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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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als Rebekka ihm von Nete Lindemann erzählte, fasste er sich und hörte ihr aufmerksam zu. Sie konnte fast sehen, wie sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete, während eine Theorie die nächste ablöste. Sie reichte ihm ein Foto von Nete Lindemann, und er bat sie, noch einmal ganz von vorn anzufangen.
    »Das klingt absolut merkwürdig«, sagte er anschließend und strich sich nachdenklich durch die spärlichen Haare.
    »Das finde ich auch«, antwortete Rebekka eifrig. »Die ganze Geschichte, dass die Tochter aus der Hütte verschwunden sein soll, während die Mutter zu viele Tabletten genommen hat – ich weiß nicht.«
    »Fahr hin und sprich noch einmal mit der Mutter. Sieh zu, ob du nicht mehr über ihre gemeinsame Geschichte herausbekommst. Es könnte sich um eine Familientragödie handeln.«
    Rebekka nickte. Sie hatte bereits im Vorfeld beschlossen, noch einmal eingehender mit Ane Lindemann zu reden und deshalb das Reichskrankenhaus kontaktiert, um sich nach ihrem Zustand zu erkundigen. Dort hatte sie erfahren, dass Ane Lindemann auf eigenen Wunsch ins Sankt-Lukas-Hospiz gebracht worden war.
    »Da fahre ich jetzt hin.« Rebekka stand entschlossen auf.
    Ryan nickte. »Tu das. Ich muss noch ein paar Unterlagen sortieren und bin womöglich noch hier, wenn du zurückkommst. Ruf an, wenn etwas ist.«
    Ermutigt machte sich Rebekka auf den Weg.
    —
    Rebekka öffnete die Tür zu Ane Lindemanns Zimmer. Es war still und roch schwach nach Spülmittel. Das Zimmer war geräumig mit einer großen Fensterfront und einer Tür, die vermutlich auf eine Terrasse führte. An den weißen Wänden hingen einige Lithografien, und über Anes Bett hatte jemand ein großes Foto ihrer Tochter aufgehängt. Auf einem Tischchen flackerten ein paar Teelichter in farbigen Leuchtern und tauchten das Zimmer in ein gemütliches Licht.
    Ane Lindemann lag in einem breiten Krankenhausbett und sah aus, als hätte sie auf sie gewartet. Rebekka zog sich einen Stuhl an ihr Bett und setzte sich. Der Tod war präsent, das spürte sie. Ane Lindemanns Augen lagen tief in den Höhlen, ihr Atem ging laut und rasselnd – eine beunruhigende Verschlechterung innerhalb nur weniger Stunden. Die Frau griff nach Rebekkas Hand und drückte sie einige Sekunden fest.
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit.«
    Rebekka nickte ernst. »Es gibt ein paar Dinge, über die wir reden sollten.«
    Die Frau schloss die Augen, doch die wimpernlosen Lider bedeckten sie nicht ganz, sodass der unterste Teil der Augäpfel sichtbar war.
    »Mehrere Dinge stimmen nicht in diesem Fall«, fuhr Rebekka fort, »und ich glaube, Sie wissen warum.«
    Ane Lindemann schlug die Augen auf. Einen Moment sagte keine von ihnen etwas, dann nickte sie unmerklich.
    Rebekka räusperte sich. »Wollen Sie erzählen, oder soll ich Ihnen Fragen stellen?«
    Eine Katze maunzte draußen in der Dämmerung, doch sonst war nichts zu hören bis auf das leise Surren der Heizung unter dem Fenster.
    »Helfen Sie mir, mich aufzusetzen?«
    Rebekka half ihr hoch und stützte ihren Rücken mit ein paar Kissen. Ane Lindemann stöhnte leise und befeuchtete ihre aufgesprungenen Lippen. Rebekka reichte ihr das Wasserglas vom Nachttisch. Die Frau sah sie dankbar an und trank einen kleinen Tropfen. Dann räusperte sie sich, und es brach aus ihr heraus: »Ich habe Nete auf die andere Seite hinübergeholfen.«
    Die Worte waren kristallklar, sie durchschnitten den Raum und verschlugen Rebekka einen Augenblick lang die Sprache. Sie hatte nicht erwartet, dass das Geständnis so prompt kommen würde. Ane Lindemanns dunkle Augen suchten ihre.
    »Sie müssen verstehen, dass ich das aus Liebe getan habe«, flüsterte sie und atmete tief ein. »Ich liebe Nete so sehr, und es hat mir fast das Herz gebrochen, wenn ich an ihre Situation, ihre Zukunftsaussichten gedacht habe. Sie hätte niemanden gehabt, wenn ich sterbe, niemanden, der sie wirklich liebt.«
    Rebekka wurde schwarz vor Augen, sie musste sich zwingen zuzuhören.
    »Ich war die Einzige, die sie geliebt hat. Ihr Vater lebt in Kuwait und hat sie nie gesehen. Wir haben uns damals auf Ibiza kennengelernt, es war ein Ferienflirt, mehr nicht. Wir haben danach keinen Kontakt mehr gehabt, er weiß nichts von ihrer Existenz. Meine Eltern sind tot – ich bin ein Einzelkind. Da ist niemand. Niemand.«
    Ane Lindemann schnappte plötzlich nach Luft. Rebekka stand auf und schob ihr vorsichtig ein zusätzliches Kissen in den Nacken. Die Frau nickte, noch immer atemlos. Als sie ihre Atmung kurz

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