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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sich seinen Weg durch die Kinderschar bahnte. Mit ausgestreckten Armen begrüßte Johannsen den Mann herzlich, der, wie er überrascht feststellte, doch gar nicht so alt war. Es war keine Verkleidung, die ihn getrogen hatte. Der Mann war offenbar äußerlich schneller gealtert als üblich. Durch Misshandlung, vermutet er. Und die verkrüppelten Hände bestätigten seinen Verdacht.
    Er fragte sich unwillkürlich, wie viel Grausamkeiten der Mann erlitten hatte und wie lange es wohl dauerte, bis man einen Menschen so weit hatte. Er hätte gern die Augen des Mannes gemalt. Bestimmt hatte der andere eine verteufelt hohe Schmerzgrenze und hielt länger aus als die hübschen Models.
    Johannsen und der Mann begannen, in einer Sprache zu sprechen, die nach Russisch klang. Als sie ihn zur Tür begleitete, trat er vor.
    Und in diesem Moment klingelte sein Handy. Die Köpfe wandten sich zu ihm um, und hastig beugte er sich über seinen Stock.
    Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen gehörte nicht zu seinem Plan. Er verließ das Museum so rasch, wie es seine Rolle als alter Mann erlaubte und klappte draußen das Handy auf. Van Zandts Durchwahl. Mit gerunzelter Stirn rief er zurück. »Frasier Lewis.« »Ich muss mit dir reden.«
    »Ich kann in den nächsten Tagen vorbeikommen. Vielleicht nächsten Dienstag.«
    »Nein. Ich muss noch heute mit dir sprechen, Frasier. Derek ist gestern ausgestiegen.«
    Und ob er das war. In mehr als einer Hinsicht. »Tatsächlich? Wieso denn?«
    »Er wollte die Kontrolle über den künstlerischen Teil nicht abgeben. Ich habe einen Vertrag für dich vorbereitet. Heute Nachmittag bin ich in Philadelphia. Wir treffen uns um sieben zum Essen. Du kannst den Vertrag unterschreiben, und ich verschwinde wieder.«
    »Executive Art Director ?«, fragte er, und Van Zandt lachte. »So steht's im Vertrag. Bis später.«
     
    New York City, Donnerstag, 18. Januar, 12.30 Uhr
    »Ich wusste doch, dass die Wette keine ist«, brummelte Vito.
    Nick nickte, während er mit verschränkten Armen beobachtete, wie die zwei New Yorker Detectives überall dort nachsahen, wo sich ein Mann verstecken konnte. Oder versteckt werden konnte. »Und nun?« »Am besten eine Fahndungsmeldung rausgeben. Sieht aus, als wären die beiden hier fertig.«
    Die zwei NY-Cops kamen ins Wohnzimmer zurück. Sie hießen Carlos und Charles.
    Beinahe so gut wie Nick und Chick, dachte Vito, aber nur beinahe.
    »Er ist nicht hier«, sagte Carlos. »Tut mir leid.« »Danke«, erwiderte Vito. »Wir hatten auch nicht ernsthaft damit gerechnet, aber ...«
    Charles nickte. »Ihr Jungs habt zehn Leichen bei euch. Wir hätten auch nachgesehen.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«, fragte Carlos. »Ist der Bursche verdächtig?«
    »Wir halten ihn nicht für den Mörder«, sagte Nick, »aber er hat vielleicht eine Ahnung, wer es ist.« »Wir könnten eine Suchmeldung für Sie rausgeben«, erbot sich Carlos.
    »Das wäre fein.« Vito nahm ein gerahmtes Foto in die Hand. Darauf war Harrington mit einer Frau und einem Mädchen im Teenageralter zu sehen. »Er ist anscheinend verheiratet und hat eine Tochter. Können wir die Frau ausfindig machen?«
    »Wir kümmern uns drum«, sagte Carlos. »Sonst noch etwas?«
    Nick zuckte die Achseln. »Gibt es hier vielleicht einen netten Laden, in dem wir etwas zu essen bekommen?«
     
    Philadelphia, Donnerstag, 18. Januar, 14.15 Uhr
    »Kann ich Ihnen helfen?« Der Junge hinter dem Tresen war noch ein echter Milchbart.
    Das hoffe ich doch sehr.
Die Adresse, die seine Mutter auf dem Zettel notiert hatte, war eine Agentur für Postfachvermietung auf der anderen Seite der Stadt. Er hatte draußen eine Weile im Auto gesessen und mit sich gerungen, ob er seinen Chef anrufen und die Sache zu einer offiziellen Ermittlung machen sollte, aber »Ich weiß, was Ihr Sohn getan hat« verfolgte ihn. Und so war er doch hineingegangen und stand kurz davor, einmal mehr seine Marke zu missbrauchen, um das Gesetz zu umgehen. »Ich muss ein Postfach einsehen.«
    Der Junge nickte. »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«
    Daniel reichte ihm seine Marke und sah zu, wie sich die Augen des Jungen weiteten.
    »Ich, äh ... werde nachsehen, Special Agent Vartanian.« Der Junge war so beeindruckt von seinem Beruf, dass er seinen Namen eingab, ohne nach der Fachnummer zu fragen. Er sah auf und ging. »Einen Augenblick, Sir.« Daniel wollte ihn erst zurückhalten, biss sich aber auf die Lippe. Sein Name stand im Computer. Er hatte noch nie zuvor einen Fuß in diese Stadt

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