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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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er ein neues Opfer. Und einen neuen Schrei.
    Er stieß sich vom Tisch ab und erhob sich steif. Diese verdammten Winter in Philadelphia. Heute waren die Schmerzen wirklich stark. Abgesehen von dem Rausch, den seine Kunst ihm verschaffte, hatte sie noch einen anderen Nutzen - wenn er malte, vergaß er den Phantomschmerz, für den es keine Heilung gab, keine verdammte Erleichterung.
    Er hatte die Tür seines Ateliers erreicht, als ihm etwas einfiel. Dienstag. Die Rechnungen des alten Mannes waren am Dienstag fällig. Sie zu bezahlen war notwendig. Solange die Hypothek und die Nebenkosten rechtzeitig bezahlt wurden, würde sich niemand wundern, wohin der alte Artie und seine Frau verschwunden waren. Niemand würde sie suchen, und genau so sollte es sein. Er wandte sich wieder seinem Computer zu. Er würde morgen mit dem neuen Opfer zu tun haben, also zahlte er lieber jetzt.
     
    Dutton, Georgia, Sonntag, 14. Januar, 14.15 Uhr
    »Gut, dass du so schnell gekommen bist, Daniel.« Sheriff Frank Loomis warf einen Blick über die Schulter, bevor er sich abwandte, um die Haustür aufzuschließen. »Ich war mir nicht sicher, ob du überhaupt kommen würdest.«
    Daniel Vartanian wusste, dass die Bemerkung berechtigt war. »Er ist noch immer mein Vater, Frank.« »Uh.« Frank runzelte die Stirn, als das Schloss sich nicht rührte. »Ich war mir sicher, dass das der richtige Schlüssel war. Ich habe ihn bekommen, als deine Leute das letzte Mal länger Urlaub gemacht haben.«
    Daniel sah zu, wie Frank verschiedene Schlüssel ausprobierte, und spürte, wie sich die dumpfe Vorahnung in seinen Eingeweiden verstärkte und zu nackter Angst wurde. »Ich habe einen Schlüssel.«
    Frank trat mit einem verärgerten Blick zurück. »Warum hast du das nicht gleich gesagt, Junge?« Daniel zog eine Braue hoch. »Ich wollte hier nicht einfach reinplatzen«, sagte er sarkastisch. »>Von wegen Gesetz und Hausfriedensbruch und so.<« Womit er das wiederholte, was Frank am vergangenen Abend am Telefon gesagt hatte. Frank hatte angerufen, um ihm zu sagen, dass seine Eltern nicht auffindbar waren und dass er sich allmählich Sorgen machte.
    »Zieh dir den Stock aus dem Hintern,
Special Agent
Vartanian, oder ich mach's und verprügele dich damit.« Das war keine leere Drohung. Mehr als einmal hatte Frank in früheren Zeiten Daniel wegen eines dummen Streichs vertrimmt, aber Daniel wusste, dass er Frank etwas bedeutete, und das war mehr, als man von seinem eigenen Vater hätte sagen können. Richter Arthur Vartanian hatte immer zu viel zu tun gehabt, um sich um seinen Sohn zu kümmern.
    »Mach dich nicht über unsere GBI-Stöcke lustig«, sagte Daniel lässig, obwohl sein Herz jetzt hämmerte. »Das ist die neuste Technologie, wie alle unsere Spielzeuge. Selbst du wärst beeindruckt.«
    »Verdammte Bürokraten«, murmelte Frank. »Die bieten einem >Technologie< und >Fachwissen<, aber nur dann, wenn sie den Fall an sich reißen können. Und wenn sie's tun, fallen sie hier ein wie eine Heuschreckenplage.« Auch das war eine weise Beobachtung, obwohl Daniel zweifelte, dass seine Vorgesetzten im Georgia Bureau of Investigation das genauso sehen würden. Er hatte endlich den Schlüssel gefunden, musste sich nun aber darauf konzentrieren, seine bebenden Hände still zu halten. »Ich gehöre auch zu der Heuschreckenplage, Frank.« Frank schnaufte verächtlich. »Verdammt, Daniel, du weißt genau, was ich gemeint habe. Art und Carol sind deine Eltern. Ich habe
dich
angerufen, nicht das GBL Ich will nicht, dass mein Bezirk von Bürokraten überrannt wird.« Daniels Schlüssel passte auch nicht. Aber es war schon lange her, so dass das nichts weiter bedeuten musste. »Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?« »Im November. Etwa zwei Wochen vor Thanksgiving. Deine Mutter war auf dem Weg zu Angie's, und dein Vater unten am Gericht.«
    »Also an einem Mittwoch«, sagte Daniel, und Frank nickte. Angie's war der Schönheitssalon des Städtchens, zu dem seine Mutter seit einer Ewigkeit jeden Mittwoch ging. »Aber was wollte Dad denn am Gericht?« »Er kommt überhaupt nicht gut klar mit seiner Pensionierung. Er vermisst seine Arbeit. Die Leute.«
Arthur Vartanian vermisst vor allem die Macht, die er als Richter in der kleinen Stadt hatte,
dachte Daniel, sprach es aber nicht aus. »Du hast gesagt, der Arzt meiner Mutter habe dich angerufen.«
    »Ja. Und da ist mir aufgefallen, wie lange ich die beiden nicht mehr gesehen habe.« Frank seufzte. »Tut mir leid, Junge.

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