Todessphaere
seiner selbst und durch das Schaffen eines geeigneten menschlichen Umfeldes ein gutes Leben zu erreichen sei.
Aber wie war es mit Schmerz, Leid und Verlust? In der Vergangenheit hatte es immer wieder Experimente gegeben. Sie alle kamen zu einem Ergebnis:
Der Mensch erträgt ein Vielfaches mehr, als er glaubt. Er verfügt über Sinne und Kräfte, die ruhen und nur dann aktiviert werden, wenn er sie benötigt. Ein Überbleibsel aus atavistischen Zeiten.
Und wie ist es jetzt?, fragte sich die Kommandantin. Wie gehen wir jetzt mit unserer Furcht um? Wie verarbeiten wie die Gewissheit, dass wir in wenigen Minuten eines grausamen Todes sterben werden?
Man sagt, der Tod sei nicht schlimm, sondern nur die Vorstellung davon, erinnerte sie sich einmal gelesen zu haben. Wenn sie sich jedoch dieses Grauen verinnerlichte, war die Vorstellung zu Realität geworden und somit etwas, das man durchaus fürchten konnte. Konnte? Nein, musste! Und somit wurde der Tod in all seiner Sinnlosigkeit unerträglich und die Furcht davor ließ sich nicht wegwischen.
Ihr Freund Dimitrij Blinow würde sterben.
Sie alle sahen es.
Er hatte nichts, womit er sich wehren konnte.
Doch Dimitrij reagierte blitzschnell. Er ließ sich fallen und rollte über die Schulter. Der Biss der Kreatur verfehlte ihn. Der Schädel ruckte herum , und die seltsam menschlichen Augen suchten den Gegner. Der Russe lief davon wie ein Wiesel.
Die anderen Worms zuckten und kreischten.
Sie waren wild auf ihre Beute. Sie wussten nun, wen sie jagen mussten.
Sand stob auf , und Dimitrij sank tief ein. Er kam nur langsam voran.
Svea stockte der Atem , und ihre Hilflosigkeit führte dazu, dass sie aufheulte, vor Verzweiflung, vor Zorn und vor Trauer.
Das Atmen schien Dimitrij zu quälen, sein Gleichgewichtssinn wirkte gestört, sein Schnaufen und Ächzen klang über den Sand. Er rannte zum Wrack und lockte die Kreaturen von seinen Freunden weg. Sie schlängelten, und einige von ihnen bohrten sich in den Sand. Die anderen folgten, und was dann geschah, würde Svea Andersson den Rest ihres Lebens nicht vergessen.
Sie schossen wieder in die Höhe, Sand spritzte, Fleisch donnerte auf Metall und mit ihnen das Wrack der Phoenix. Sie katapultierten das Raumschiff aus seinem Sandbett wie eine dressierte Robbe einen Ball. Ihre Mäuler und Schädel hoben es empor und warfen es weg wie ein Spielzeug, das ihnen im Weg war. Hatten sie nicht damit gerechnet, etwas über sich zu finden, als ihre Schädel an die Oberfläche kamen? Waren sie überrascht? Desorientiert?
Sie näherten sich einander, wickelten sich umeinander, bissen und kratzten sich, kreischten und lärmten in den wolkenlosen Himmel, dann lösten sie sich voneinander, machten sich lang und verschwanden im Sand. Kleine wellenartige Erhebungen zeigten, dass sie sich entfernten.
Sie hatten die Phoenix ausgegraben und ihre Jagd beendet.
Dimitrij brach zusammen.
Hitze
Sphäre- Arena 1 war ein Planet der Hölle.
Obwohl es erst zwei Stunden nach Sonnenaufgang war, brannte die seltsam rote Sonne auf Arena 1 herunter wie Dantes Feuer. Der schwarze Sand absorbierte die Hitze und warf sie voller Wucht zurück.
Das Polykarbonat, der Stahl und die leichten Edelmetalle der Phoenix glühten wie Grillroste, und im Inneren des Raumschiffs, welches nun auf der Seite, aber frei von Sand lag, war es entsprechend.
Es dauerte eine Weile, bis Svea, Gordon, Min, Dimitrij und Leandro sich erholten, wobei der Spanier am schnellsten die Fassung zurückgewann.
»Sie haben uns, ohne es zu wissen, einen Gefallen getan«, sagte er. »Ohne diese verdammten Kreaturen hätten wir die Phoenix niemals aus dem Sand bekommen. Nun sind fast alle Aggregate und wichtigen Teile frei, und wir können daran arbeiten.« Ihm lief der Schweiß in Strömen, und er wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab. Min reichte ihm ein Handtuch. Ihr hübsches Gesicht war blass, ihre Augen flackerten.
Svea Andersson richtete sich auf und streckte ihren Rücken, als versuche sie, Kraft und Mut zu finden, die sie in Autorität umsetzen konnte. Sie sackte wieder zusammen. Befehle waren unnütz geworden. Nun hieß es, an einem Strang zu ziehen , denn jeder von ihnen wusste, was zu tun war. Es gab keine Kommandostruktur mehr.
»Wie lange dauert es, bis wir dehydrieren?«, fragte Gordon. Nach seinem Kampf mit dem Tarworm wirkte er nun wieder wie der intelligente Sternengucker, der er auch war. Zumindest ein Teil von ihm.
Min-Hae Choung fühlte sich als Ärztin
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