Todesschrei
Moment später. »Sie haben ziemlich viel gesagt, aber ich habe wenig verstanden. Der Mann hat das Reden übernommen. Die Frau wartete auf einer Bank. Er fragte mich nach Claire Reynolds. Ob ich sie kannte. Er sprach mit Akzent. Wie sagt man das in Ihrer Sprache ...« Er nannte ein Wort, das sie nicht kannte.
»Warten Sie.« Sie holte ein russisches Wörterbuch aus ihrem Rucksack und blätterte darin. Dann sah sie Yuri verwirrt an. »Er hatte einen gefährlichen Akzent?
Dangerous? «
»Nein, nicht gefährlich.« Er seufzte frustriert. »Er hat gesprochen wie ... Daisy Duke.«
Sophie blinzelte, dann lachte sie.
»Hazardous -
gewagt. Wie bei den Dukes of Hazzard ...
Ein Duke kommt selten allein. «
Yuri nickte. »Ich habe den Film gesehen. Sie sind weit hübscher als Jessica Simpson.«
Sophie lächelte. »Vielen Dank.« Sie schaute zu Vito auf. »Sie kamen aus dem Süden.« »Haben sie ihre Namen genannt?«
Yuri zog die Brauen zusammen. »Ja. Es war etwas wie D'Artagnan von den
Drei Musketieren,
aber mit einem V. Ja, genau, er sagte, sein Name sei Arthur Vartanian aus Georgia. Daran kann ich mich sehr gut erinnern, weil ich auch daher komme. Aus Georgien.« Er zog ironisch eine Braue hoch. »Die Welt ist klein, nicht wahr?« Vito schrieb den Namen und den Bundesstaat auf und dachte, dass Yuris »Georgia« wohl nicht nur geographisch sehr weit von dem amerikanischen entfernt lag. »Bitte verzeihen Sie meine ungebührliche Neugier«, sagte Sophie. »Aber würden Sie mir erzählen, was Sie in Georgien gemacht haben?«
»Ich war Chirurg. Aber im Herzen war ich vor allem Patriot und dafür habe ich zwanzig Jahre in Nowosibirsk verbracht. Als man mich freiließ, kam ich durch gute Menschen wie Barbara nach Amerika.« Er hob seine gebrochenen Hände. »Ich habe einen hohen Preis für meine Freiheit gezahlt.«
Sophies Kehle verengte sich. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
In Nowosibirsk befanden sich mehrere russischen Gefängnisse. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was er dort erlebt hatte.
Er sah ihre Erschütterung und tätschelte ihr unbeholfen das Knie. »Und was tun Sie, Sophie Alexandrowna, dass Sie meine Sprache so gut beherrschen?«
Ich habe Archäologie, Sprachen und Geschichte studiert.
Aber nichts davon kam aus ihrem Mund, denn plötzlich sah sie vor ihrem geistigen Auge die faszinierten Mienen der Kinder, die ihr während der Führung an den Lippen gehangen hatten. Die Geschichte dieses Mannes war mindestens genauso wichtig wie die, die sie diesen Kindern beizubringen versuchte. Nun, wahrscheinlich sehr viel wichtiger. »Ich arbeite in einem Museum. Es ist klein, aber wir haben ganz gute Besucherzahlen. Wir versuchen, der Geschichte ein wenig Leben einzuhauchen. Würden Sie vielleicht zu uns kommen und den Leuten von Ihren Erfahrungen erzählen?«
Er lächelte. »Ja, ich denke, das würde ich. Aber Ihr Detective sieht aus, als wolle er nun gehen.« Sophie küsste ihn auf beide Wangen. »Bleiben Sie gesund, Yuri Petrowitsch.«
Vito schüttelte vorsichtig Yuris Hand. »Vielen Dank.« »Diese beiden Leute«, sagte Yuri auf Englisch und zeigte auf die Zeichnungen. »Sie sind nicht gesund?« Vito schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Das sind sie ganz und gar nicht.«
Mittwoch, 17. Januar, 18.25 Uhr
Vito wartete, während Sophie den Wagen ihrer Großmutter auf dem Parkplatz der Wache abstellte. Als sie ausstieg, schob er ihr eine Hand ins Haar und küsste sie so, wie er sie hatte küssen wollen, seit sie die Bibliothek betreten hatte. Als er sich von ihr löste, seufzte sie.
»Ich hatte schon Angst, ich hätte mir das nur eingebildet.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft. »Dich.«
Sie sahen einander eine Weile an, dann zwang Vito sich, einen Schritt zurückzutreten. »Danke. Du hast es mir erspart, stundenlang auf einen Übersetzer zu warten.« Er nahm ihre Hand und führte sie zum Eingang. »Es war mir ein Vergnügen. Yuri hat gesagt, er würde in mein Museum kommen und dort einen Vortrag halten.« Vito sah sie überrascht an. »Ich dachte, es sei Albrights Museum und du würdest da nur arbeiten, bis du etwas Besseres gefunden hast.«
Sie grinste. »Manches verändert sich. Übrigens, Vito - Übersetzer verdienen ziemlich gut. Und kriegen sogar Überstunden bezahlt.«
»Ich versuche, etwas aus meinem Budget abzuzweigen.«
Und falls das nicht geht, bezahle ich sie aus eigener Tasche.
Sie sah ihn indigniert an. »Ich sagte, es war mir ein Vergnügen, dir zu helfen.«
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