Todesschlaf - Thriller
aneinandergeschmiegt,
die Arme umeinandergeschlungen, und Leary summte leise dazu. Das Mädchen schluchzte sich in den Schlaf. Murphy machte sofort kehrt und besorgte sich etwas zu essen, obwohl er gar keinen Hunger hatte.
Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Leary endlich aus dem Zimmer kam. Murphy und Micklind warteten in der Küche, wo Mattie und ihr Mann vergeblich versuchten, Micklind auszuhorchen.
»Wie geht es meinem Schätzchen?«, sagte Mattie, als Leary sich sehen ließ.
Timmie sah älter aus als der Tod. »Sie hat schon bessere Tage erlebt.«
»Wenigstens hat er sich das nicht selbst angetan«, sagte Walter mit seiner typischen leisen Stimme.
»Ja«, erwiderte Timmie. »aber jemand anders.« Und dann fiel ihr Blick auf Murphy, der gerade einmal drei Meter von ihr entfernt stand und auf einem Stück Kuchen herumkaute. »Wo waren Sie denn heute Nacht?«, herrschte sie ihn an. »Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Sie hereinspaziert kommen, gleich nach Cindy.«
»Tut mir leid, die Gelegenheit habe ich verpasst. Alles in Ordnung?«
Sie verzog das Gesicht. »Oh, aber sicher. Ich liebe Begräbnisse. Erst kürzlich habe ich gesagt, dass mir noch eine fehlt, um mein Quantum vollzukriegen. Solche Dinge kommen immer in Dreierpacken vor, verstehen Sie? Ich schätze, jetzt herrscht erst mal Ruhe in der Stadt.«
»Ach, deshalb ist sie mir so bekannt vorgekommen«, sagte Micklind mit einem kleinen Nicken zu sich selbst. »Sie ist mir immer wieder auf irgendwelchen Beerdigungen aufgefallen. Hab mich schon gefragt, wer das sein könnte.«
»Wer denn?«, wollte Murphy wissen.
»Kann sich eigentlich nur um Cindy handeln«, gab Mattie zurück.
Timmies Grinsen fiel allerhöchstens halbherzig aus. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du uns hier aufgenommen hast,Walter. Dadurch musste ich mir nicht anhören, wie schlimm es für sie gewesen ist, als ihr eigener Mann gestorben ist.«
»Und das, obwohl er sich nicht selbst umgebracht hat«, ergänzte Mattie.
Timmie hob den Zeigefinger. »Obwohl er nicht so ausgesehen hat, als hätte er sich selbst umgebracht. Sogar ihr müsste der Unterschied eigentlich klar sein.«
»Ihr Mann ist auch schon tot?«, schaltete sich Micklind ein. »Was ist denn das? Eine Epidemie?«
»Da fällt mir ein, er ist auch ermordet worden«, sagte Timmie, hob aber abwehrend die Hand, als Micklind ein interessiertes Gesicht machte. »Das ist vor drei Jahren passiert. Sie haben ihn vielleicht sogar gekannt. Er war Polizist in Chicago und ist im Dienst gestorben. Ein gewisser John Dunn?«
Micklind dachte nach. »Vor drei Jahren?« sagte er und schüttelte den Kopf. »Kommt mir nicht bekannt vor. Das sagt einiges über diesen Job aus, dass ich mich nicht mehr an einen Kollegen erinnern kann, für den ich mal Trauerflor getragen habe, stimmt’s?«
»Wenn er Cindy auch nur annähernd ähnlich war, dann war er bestimmt kein guter Polizist«, sagte Timmie.
Mattie räusperte sich. »Hat sich wahrscheinlich aus Versehen selbst erschossen.«
»Mattie Lou Washington Wilson«, tadelte Walter mit seiner sanften Stimme. »Cindy ist deine Freundin.«
Timmie bekam ein angemessen schlechtes Gewissen. Mattie bedachte ihren Mann mit einem Grinsen, so groß wie ein Essteller. »Und deshalb darf auch niemand außer mir so über sie reden.«
Walters gequältes Lächeln sagte alles.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ein paar Fragen zu den Ereignissen der vergangenen Nacht zu beantworten?«, wandte sich Micklind an Timmie. Seine Stimme klang fast genauso leise wie Walters.
Timmie lehnte neben Mattie an der Küchentheke, als wollte sie es sich hier für länger gemütlich machen. »Nicht gerade mit Vergnügen, aber ich mache es.«
»Sind Sie denn überhaupt schon ein bisschen zum Nachdenken gekommen?«
»Es ist ja schwer, nicht daran zu denken.«
»Sollen wir euch dazu lieber allein lassen?«, erkundigte sich Walter.
»Nein«, sagte Mattie und legte schützend einen Arm um Timmies Schultern.
Timmie lächelte und rieb sich das Brustbein. »Spielt keine Rolle. Es muss ja doch früher oder später auf den Tisch.«
Micklind scherte sich nicht weiter um Fingerspitzengefühl. »Was meinen Sie, war Ihr Mann vielleicht einfach zur falschen Zeit am falschen Ort?«, sagte er.
Timmie nippte an ihrem Kaffee. Fühlte sich wie ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. Aber zumindest machte der Funke in ihrem Blick nicht den Eindruck, als würde er jeden Augenblick
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