Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Einmal musste ich zwar aus der Buchhaltungsabteilung etwas holen, aber die restliche Zeit waren wir hier zusammen.«
» Sind Sie denn nicht mit ihrer Buchhaltung vernetzt?«, staunte Schlosser und zeigte mit seinem Zeigefinger auf den großen Flachbildschirm und die davor liegende Tastatur.«
»Na sicher sind wir hier total vernetzt. Aber es gibt doch einige Belege und Dinge, die man sich mal im Original ansehen möchte, wie Sie hier ja unschwer auf meinem Schreibtisch sehen können.«
Walden wies dabei mit seiner dicken Hand auf die ungeordneten Papierberge vor sich.
»So, so. Und solche Belege waren das? Um welche Belege handelte es sich denn genau, Herr Walden?«, blieb er zäh am Ball.
Er sah, wie dem Dicken einige Schweißperlen auf die Stirn traten, die Augenlider zuckten und ein unruhiges Scharren mit den Füßen folgte.
»Jetzt reicht es aber«, brüllte ihn Walden plötzlich, wie aus heiterem Himmel an. »Was wollen Sie eigentlich von mir, verdammt noch einmal.«
Michael Schlosser blieb gelassen und ruhig sitzen. Er hatte sein Gegenüber zum ersten Mal aus der Reserve locken können. Mal sehen, wie weit ich ihn treiben kann, dachte er ungerührt. Er antwortete nicht, sondern schaute ihn nur, die Augenbrauen dezent hochziehend, fragend an.
»Entschuldigung«, schnaufte der Dicke, zog ein zerknittertes Taschentuch aus seiner Jackentasche und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn, »aber seit Herrmann Wetzlar tot ist, lastet das ganze Unternehmen aus organisatorischer und kaufmännischer Sicht auf meinen Schultern. Und meine Mira ist auch nicht mehr und meine Tochter sehe ich nur noch ganz selten. Es ist, als wäre die gewohnte Welt um mich herum zusammengebrochen.«
Walden stöhnte leicht auf und schaute, wie um Verzeihung bittend in die Luft. Seine Hände zitterten.
Schlosser bewunderte den Mann, wie schnell er sich wieder gefangen hatte und war gespannt, wie er auf die kommende Nachricht reagieren würde.
»Herr Norbert Wetzlar ist am Freitagabend, nachdem er Sie verlassen hat, auf der Autobahn, kurz vor dem Schönefelder Kreuz, in einen Unfall verwickelt gewesen«, setzte er ihm vor und musterte ihn mit leicht gesenktem Blick.
Der Dicke zeigte kaum eine Reaktion.
»So, hat er einen Unfall gebaut? Was ist denn da so Besonderes daran? Der hatte doch schon sehr viele Unfälle. Ist er verletzt worden?«, stellte er ihm eine Frage nach der anderen, sämtliche in einem eher gelangweilten Ton.
»Allerdings. Allerdings. Er hatte einen ziemlich schweren Unfall. Wissen Sie, wohin er an diesem Abend noch wollte?«
»Kann er Ihnen denn diese Frage nicht selbst beantworten?«, nuschelte der Dicke, dessen Gedanken irgendwo anders zu sein schienen.
»Nein, sonst würde ich nicht fragen. Also?«, blieb er beharrlich dran.
»Er wollte irgendeine hübsche, blonde Sächsin in Dresden beglücken. Wie geht es Norbert Wetzlar denn?«
Jetzt erst fragte er nach dem Befinden seines Vorstandskollegen, staunte Schlosser.
»Er ist tot!«, erklärte er mit Nachdruck.
Mehr als ein kräftiges Zusammenzucken und ein erstauntes ›Ahh‹ kam nicht über die Lippen Waldens. Michael Schlosser konnte sich noch gut an die übermäßige, mit Sicherheit echte Überraschungsreaktion seines Gegenübers erinnern, als Genko ihm mitgeteilt hatte, dass Herrmann Wetzlar mit einem Golfschläger erschlagen worden war. Und jetzt nur ein kurzes Zucken und ein mageres ›Ahh‹.
»Herr Norbert Wetzlar wurde ermordet«, setzte er deshalb noch hinterher.
Wieder nur ein lang gezogenes ›Ahhhh‹ und ein erstaunter Blick. Nicht mehr. Scheinbar stumpfte dieser Mann bei jedem weiteren Mord immer mehr ab, dachte er, oder der Tod seiner Frau überlagerte sein Denken und Empfinden.
»Können Sie mir noch irgendwelche sachdienlichen Hinweise geben, Herr Walden?«, fragte er, als er merkte, dass sein Gegenüber ihn kaum mehr wahrzunehmen schien.
»Mir fällt im Augenblick nichts mehr ein«, antwortete dieser mit einer leisen, brüchigen Stimme. »Sollte mir noch etwas einfallen, melde ich mich bei Ihnen. Auf Wiedersehen, Herr Schlosser.«
Das war ein feiner, aber eindeutiger Rausschmiss, fand der Hauptkommissar, nickte einmal kurz und verließ den Raum. Er registrierte aber noch, dass Walden nachdenklich und sichtlich bedrückt an seinem Schreibtisch saß und sich sinnend seine Fingernägel anschaute.
Bei der Sekretärin angekommen, stellte er sogleich die erste Frage:
»Wann verließ Herr Wetzlar am Freitag das Büro?«
»So gegen
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