Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
berührte sie.
Rebekka öffnete die Tür zu ihrem Büro und schaltete den Fernseher ein, der in einer Ecke hing. Gerade liefen die Nachrichten, und auf dem Bildschirm erschien Brodersen, ernst, die Hände auf dem Rücken, während er kurz die wenigen Fakten wiedergab, die sie hatten.
Reza kam herein, er verschickte eifrig SMS und gab einen erschrockenen Aufschrei von sich, als er Rebekka im Halbdunkel sitzen sah.
»Habe ich dich erschreckt?«
»Ich dachte, du wärst gefahren.« Er schnitt eine Grimasse, eilte zu seinem Schreibtisch und sammelte schnell seine Sachen zusammen.
»Können wir nicht noch eine Tasse Chai zusammen trinken? Wie sonst. Es ist so lange her, dass wir miteinander geredet haben.«
Rebekka drehte ihren Bürostuhl zu Reza hin. Er sah schnell zu ihr hinüber. »Das müssen wir auf morgen verschieben, Rebekka. Ich hab es total eilig.«
»Alles klar. Ich freue mich schon darauf, mehr über deine Ferien zu erfahren.«
»Ja«, murmelte Reza, verabschiedete sich und verschwand aus der Tür.
Sie schloss einige Sekunden die Augen, versuchte, den Kopf durch eine kurze Meditation freizubekommen, gab ihr Vorhaben jedoch schnell wieder auf. Das Adrenalin pumpte mit unverminderter Kraft durch ihre Adern, sie konnte nichts dagegen tun. Sie richtete sich in ihrem Stuhl auf, streckte den Rücken und ging noch einmal die wenigen Zeugenaussagen durch.
—
Nach einer unruhigen Nacht mit wirren Träumen schlug Rebekka verwirrt die Augen auf. Sie erinnerte sich nicht genau an die Träume, doch sie lagen wie eine dünne, klebrige Haut auf ihren Gedanken und machten es ihr schwer sich zu konzentrieren. Sie entschloss sich, eine Runde zu laufen, es war schließlich erst kurz nach sechs, und bis zu der Morgenbesprechung um acht war noch reichlich Zeit. Sie zog ihre Laufsachen an, schnürte die neuen Schuhe zu, die ihr in Neonpink entgegenleuchteten, und lief los.
Es würde ein warmer Tag werden, die Sonne stand bereits hoch am Himmel, klar und gelb, und die Vögel sangen in den Gärten, an denen sie vorbeikam. Sie entschied sich für die Runde über den Vestre Kirkegård, sie wechselte immer zwischen dieser Strecke und der durch Søndermarken ab. Der Kies knirschte unter den neuen Schuhen, die Muskeln wurden langsam warm und weich, und Rebekka spürte ihren Puls rhythmisch schlagen. Die verwirrenden Träume verflüchtigten sich allmählich, und genau eine Stunde später traf sie mit roten Wangen und einem klaren Kopf im Präsidium ein.
Das Briefing war kurz und bündig. Die nächtliche Suche nach Sofie hatte – leider – nichts ergeben. Es war ihnen auch nicht gelungen, mit Sofies biologischem Vater, Allan Larsen, in Kontakt zu kommen, und man hielt die Möglichkeit, dass er in ihr Verschwinden involviert sein könnte, für groß. Der Fall sah am ehesten nach einer familiären Entführung aus. Die Presse hatte die Geschichte mit offenen Armen aufgenommen, es waren Sommerferien und damit Saure-Gurken-Zeit. Sofies Gesicht prangte auf den Titelseiten aller Tageszeitungen, und die Fernsehsender brachten ihr Verschwinden als die Story. Rebekka blickte sich um, hielt nach Reza Ausschau und sah ihn in der Tür stehen, wieder schrieb er eine SMS . Sie winkte ihm zu, und er lächelte schnell zurück.
Auf dem Weg in ihr gemeinsames Büro besprachen sie die Strategie für die bevorstehenden Befragungen. Rebekka schlug vor, mit Sofies Eltern anzufangen, danach mit den Geschwistern und den Nachbarn, die beim Ausflug dabei gewesen waren, zu sprechen und schließlich ihrem Onkel Bo einen Besuch abzustatten.
—
»Meine Mutter schläft, und Steffen ist drüben bei seiner Arbeit im Jugendklub.«
Ein pickliger Junge im Teenageralter ließ Rebekka und Reza in die Wohnung.
»Du musst Sofies großer Bruder Mark sein, nicht wahr?«
Der Junge nickte, und eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht.
»Wir müssen ohnehin mit dir reden, dann können wir ja gleich damit anfangen«, schlug Rebekka vor.
Kurz darauf saß sie auf der Bettkante in Marks engem, verrauchtem Zimmer. Reza war in den Klub gegangen, um sich mit Steffen zu unterhalten. Mark saß in der hintersten Ecke seines Betts und rauchte mit zusammengekniffenen Augen eine Zigarette, während Rebekka ihm erklärte, dass er nicht verpflichtet sei, mit ihr zu reden. Mark nickte, meinte aber, dass er gerne mit ihr sprechen wolle.
»Es muss schwer für dich sein im Moment.« Rebekka sah ihn eindringlich an, doch er antwortete nicht, sondern schien ganz mit seiner
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