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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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sie zur Apotheke gekommen war. Das Verlangen, einfach nur wegzulaufen, war anscheinend zu ihrem ständigen Begleiter geworden. Ihr ganzes Leben lang hatte sie verzweifelt versucht sich einzureden, dass das alles ihr nichts ausmachte, aber kaum
hatte sie dieses Haus wieder betreten, war das ganze Lügengebilde in sich zusammengebrochen. Und sie wollte nur noch weg.
    Als ob das schon beim letzten Mal ganz wunderbar geklappt hätte.
    »Haben Sie mit dem Arzt Ihres Vaters über diese Medikamente gesprochen?«, sagte der Apotheker, während er das Etikett fertigmachte.
    Die einzige rund um die Uhr geöffnete Apotheke in der Stadt, und ausgerechnet die mussten einen Apotheker mit Verantwortungsgefühl beschäftigen.
    »Ja«, sagte Timmie wahrheitsgemäß, während sie auf dem grau gesprenkelten Linoleumfußboden hin und her lief und durch das Fenster hinaus in die Nacht starrte. »Aber es lässt sich nicht ändern, bevor ich ihn nicht wieder irgendwo untergebracht habe.«
    Sie hielt ihren Vater in einem Dämmerzustand, damit sie ihn unter Kontrolle behalten konnte. Genau wie die Pflegeheime es gemacht hatten, nachdem er einmal so wach geworden war, dass er einen Ausbruchsversuch unternommen und dabei mindestens einem Mitarbeiter den Kiefer gebrochen hatte.
    Der Apotheker schüttelte den Kopf. »Wenn er sich seiner Sache sicher ist.«
    Der Arzt?, dachte Timmie. Der ist ein Arschloch. Genau wie sein Vorgänger. Aber sie konnte sich keinen besseren leisten. Noch nicht. Nicht, so lange sie nicht wenigstens die Nase aus dem Sumpf der finanziellen Katastrophe stecken konnte, in den ihre Scheidung sie gestürzt hatte.
    »Ihr Dad ist früher jeden Tag auf seinem Spaziergang hier vorbeigekommen«, sagte der Apotheker mit genau dem sanften Lächeln, das jeder aufsetzte, wenn er über ihren Dad sprach. »Ich kenne niemanden, der so gerne erzählt und gesungen hat wie Ihr Dad.«

    Er kritzelte etwas auf ein Stück Papier und Timmie, die diese Art Huldigung schon viel zu oft gehört hatte, wurde nervös. Sie blickte zu einem anderen Fenster hinaus und stellte fest, dass die Apotheke nach hinten direkt an Mike’s Mobile grenzte, eine Tankstelle mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. Im Schatten zwischen Mikes Parkplatz und dem der Apotheke stand ein kastanienbrauner Chevy-Pickup. Auf der Fahrertür war PUCKETT COUNTY LEICHENBESCHAUER zu lesen, in derselben Schrift wie auf Tucker Van Adders Brusttasche.
    »Jedes Mal, wenn ich so einen Zettel ausfülle«, sagte der Apotheker gerade hinter ihr, »dann muss ich an das Gedicht denken, das Ihr Vater immer so gerne zitiert hat. Sie wissen doch, ›The lions of the hill are gone‹ - die Löwen in den Bergen sind verschwunden. So ähnlich geht es mir mit ihm. Wenn er eines Tages verschwindet … na ja, Sie wissen schon.Wie hieß das Gedicht gleich noch mal? ›Innisfree‹? Er hat es wirklich sehr geliebt.«
    »Nein«, erwiderte Timmie, drehte sich dabei jedoch nur halb um. »›Deirdre’s Lament for the Sons of Usnach.‹«
    »Ja, genau. Er konnte es von Anfang bis Schluss auswendig. Ein sehr schönes Gedicht. Sehr traurig. Ich kann mich nur an die erste Zeile erinnern. ›The lions of the hill are gone.‹«
    »Mm-hmm.«
    The lions of the hill are gone,
And I am left alone - alone -
Dig the grave both wide and deep,
For I am sick, and fain would sleep.
    Genau das Richtige am heutigen Abend, nachdem sie den alten Mann zahnlos und an den Sessel gefesselt gesehen hatte. Genau das, was sie noch aus dieser Apotheke mit nach
Hause nehmen wollte - abgesehen von den Medikamenten, die ihn noch mehr zum Gefangenen machten als die geistige Verwirrung, die ihn zum Krüppel werden ließ.
    Sie drehte sich automatisch wieder in Richtung Fenster und hielt den Blick voller Überraschung nach draußen gerichtet.
    Der Wagen des Leichenbeschauers schaukelte.
    Der Fußboden der Apotheke lag vollkommen ruhig unter ihr, sodass Timmie nicht ernsthaft an ein Erdbeben glaubte. Außerdem waren auch die Scheiben des Wagens beschlagen. Von innen. Allerdings nicht so beschlagen, dass sie die Körperteile dahinter nicht hätte erkennen können.
    Großer Gott, dachte sie mit einem verblüfften Grinsen. Der Leichenbeschauer führte anscheinend gerade eine körperliche Untersuchung durch. Eine gründliche Untersuchung, das wurde ihr schnell klar, da die Beine, die sich ans Fenster drückten, nackt waren. Und seine Hand war sehr beschäftigt.
    »Zwanzig Dollar«, sagte der Apotheker hinter ihr.
    Timmie war mit ihren

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