Todesschrein
sechstausend Besen für die Arbeiter, um den täglich anfallenden Schmutz zu entfernen, tragbare Schirme für den Fall, dass es regnete. Und schließlich zwölf große Kisten mit Ventilatoren, die zur Belüftung an entsprechenden Stellen innerhalb der Großen Moschee aufgestellt werden sollten.
Doch Al-Sheik hatte mit den Sicherheitsmaßnahmen nichts zu tun. Dafür war die saudi-arabische Geheimpolizei zuständig.
In einem abgesperrten Bereich des Frachtterminals wurden bereits Lastwagen beladen, um sicherheitsrelevante Gerätschaften nach Mekka zu bringen – unter anderem eine vollständig ausgerüstete Kommandoeinrichtung mit Funkgeräten und Videoüberwachung; einhunderttausend Schuss Munition und Tränengas für den Fall, dass es zu Unruhen kommen sollte; eintausend Plastikhandschellen; vierzig ausgebildete Hunde mitsamt Zwingern, Nahrung und zusätzlichen Leinen und Halsbändern sowie ein Dutzend gepanzerte Mannschaftswagen, vier Panzer und Tausende von Soldaten.
Der alljährliche Haddsch war ein Riesenunternehmen, deren Kosten die saudische Königsfamilie übernahm.
Al-Sheik betrachtete sein Klemmbrett und hakte dann einen Lastwagen ab, der soeben das Flughafengelände verließ.
Der Emir hatte seinen heißen Tee getrunken und Cabrillo fast zwanzig Minuten lang zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. Schließlich trat Stille ein.
»Gestatten Sie mir, Sie wenigstens ansatzweise mit der Geschichte des Islam vertraut zu machen?«
»Sehr gern«, sagte Cabrillo.
»Es gibt drei wichtige Orte für die islamische Religion, und zwar liegen zwei dieser Orte in Saudi-Arabien und der dritte in Israel. Der erste und heiligste Ort ist die Al-Haram-Moschee in Mekka, wo sich die Kaaba befindet, der zweite Ort ist Masjid al-Nabawi, die Moschee des Propheten in Medina, mit dem Grab Mohammeds. Der dritte Ort ist Masjid al-Aksa in Jerusalem, wo Mohammed auf einem Pferd zum Himmel aufgefahren ist, um mit Allah zu sprechen.« Der Emir machte eine kurze Pause, trank von seinem Tee und fuhr dann fort.
»Die Kaaba ist für Muslime von ganz besonderer Bedeutung. Sie ist der Ort, an dem fünfmal am Tag gebetet wird: der Mittelpunkt unseres Glaubens. Hinter den Tüchern, die den heiligen Ort der Kaaba verhüllen, in dem Gebäude selbst, befindet sich der so genannte Schwarze Stein, den Abraham vor vielen Jahrhunderten gefunden und eigenhändig dort abgesetzt hat.«
Juan Cabrillo und Pete Jones nickten.
»Wie Sie bereits erwähnten, soll es sich bei diesem Stein um einen Meteoriten handeln, der von Allah den Gläubigen geschickt worden ist«, fügte der Emir hinzu.
»Könnten Sie den Stein etwas genauer beschreiben?«, fragte Jones.
Der Emir nickte. »Ich habe ihn selbst schon mehrmals berührt. Der Stein ist rund, mit einem Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern. Und er ist schwarz. Was sein Gewicht betrifft, so kann ich nur schätzen, und ich würde sagen, er dürfte um die hundert Pfund schwer sein.«
»Das sind ungefähr auch die Maße des auf Grönland gefundenen Meteoriten«, stellte Cabrillo fest.
Die Miene des Emirs zeigte einen Ausdruck des Erschreckens.
»Ich habe vergessen, etwas Bestimmtes zu erwähnen, Euer Exzellenz«, sagte Cabrillo. »Unsere Wissenschaftler haben Grund zu der Annahme, dass in dem Grönland-Meteoriten ein Virus eingeschlossen ist, das freigesetzt werden könnte, wenn die Kugel gespalten wird.«
»Was für eine Art von Virus?«, wollte der Emir wissen.
»Ein Virus, das Sauerstoff mit enormer Geschwindigkeit verschlingt«, erklärte Cabrillo, »und auf diese Art und Weise ein Vakuum erzeugt, das alles, was sich in seiner Nähe befindet, in sich hineinsaugt.«
»Das wäre der Weltuntergang.« Der Emir war entsetzt. »Ich muss irgendwie nach Saudi-Arabien«, sagte Cabrillo schnell, »um das zu verhindern.«
»Dies, mein Freund, ist schwieriger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag«, sagte der Emir. »Seit dem Golfkrieg 2003 unterhalten König Abdullah und ich eine ziemlich schwierige Beziehung. Meine umfangreiche und ständige Unterstützung der Vereinigten Staaten – ich gestatte Soldaten ungehinderten Zugang in mein Land und den Bau einer Flugbasis – hat unsere Freundschaft empfindlich gestört, zumindest nach außen hin. Um die Hardliner in seinem Land friedlich zu stimmen und an der Macht zu bleiben, hat er mich öffentlich angreifen und verurteilen müssen.«
»Wenn Sie ihm die drohende Gefahr erklären, wird er sich gewiss besinnen«, sagte Jones.
»Ich werde es gerne
Weitere Kostenlose Bücher