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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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Leben und Wirken von Alex Raymond geackert. Er hatte sich in der Pressearchiv-Datenbank NEXIS/LEXIS ebenso umgesehen wie bei einem der Kreditinstitute, von denen er sich selbst schon ein, zwei Mal Geld geliehen hatte. Er hatte gelesen, dass Alex Raymond ein Goldjunge war, der bei Goldeltern in einer goldenen Kleinstadt im Mittelwesten aufgewachsen war. Er las, dass der Goldjunge Stipendien bekommen hatte und sich gleichermaßen durch Ehrgeiz und Mitgefühl auszeichnete. Pfadfinderführer und Schülersprecher an der Puckett-Highschool. Bester seines Studiengangs im Vorstudium, Drittbester im Hauptstudium. Begabt, freundlich und immer und überall um das Wohlergehen alter Menschen besorgt.
    Murphy fand sogar einen Absatz über seine Mutter, die Brauerei-Erbin, die kurz nach ihrem fünfzigsten Geburtstag auf so tragischeWeise an Alzheimer erkrankt und kurze Zeit später der Krankheit zum Opfer gefallen war.

    Genug jedenfalls, dass sich einem Journalisten der Magen umdrehte.
    Doch dann ging für Murphy die Sonne auf. Auf der blütenweißen Weste des Goldjungen war ein schwarzer Fleck aufgetaucht.
    Vor drei Jahren war er in Boston - dort, wo er so gewissenhaft studiert hatte - am Aufbau einer anderen Modelleinrichtung zur Alzheimer-Behandlung beteiligt gewesen. Eine experimentelle Institution, die er zusammen mit seinem Partner, dem mittlerweile berühmten, kauzigen Forscher Dr. Peter Davies, betrieben hatte. Die dazugehörigen Bilder zeigten zwei lächelnde Ärzte in weißen Mänteln, die wie die Verkörperung von Jekyll und Hyde aussahen. Raymond, der strahlend helle Stern, und Davies, der düstere Einzelgänger.
    Nur, dass die beiden keinen Erfolg gehabt hatten. Die Einrichtung ließ sich nicht halten, ging bankrott und ließ etliche außerordentlich verärgerte Geldgeber sowie mehr als einen übellaunigen Patienten zurück. Der Presse gegenüber hatten sie die üblichen Sätze von wegen »Eine großartige Idee, die ein belastbareres finanzielles Fundament benötigt« vom Stapel gelassen und waren anschließend aus der Stadt geflüchtet.
    Und weitere vier Jahre davor hatten sie dasselbe in Philadelphia durchgezogen. Auf den Bildern sahen sie jünger, schneidiger, hoffnungsvoller aus. Doch das Ergebnis war genauso trostlos gewesen.
    Und jetzt waren sie mit exakt derselben Nummer die Stars von Puckett geworden.
    Murphy lächelte. Es konnte nichts schaden, sich mit Leuten in Verbindung zu setzen, die an diesen anderen Alzheimer-Einrichtungen beteiligt gewesen waren. Nachzubohren, was vorgefallen sein könnte, wer welchen Nachgeschmack im Mund behalten hatte. Vielleicht war es sogar keine schlechte Idee, tief in die Eingeweide der Labors der Price
University vorzudringen und nachzusehen, wie der düstere, hochkonzentrierte Dr. Davies heute aussah, jetzt, bei der Vorbereitung eines möglichen dritten Streichs.
    Vielleicht war es sogar eine gute Idee, Leary zum Essen einzuladen. Nur um zu erfahren, was sie so alles herausgefunden hatte. Und dann würde er ihr erzählen, was er herausgefunden hatte. Zum ersten Mal an diesem Tag lachte Murphy.

12
    »Was spielt denn das für eine Rolle?«, wollte Timmie wissen, als sie zwei Tage später die Neuigkeit erfuhr.
    »Was soll das denn heißen, was spielt das für eine Rolle?«, gab Murphy zurück, während er neben ihr den Flur entlangging. Die Sache fing wirklich langsam an Spaß zu machen. »Geld und Macht und Status. Alles Dinge, die man nur sehr ungern aufgibt, Leary.«
    »Alex gibt nichts auf. Er macht einen neuen Anlauf.«
    »Mit dem Geld anderer Leute.«
    Leary blieb ruckartig stehen und wirbelte herum. »Ich nehme an, Sie haben bereits herausgefunden, warum ein Mann, der sein Möglichstes tut, um einen Bankrott zu verhindern , seine zahlenden Kunden umbringen sollte?«
    »Das genau ist der Grund meines Besuchs.«
    Die beiden standen sich etwa in der Mitte des Verbindungstunnels zwischen Krankenhaus und Restcrest gegenüber, wo Murphy nicht nur einen Termin mit dem verehrten Herrn Doktor persönlich, sondern auch mit Mary Jane Arlington und Joseph Leary, dem neuesten Insassen, hatte. Beziehungsweise »Klienten«, wie Mary Jane es ausgedrückt hatte.

    Murphy verabscheute das Wort »Klient«. In dem Augenblick, in dem die Public-Relations-Königin es verwendet hatte, war ihm klargeworden, dass er das dringende Bedürfnis verspürte, unter den Teppichen von Restcrest Schmutz und Dreck zu entdecken. Ihm war nur nicht klar gewesen, dass es so schwierig sein würde, Leary dazu zu

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