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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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darauf wieder unter Kontrolle hatte, fuhr sie fort: »Darüber hinaus ist Nete kein einfaches Mädchen, das muss ich schon sagen. Sie ist niemand, der leicht Kontakt zu anderen Leuten bekommt. Manche Menschen sprechen einfach die Fürsorglichkeit oder den Beschützerdrang anderer an, aber so ist meine Tochter nicht. Leider. Es braucht Zeit, bis sie einen an sich heranlässt.«
    »Ane«, sagte Rebekka leise, »Sie sind jetzt formell des Mordes beschuldigt. Sie haben ein Recht auf einen Anwalt …«
    »Das weiß ich, aber ich möchte Ihnen jetzt gerne die Wahrheit erzählen. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit …«
    Wieder ein tiefer, röchelnder Laut. Rebekkas Kehle schnürte sich zusammen vor Mitleid. »Ihre Nachbarn, das ältere Ehepaar, sie haben so liebevoll von Nete gesprochen.« Rebekka merkte, dass ihr die Stimme versagte. Sie fühlte sich seltsam matt, als würde alles Blut aus ihrem Kopf weichen.
    »Gerda und Svend sind lieb, sehr lieb und waren während meiner Krankheit eine unschätzbare Hilfe. Aber auf lange Sicht können sie sich nicht um Nete kümmern. Sie sind zu alt. Gerda hat Hüftprobleme, Svend einen schweren Diabetes. Ich glaube nicht, dass ihnen mehr als einige Jahre bleiben, bevor sie in ein Altenheim oder ein Pflegeheim müssen. Darüber hinaus haben sie eigene erwachsene Kinder und Enkelkinder, sie haben genug mit sich selbst zu tun. Das stellt man fest, wenn man in einer Situation ist wie ich.«
    Ein Schweigen entstand, das immer drückender wurde, bis Ane Lindemann es brach.
    »Meine kleine Netemaus.« Ihre Stimme war belegt, als würde das Geständnis die Schleusen der Trauer öffnen.
    Rebekka schluckte. »Was genau ist passiert, Ane?«
    Die Frau führte ihre schmalen, blassen Hände zum Gesicht. Ihre Augen schlossen sich halb. »Ich hatte solche Angst, was wohl aus Nete werden würde, wenn ich nicht mehr bin. Ich konnte merken, wie er sich anschlich, der Tod, und ich fühlte mich so verloren, so allein mit allem. Ich habe mehrmals Kontakt zum Jugendamt aufgenommen, und sie haben mir etwas von Pflegefamilien und so erzählt, aber es ist ihnen nicht gelungen, eine Familie für mich zu finden, die mich entlastet hätte, obwohl ich im letzten halben Jahr darum gefleht und gebettelt habe. Nete hat meine Angst natürlich gespürt, wenngleich ich alles getan habe, sie vor ihr zu verbergen. Sie hatte Angst. Sie hat jeden Abend geweint, dass ich nicht gehen darf, wenn ich sie ins Bett gebracht habe. Wenn sie in der Schule war, hat sie in jeder Pause angerufen, um zu sehen, ob ich noch lebe. Es war furchtbar. Sie hat gelitten, und ich habe gelitten.«
    »Hat sie gewusst, dass Sie im Sterben liegen?«
    Ane Lindemann nickte. »Wir haben nicht darüber gesprochen. Das konnten wir nicht. Aber wir haben darüber gesprochen, dass wir uns auf der anderen Seite treffen. Irgendwann. Das hat sie ein wenig getröstet.«
    Ane Lindemann griff erneut nach Rebekkas Hand und drückte sie so fest, wie sie es mit ihren kraftlosen Fingern konnte. Rebekka ließ es zu, während sie sich hart auf die Lippe biss.
    »Wir haben immer gern geangelt, Nete und ich. Und wir haben regelmäßig die Hütte meines Vetters genutzt, die direkt am See liegt. Nete ist sehr gern dort. Sie hat mich immer wieder gebeten, für ein paar Tage dorthin zu fahren, und ich wollte ihr diesen Wunsch gerne erfüllen. Ich wusste ja, dass das unser letzter gemeinsamer Ausflug werden würde.«
    Ane Lindemann schwieg. Kurz darauf schlug sie die Augen wieder auf und fuhr fort: »In den Tagen vor unserem Ausflug ging es Nete sehr schlecht. Sie war sehr gereizt, empfindlich. Vielleicht hatte es auch mit der Pubertät zu tun, ich weiß es nicht, aber ich habe mehrere Nächte wach gelegen und mir Gedanken gemacht. Ich sah keinen Ausweg, während ich gleichzeitig gespürt habe, wie mein Körper immer schwächer wurde. Eines Nachts habe ich dann den Entschluss gefasst. Als ich den ersten Schock überwunden hatte, dass ich so etwas überhaupt denken konnte, bin ich ganz ruhig geworden. Friedlich.«
    Ane Lindemann lächelte vorsichtig. »Wir hatten einen schönen Tag. Die Sonne hat geschienen, wir hatten uns zu Hause Butterbrote geschmiert, und ich habe für Nete warmen Kakao in der Thermoskanne mitgenommen. Sie liebt warmen Kakao. Ich habe ganz viele Schlaftabletten hineingetan. Als wir in der Hütte angekommen sind, haben wir gegessen, und dann haben wir uns mit unseren Angelsachen ans Ufer gesetzt. Nete hat einen Barsch gefangen, einen kleinen, aber sie war

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