Todesschrei
Ihre Augen waren geweitet, die Münder standen ihnen offen. Sie warteten.
Der Schrei verebbte, und einen Moment lang herrschte Stille. Dann lachte der Soldat leise. »Na, los, Clothilde, schrei so viel du willst. Niemand wird dich hören. Niemand wird dich retten. Ich habe sie alle umgebracht.« Seine Hände packten fester zu, und seine Daumen schoben sich in die Höhlung ihrer Kehle. »Und jetzt bringe ich dich um.« Seine Hände griffen noch fester zu, und Clothilde begann sich zu winden.
Vito hatte genug gesehen. »Das reicht jetzt.« Er beugte sich vor, drückte den Power-Knopf, und der Bildschirm wurde schwarz. »Die Show ist vorbei, Jungs.«
Jesse kam aus dem Sessel hoch. »Hey. Das können Sie nicht machen.«
Vito zog den Stecker aus der Wand. »Nicht? Sieh her. Ihr könnt diesen Mist bei euch zu Hause sehen, aber nicht bei mir. Pack den Kram zusammen, Kumpel.« Jesse sah ihn einen Moment an. Schließlich wandte er sich verächtlich ab. »Kommt, Leute, verschwinden wir.« »Nee, Mann«, sagte einer der Jungen nervös. »Dom muss uns mit dem Physikprojekt helfen.«
»Wir brauchen ihn nicht.« Jesse klemmte sich den Rechner unter den Arm. »Noel, du nimmst den Monitor. Ray, pack die CDs ein.«
Noel schüttelte den Kopf. »Ich darf nicht noch mal durchfallen. Vielleicht brauchst du Dom ja nicht, ich jedenfalls schon.«
Jesses Augen verengten sich zu Schlitzen. »Schön.« Die anderen folgten ihm, nur Ray und Noel blieben zurück.
Ray grinste Vito an. »Seine Eltern erlauben ihm das Spiel zu Hause auch nicht.«
Vito sah über die Schulter. »Und macht Jesse Dominic jetzt Ärger?«
»Nee, keine Sorge. Jesse kann ihm gar nichts. Dom ist Captain vom Wrestling-Team.«
Vito verzog beeindruckt die Lippen. »Wow. Das wusste ich gar nicht.«
»Jedenfalls kann Dom gut auf sich selbst aufpassen«, sagte Ray. »Aber manchmal ist er einfach ein bisschen zu brav.«
Nun kam Dominic mit Pierce auf dem Rücken zurück. Der kleine Junge kam gerade aus dem Bad. Sein Haar war noch nass, und er trug einen Spiderman-Schlafanzug. Vito war froh, dass er das Spiel abgeschaltet hatte, bevor Pierce es sehen konnte.
Dom sah sich um. »Sind die anderen weg?«
Ray grinste wieder. »Ja. Der Sheriff hat Jesse aus der Stadt vertrieben.«
»Danke, Vito«, sagte Dom leise. »Ich wollte nicht, dass er sich das Spiel hier ansieht.« *
Vito wandte Pierce den Rücken zu, der vergnügt zu ihm hinüberkletterte. »Dann sag ihm das nächste Mal, er soll verschwinden. « »Das habe ich.«
»Okay, dann ... musst du ihm eben demnächst einen Arschtritt verpassen.«
»Oh«, rief Pierce. »Onkel Vitooooo! Das darf man nicht sagen.«
Vito zog den Kopf ein. Er hatte die »schwarze Liste« einen Moment lang vergessen. »Sorry, Kumpel. Meinst du, Tante Tess wäscht mir jetzt den Mund mit Seife aus?«
Pierce hüpfte auf seinem Rücken auf und ab. »Au ja, au ja.«
»Au ja, au ja«, sagte Tess im Korridor. Ihr Haar hing in feuchten Wellen herab. Offenbar hatte sie ebenfalls eine Menge Wasser abbekommen. »Nimm dich ein bisschen zusammen, Vito.«
»Ja, okay, ich streue Asche auf mein Haupt.« Er nickte Dom zu. »Du hast es gut gemacht, Kumpel. Und nächstes Mal machst du es noch besser.« Dann hopste er mit Pierce auf dem Rücken zu Tess. »Und? Hat sie's verstanden?«
Tess bezog sich auf das Päckchen, das sie für Sophie abgegeben hatte.
»Weiß nicht. Ihr Seminar wird jeden Moment zu Ende sein. Dann werde ich es wohl herausfinden. Aber danke, dass du das Blitzdings für mich gekauft hast. Wo hast du es überhaupt aufgetrieben?«
»In einem Laden für Partyzubehör auf der Broad Street. Der Typ wirbt damit, jedes Happy-Meal-Spielzeug zu haben, das je angeboten wurde. Der Neuralisator war ziemlich begehrt, als
Men in Black
rauskam.« Sie zog eine Braue hoch. »Du schuldest mir zweihundert Mäuse für Blitzdings und Vorhänge.«
Vito hätte Pierce beinahe fallen lassen.
»Was?
Was hast du denn für Vorhänge gekauft? Goldgewirkte?« Sie hob die Schultern. »Für die Vorhänge habe ich nur dreißig Dollar ausgegeben.«
»Du hast
hundertsiebzig Dollar
für ein Happy-Meal-Spielzeug verbraten?«
»Na ja, es war originalverpackt.« Ihre Lippen zuckten.
»Hoffentlich ist sie es wert.«
Er stieß den Atem aus. »Na, das hoffe ich auch.«
13. Kapitel
Dienstag, 16. Januar, 21.55 Uhr
Stimmt etwas nicht, Dr. J?« Sophie schaute auf und sah Marta über den Parkplatz auf sie zukommen. »Meine Kiste springt nicht an.« Seufzend stieg sie ab.
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