Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
nicht mehr synchron zur Mundbewegung des Mädchens. Sveas Blick war starr nach oben gerichtet. Als das Gesicht ihrer Tochter plötzlich verschwand, für ihre Sinne nur noch als verwaschener Fleck erkennbar, schwebte mit wellenförmigen Flügelschlägen ein großer himmelblauer Schmetterling über ihr am Himmel.
    Svea war die Absurdität ihrer Wahrnehmung nicht mehr bewusst. Sie dachte nur noch: Oh mein Gott, ich sterbe und weiß nicht einmal warum. Wer kümmert sich dann um mein kleines Mädchen? Warum hilft mir niemand?
    Ein brennender Schmerz durchfuhr ihren Körper und bereitete ihren Gedanken ein jähes Ende. Es war wie ein elektrischer Schlag, der ihre Muskeln kontrahieren ließ. Sveas Glieder zucken unkontrolliert, und das Bild vor ihren Augen war wie weggewischt. Was sie nun sah, war nicht weniger skurril. Sie blickte durch eine trübe bläulich eingefärbte Flüssigkeit, in der ihr Körper schwamm.
    So sieht also die Hölle aus, dachte die junge Frau bestürzt und bemerkte im selben Augenblick, dass diese Flüssigkeit nicht nur ihren Körper umspülte, sondern auch in ihren Lungen war und von ihr ein- und ausgeatmet wurde. Ich befinde mich in einem verschlossenen Tank und ertrinke nicht. Was habe ich getan, dass meine Seele an einen so düsteren Ort geschickt wird? Ist das der Beginn der ewigen Qualen als Strafe für irgendwelche Versäumnisse im Leben?
    Svea zog ihre Beine an und trat mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, gegen die transparente Frontseite des Tanks. Es war eine instinktive und keine vom Verstand gesteuerte Handlung. Sie wollte einfach nur aus ihrem beengten und Angst einflößenden Gefängnis entkommen. Durch das flüssige Medium hörte sie plötzlich Worte, die auf seltsame Art zwar verzerrt, jedoch genauso klangen wie die Worte ihrer Tochter. »Rette dich, dann rettest du auch mich. Ich initiiere Notfallprogramm Gamma-2-Omnicorn. Der Ruhebehälter wird zwangsentleert.«
    Svea riss die Augen weit auf. Was hatte das zu bedeuten?
    Es zischte, und ihr Körper zuckte erschrocken zusammen. Die transparente Abdeckung des Tanks schob sich im Bruchteil einer Sekunde zur Seite und gab den Inhalt frei. Svea wurde nach vorn gerissen und mitsamt der öligen Flüssigkeit aus dem Tank gespült. Sie landete unsanft bäuchlings auf einem Gitterboden, zwischen dessen Stegen die Flüssigkeit abfloss. Mit dem ersten Versuch, Atem zu holen, krümmte sich die junge Frau wie unter Schmerzen zusammen und wurde von einem krampfartigen Husten geschüttelt. Die unbekannte Flüssigkeit verließ ihren Körper, wurde aus ihrer Lunge ausgeworfen, sickerte aus ihren Ohren und rann aus ihrer Nase. Von ihren Tränenkanälen ausgehend zogen sich dünne bläuliche Rinnsale über die Wangen.
    »Was ist das für ein Zeug?«, gurgelte Svea angewidert, zog ihre Knie an und fiel auf die Seite. In dieser Embryostellung verharrend, fühlte sie ihren Puls, der mit rasendem Tempo die Schlagader an ihrem Hals pulsieren ließ.
    Ich bin nicht tot! Ich lebe noch , dachte sie mit aufkeimender Hoffnung.
    »Es handelt sich um eine reaktive Flüssigkeit«, erklang eine Stimme aus dem Nichts. »Sie versorgt deinen Körper mit Sauerstoff und dient außerdem als Nährstofflösung, die über die Haut aufgenommen wird und dich mit allen lebenswichtigen Vitaminen und Spurenelementen versorgt hat.«
    Svea horchte aus. »Wer spricht da und wo bin ich?«
    »Eine temporäre Amnesie nach so einer langen Traumphase ist völlig normal. Du wirst dich in Kürze wieder an alles erinnern«, erklang die Stimme erneut.
    »Wo bist du? Wer bist du?«, fragte Svea eine Spur ärgerlicher und erhielt prompt Antwort. »Ich bin die Seele dieses Schiffes. Betrachte mich als Interface zwischen der künstlichen Intelligenz des Zentralrechners und der Besatzung.«
    »Schiffes ...?«, wiederholte Svea tonlos und rappelte sich auf. Sitzend sah sie sich in der nüchternen und technischen Umgebung um.
    »Du bist an Bord des Entdeckerschiffes Phoenix«, erklang die künstliche Stimme der Schiffsseele.
    »Wo ist meine Tochter?«, wollte Svea verzweifelt wissen. »Ich muss wissen, dass es ihr gut geht!«
    Diesmal benötigte die Seele einige Zeit, um zu antworten, und mischte einen mitfühlenden Klang in ihre Stimmausgabe. »Es muss sich um die Projektion eines Wunschgedankens handeln, der sich in deinem Unterbewusstsein manifestiert hat und Teil deines Traumes ...«
    »Leonie ist kein Traum«, schluchzte Svea leise und sah sich suchend um. Ihre Gesichtszüge wirkten

Weitere Kostenlose Bücher