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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Sie war sich insgesamt sehr unsicher …«
    »Sie hatte nicht die geringsten Zweifel, als sie das Foto von Allan Larsen gesehen hat.«
    »Ich meine nur, dass es andere in Sofies Umfeld gibt, die es ebenfalls verdienen, unter die Lupe genommen zu werden. Eine depressive Mutter, ein aggressiver Stiefvater, ein Onkel, der …«
    »Rebekka, keine Sorge. Wir gehen professionell vor und sehen uns alle Möglichkeiten ganz genau an.« Gundersens Stimme troff vor Sarkasmus.
    »Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass ich das Gefühl habe …«
    Gundersen lächelte sie höhnisch an. »Mit Gefühlen kommen wir hier in der Abteilung nicht weiter.«
    Gundersen und Simonsen sahen sich an, und auch Simonsens Lächeln wurde immer spöttischer. Rebekka lehnte sich zurück und umklammerte den Stuhl, während sie beiden einen hasserfüllten Blick zuwarf.
    Als sie kurz darauf in ihrem Büro saß, holte sie ein Blatt Papier aus der Schreibtischschublade. In die Mitte schrieb sie Sofie und malte einen Kreis darum herum, in den sie Steffen , Bo , Mark und Allan schrieb. Vier Personen in der nächsten Umgebung, die kein Alibi für die Stunden hatten, in denen Sofie verschwunden war. Mark setzte sie schnell in Klammern. Was sollte er für ein Motiv haben? Zum anderen bezweifelte sie, dass er genug Initiative besaß, um eine Entführung durchzuziehen. Er hatte keinen Führerschein, und, was am wichtigsten war, die Beschreibung des Entführers passte nicht auf ihn.
    Sie holte sich Allan Larsens Strafregisterauszug. Wie Gundersen gesagt hatte, war Allan Larsen diverse Male verurteilt worden, meistens wegen Diebstählen, aber nie wegen Gewaltdelikten. Die Stadtverwaltung hatte eine Unmenge an Material über Allan Larsen geschickt. Der Mann war im Vorruhestand, und das seit frühester Jugend. Er litt an Hepatitis C und war der Krankenakte zufolge ein Mensch, der sowohl physisch als auch psychisch von seinem schweren Leben gezeichnet war. Es gab keine Vermerke bezüglich irgendwelcher Drohungen. Ganz im Gegenteil beschrieben diverse Sachbearbeiter Allan Larsen als einen Mann ohne große Ressourcen, der jedoch freundlich und kooperativ war. Er hatte mehrere Entzüge hinter sich, doch es war ihm nie gelungen, länger als ein paar Monate trocken und clean zu bleiben.
    —
    Bo erwachte davon, dass ihm die Sonne ins Gesicht schien. Er blieb einen Moment ganz still liegen, fast ohne zu atmen, während er die Wärme genoss, die sich wie eine Liebkosung auf seiner Haut anfühlte. Kurz darauf schlug er die Augen auf, blinzelte ins Licht und wunderte sich, dass die Sonne überhaupt durch die schmutzigen Fenster drang. Er hatte nie Fenster geputzt, obwohl er seit knapp zehn Jahren in der Wohnung wohnte. Vielleicht war das Licht ein Zeichen?
    Bo zweifelte nicht, dass es mehr gab als die sichtbare Welt. Er spürte das, hatte oft einen siebten Sinn, fing Stimmungen und Gefühle ein und wusste bisweilen schon im Vorfeld, was gleich passieren würde. Allerdings behielt er seine übernatürlichen Wahrnehmungen für sich; die wenigen Male, die er versucht hatte, Steffen in seine Gedanken einzuweihen, hatten damit geendet, dass der Bruder sich vor Lachen gekrümmt hatte. Steffen hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass Bo seiner Meinung nach Unsinn redete, wenn er über Dinge aus dem Jenseits sprach, und deshalb schwieg Bo lieber.
    Aber die kleine Blaumeise, die einmal am Todestag ihrer Mutter auf seinem Balkon gesessen hatte, war ganz sicher die Mama gewesen. Das wusste er einfach. Sie hatte dort auf dem Balkon gesessen und so schön gesungen, und als er die Balkontür geöffnet hatte, war sie nicht weggeflogen, sondern hatte nur den Kopf schräg gelegt, ihn angesehen und weitergezwitschert.
    Bo rollte sich auf die Seite. Sein Körper tat weh und war schwer, fast wie tot, und er streckte vorsichtig die Glieder, um sie zum Leben zu erwecken. Jetzt musste er nur noch aufstehen, irgendwie ins Bad kommen und dann in die Küche, um zu frühstücken. Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte einzukaufen, im Kühlschrank herrschte gähnende Leere. Am Vorabend war er schwindelig vor Hunger ins Bett gesunken.
    Er musste sich zusammenreißen und nicht immer die gesamte Sozialhilfe für Hasch ausgeben. Bo schloss die Augen. Es gab so viel, was man im Leben tun musste, und er verstand nicht, wie andere Menschen die täglichen Aufgaben wie Arbeiten, Saubermachen und Kinder aufziehen so leicht bewältigten, wenn er es nicht einmal fertigbrachte, aus dem Bett aufzustehen.

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