Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
noch zwei Morde aufzuklären, und jeder unserer Schritte wird genau verfolgt.«
Brodersen gab ihr zu verstehen, dass sie für den Moment entlassen war, und Rebekka erhob sich wütend.
»Ihr ruft mich hier rein und braucht knapp drei Minuten, um mir mitzuteilen, dass der Kollege, mit dem ich die letzten acht Monate zusammengearbeitet habe, darauf steht, sich Vergewaltigungen von kleinen Kindern anzusehen, und dann schickt ihr mich wieder weg. Das ist nicht in Ordnung. Wo ist Reza jetzt? Woher wollt ihr wissen, dass sich nicht jemand anderes in seinen Computer eingeloggt und die Fotos heruntergeladen hat? Unsere Büros sind schließlich nicht abgeschlossen. Wie seid ihr überhaupt auf den Gedanken gekommen, seinen Computer zu durchsuchen?«
»Immer mit der Ruhe, Rebekka.« Gundersens Stimme durchschnitt die dicke Luft. »Wir haben einen Hinweis bekommen, und wir haben diverse Computer durchsucht, nicht nur Rezas. Näheres können wir dir nicht sagen, da eine interne Untersuchung läuft.«
»Von wem habt ihr den Tipp?«
Keiner der beiden antwortete ihr. Brodersen trat um den Schreibtisch herum und stand kurz darauf neben ihr, sie konnte sein Aftershave riechen, es war seit Jahren derselbe Duft. Rebekka erhob sich und merkte, wie ihre Beine zitterten.
»Rebekka, du scheinst sehr aufgewühlt.« Brodersen legte ihr die Hand auf den Arm. Normalerweise fand sie eine solche Geste beruhigend, doch jetzt beunruhigte sie sie. Sie zog den Arm weg, spürte die Verzweiflung im Hals kratzen und eilte zur Tür.
»Rebekka, lass uns doch …«
Sie blieb nicht stehen, sondern lief den Gang entlang und schaffte es gerade noch in die Damentoilette, bevor ihr die Tränen in die Augen schossen. Lange saß sie auf dem Toilettendeckel und weinte, bis sie sich ganz leer fühlte. Dann fischte sie ihr Handy aus der Tasche und rief Reza an. Er meldete sich nicht.
—
»Wie gut kennst du deinen Partner, diesen Reza?«
Ryan brach das Brot in zwei Stücke, krosse, hellbraune Krümel fielen auf die rot karierte Tischdecke. Sie hatte Ryan angerufen, als sie sich nicht länger auf die Arbeit hatte konzentrieren können, und er hatte ihr vorgeschlagen, sich zu einem frühen Abendessen zu treffen. Das passte ihr gut, denn sie hatte sich entschlossen, ins Sommerhaus zu fahren und dort zu übernachten und über ihre Situation nachzudenken.
Jetzt saßen sie in einem Restaurant in der Havnegade – bei Tony. Sie hatte den ganzen Tag versucht, Reza zu erreichen, doch ohne Erfolg. In dem Augenblick, als sie sich setzte, war sie auch schon mit der Geschichte von Reza und den Kinderpornos herausgeplatzt. Zunächst hatte sie das Gefühl, ihren Partner zu verraten, sich illoyal zu verhalten, doch mit fortschreitendem Bericht überzeugte sie sich selbst, dass es nicht anders ging. Wenn jemand Reza helfen konnte, war das Ryan. Er hörte ihr aufmerksam zu, und sie sah dankbar zu ihm hinüber, während sie von ihrem Mineralwasser trank und über seine Frage nachdachte.
»Ich denke, dass ich Reza ziemlich gut kenne. Wir sind, wie gesagt, seit ungefähr acht Monaten Partner und kommen super miteinander aus. Wir verstehen einander auch ohne Worte, unterstützen uns gegenseitig und übernehmen, wenn der andere das braucht. Ich habe nie, absolut nie das Gefühl gehabt, dass er auf Kinder steht. Nie.«
»Umso mehr verstehe ich, dass du geschockt bist.«
»Es ist nicht bewiesen, dass Reza etwas damit zu tun hat«, antwortete sie schnell und schärfer als beabsichtigt.
»Da hast du recht. Nichts ist bewiesen, noch nicht«, sagte Ryan und lächelte ihr beruhigend zu. »Ich bin mir sicher, dass die interne Untersuchung klären wird, was Sache ist, und wenn Reza unschuldig ist, dann wird sich das herausstellen. Aber ich bin dennoch beunruhigt, das muss ich zugeben.«
Rebekka blickte in Ryans besorgte Augen, und ihre Hoffnung schwand. Der Gedanke, dass ein Insider hinter den Morden an Sofie und Caroline stehen könnte, tauchte wieder auf. Man hatte schwarze Haare auf Carolines Körper und Stiefeln gefunden – und Reza hatte schwarze Haare. Rebekka schob den Gedanken zur Seite. Es war undenkbar, dass er etwas mit den Morden zu tun hatte. Undenkbar.
Sie aßen einige Minuten schweigend, bevor Ryan erzählte, dass sich der Endspurt zwischen ihm und Ted heftiger und hässlicher gestaltete denn je und dass ihr Chef täglich anrief, um sich über die Meetings zu informieren.
»Das ist typisch Castillo, uns bis zum Schluss unter Druck zu setzen. Die Einführung
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