Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
es sein Knie zuließ.
28
Michael Schlosser war am kommenden Tag pünktlich im Büro. Im Gang saßen die Sullers und eine ihm unbekannte, jüngere Frau. Er grüßte kurz und betrat sein Büro.
Leona Wetzlar saß in einem aufreizend kurzen Kleid und einem neckischen, kleinen Hütchen vor dem Schreibtisch. Neben ihr stand der dürre, leicht nach vorne gebeugte Anwalt Hausmäusel, schwarz gekleidet, wie ein Abbild von Langers Nosferatu.
»Das grenzt schon an Freiheitsberaubung, was Sie hier abziehen«, brüllte in diesem Augenblick der Anwalt mit seiner sonoren Stimme Genko Genske an und gestikulierte wild mit den Armen.
»Regen Sie sich ab, Herr Hausmaus«, hielt der Hagere dem Aufgeregten entgegen, »wir ermitteln in drei Mordfällen und Ihre Mandantin käme sehr wohl als mögliche Täterin in Frage.«
»Das ist eine Frechheit«, schimpfte der Anwalt weiter, »ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren.«
»Tun Sie das, Herr Hausmäusel. Hier bin ich«, wandte sich nun Michael Schlosser freundlich an den Anwalt. »Genko, hast du Frau Wetzlar auf Ihr Schweigerecht hingewiesen?«
»Hab’ ich, Chef, hab’ ich. Frau Wetzlar beteuert ihre Unschuld und ihr Anwalt schreit permanent nach Beweisen.«
»Und das mit Recht, Herr Kommissar. Beenden Sie bitte sofort dieses elende Schauspiel«, schrie ihn der Anwalt an.
»Und Sie hören augenblicklich mit Ihrer Brüllerei auf«, herrschte er das spindeldürre Männchen an und baute sich drohend vor ihm auf.
»Schon gut«, kam es nur noch kleinlaut, aber wutschäumend über die Lippen des Anwalts.
Michael Schlosser beugte sich zu Frau Wetzlar hinunter und schaute ihr fest in die Augen. Sie rutschte auf ihrem Platz hin und her, als er mit eindringlicher Stimme fragte:
»Frau Wetzlar, ich frage Sie jetzt ganz präzise: Haben Sie Ihren Mann umgebracht oder jemanden damit beauftragt?«
Er spürte ihre steigende Unruhe. Sie begann an einer kleinen, schwarzen Handtasche herumzunesteln.
»Nein. Nein, wirklich nicht«, antwortete sie zögerlich.
Ihr Blick irrte über den Boden.
Warum war sie dann so unsicher? Was hatte sie zu verbergen? Die Frau war Michael Schlosser ein Rätsel.
»Was veranlasst Sie eigentlich zu der Annahme, dass meine Mandantin ihren Mann ermordet haben könnte. Oder Frau Walden, die sie überhaupt nicht kannte oder ihren Schwager, den sie ganz gut leiden konnte, wie Sie ja wissen?«, wollte Hausmäusel, bewusst ruhig und leise sprechend, wissen.
»Frau Walden passt allerdings wirklich nicht ins Bild, aber durch den Tod der beiden anderen Opfer ist Ihre Mandantin steinreich geworden, Herr Rechtsanwalt. Speziell der Tod ihres Schwagers dürfte ihren Reichtum kräftig erhöht haben«, erläuterte er geduldig.
Der Anwalt trat einen hastigen Schritt zurück und schaute ihn groß an. Auch Leona Wetzlar riss den Kopf hoch.
»Wieso erhöht sich mein Reichtum durch den Tod meines Schwagers?«, fragte die junge Witwe gedehnt.
»Wie kommen Sie denn auf einen derartigen Unsinn, Herr Kommissar«, hauchte der Anwalt, kopfschüttelnd. Er schien vor Erstaunen fast sprachlos zu sein. »Sie erbt doch nur das halbe Haus, das sie ohnehin schon bewohnt. Bargeld oder andere Vermögenswerte hatte der Verschwender doch längst verpulvert.«
»Das gesamte Aktienpaket fällt an die Firma zurück, Herr Rechtsanwalt, und erhöht somit den Wert der Aktienanteile Ihrer Mandantin immens.«
Die Augen der beiden wurden noch größer. Dann begannen sie fast zur gleichen Zeit zu lachen, bis sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Was gibt’s denn da zu lachen«, fauchte der Hagere dazwischen. »Das ist doch ein starkes Motiv für die Morde.«
»Das mag schon sein, meine Herren«, lachte der Anwalt immer noch. Ihm schien jetzt deutlich wohler zu sein. »Sie liegen nur kräftig daneben, wenn Sie denken, dass meine Mandantin durch den Tod ihres Schwagers einen Vorteil bezüglich der Aktien oder der Firma hat.«
»Warum?«, wollte Michael Schlosser wissen. Er war etwas verwirrt.
»Weil meine Mandantin, wie fast jeder, der mit den Wetzlars näher zu tun hatte, von dem ungewöhnlichen Passus im Testament wusste. Norbert Wetzlar hatte sein Testament in diesem Punkt so verfassen müssen, weil es durch das Testament seines Vaters so festgelegt worden war. Auch die Satzung des Unternehmens weist auf diese Regelung hin. Der Vater wollte scheinbar um jeden Preis vermeiden, dass sein, aus seiner Sicht gesehen, fauler, missratener Sohn das Vermögen der Wetzlar-Werke es an
Weitere Kostenlose Bücher