einmal hinsetzen«, stöhnte der Anwalt, und erklärte damit zugleich das ungewöhnliche Geräusch. »Wie konnte das geschehen?«
Sachlich schilderte Michael Schlosser den Vorfall ohne weiter auf die Ermittlungsergebnisse einzugehen. »Deshalb müsste ich unbedingt wissen, wer Norbert Wetzlar beerbt?«, schloss er seinen Bericht ab.
Eine kurze Pause trat ein. Rascheln war im Hintergrund zu hören. Dann meldete sich der Anwalt wieder zu Wort:
»Ja, stimmt. An dieses Testament, das schon über zwanzig Jahre alt ist und seitdem nie geändert wurde, kann ich mich noch gut erinnern. Der alte Wetzlar hatte es in seinem Testament zur Bedingung gemacht, dass es speziell, was die Firma angeht, nicht geändert werden kann. Auch nicht von seinen Kindern. Ich hab soeben während unseres Gesprächs mal kurz nachgesehen, damit ich Ihnen hundertprozentig das Richtige mitteile. Wenn keine direkten Nachkommen vorhanden sind, werden Barvermögen und Liegenschaften an die restlichen Nachkommen, zum Beispiel an Ehefrauen, gemäß spezieller oder gesetzlicher Erbfolge verteilt. Aber jetzt kommt der Hammer. Um zu verhindern, dass alle möglichen nachrangigen Erben die Wetzlar-Werke durch ihre zersplitterten Anteile zerlegen können, fällt das gesamte, zu vererbende Aktienpaket an die Werke zurück.«
Schlosser stutzte. Wo lag da der Hammer? Musste er das verstehen? Um sich Klarheit zu verschaffen, fragte er nach:
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann erbt Leona Wetzlar nun das Haus. Barvermögen und so weiter dementsprechend auch. Aber das mit den Aktien versteh’ ich nicht ganz, Herr Notar. Wenn die Söhne des alten Wetzlar, also Herrmann und
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