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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hatte, kam als Antwort die Karte Zwei Kelche . Das war interessant, gab mir aber keinen Hinweis darauf, was in den nächsten paar Stunden geschehen würde.
    Und ich dachte: Um Himmels willen, Kidd, du machst da ein Zigeuner-Zukunftsdeutungsspielchen, als ob du an diese Scheiße glauben würdest! Das sagte einiges über meinen momentanen Stresszustand aus.
    Ich packte das Tarot jedoch nicht gleich wieder ein. Mein kleines Männchen, dieses koboldhafte, undefinierbare »Es«, das jedermann im Hinterkopf stecken hat, lachte mich zwar aus, aber ich legte schnell noch die Karten zur Deutung meiner eigenen Zukunft. Nur so zum Spaß, zum Zeitvertreib … Heraus kam als zentrale Lösungskarte der König der Schwerter , was mir nicht mehr sagte als das, was ich auch ohne Tarot bereits vermutete.
    Nicht ganz schlecht, wenn auch nicht ganz gut … Aber eine tief gehende Selbstanalyse war nicht das, was ich derzeit brauchte. Oder besser gesagt, ich hätte sie wohl brauchen können, aber es war nicht das, was im Moment meine zentrale Erwartungshaltung war. Und dann, um elf Uhr, wurde Letztere endlich gestillt. Das Telefon läutete, und ich griff so hastig danach, dass ich mir beinahe einen Blinddarmriss zuzog.
     
    »Ja«, meldete ich mich. Das konnte nur LuEllen sein; sie hatte gewusst, wohin ich mich absetzen würde, und sie rief über die Hotelvermittlung an, sodass mein möglicherweise verräterisches Mobiltelefon unbenutzt blieb.
    »Ich bin’s«, sagte sie, klang müde. »Ich bin in der Nähe dieser schmalen Gasse, die wir bei unserem letzten Aufenthalt hier mal benutzt haben, um zu checken, ob uns jemand verfolgt. Bei dieser Flugzeug-Geschichte, erinnerst du dich? Ich will den Namen nicht nennen … Bis jetzt kann mir niemand gefolgt sein. Ich war in einem Secondhandshop und habe mir
andere Kleidung gekauft und alle alten Sachen weggeworfen, auch die Schuhe, um sicher zu sein, dass man mir keine Wanze in den Pelz gepflanzt hat.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Hmmm … Körperlich ja. Aber ansonsten bin ich ziemlich fertig. Sie haben mich in ein leeres Bürozimmer gesteckt, und immer wieder mal kam einer rein und stellte Fragen. Ich habe mit keinem verdammten Sterbenswörtchen reagiert. Dann holten sie mich plötzlich raus und brachten mich zu einem Wagen, fuhren kreuz und quer mit mir in der Gegend rum, drückten mir hundert Dollar in die Hand, setzten mich dann ab und sagten, ich solle verschwinden. Das Zimmer befand sich, so sah’s aus, in einem Bürogebäude, aber wo das steht, weiß ich nicht.«
    »Sie haben deinen Wagen?«
    »Ja. Und sie haben damit meine Fingerabdrücke. Ob sie heimlich auch Fotos von mir gemacht haben, konnte ich nicht feststellen. Diese Leute sind … keine echten Cops. Sie gehören zu einem anderen Verein … Vielleicht zum Militär – einige hatten diesen komischen Armee-Haarschnitt.«
    »Okay. Ich komme in zwanzig Minuten durch die Gasse gefahren. Hast du deine Uhr noch?«
    »Nein, die habe ich zusammen mit den anderen Sachen im Wald verscharrt. Aber ich kann abschätzen, wann zwanzig Minuten vorbei sind.«
    »Wenn ich in die Gasse eingebogen bin, gebe ich ein Zeichen mit der Lichthupe, und du kommst an den Straßenrand und springst in den Wagen, okay?«
    »Okay. Bis gleich.« Sie klang echt niedergeschlagen.
     
    Pünktlich zur abgemachten Zeit bog ich in die schmale Einbahngasse ein, durch die wir damals gefahren waren, um uns zu vergewissern, dass wir nicht verfolgt wurden. Ich gab das
verabredete Zeichen mit der Lichthupe, fuhr ganz langsam, hatte schlimme Angst, sie sei nicht da …
    Aber sie war da. Trat neben einer niedrigen Begrenzungsmauer und einer Mülltonne hinter einem immergrünen Busch hervor, hob die Hand. Ich hielt an, und sie sprang in den Wagen.
    »Du siehst aus, als ob du gerade der Vogue entstiegen wärst«, sagte ich.
    »Halt die Klappe und guck auf die Straße«, knurrte sie. Ich war nervlich immer noch angespannt wie eine bis zum Anschlag aufgezogene Großvateruhr, fürchtete, der schwarze Dienstwagen irgendeiner Bundesbehörde würde uns plötzlich den Weg blockieren und bullige Typen kämen aus den Bäumen gesegelt und würden ihre Waffen auf uns richten.
    Aber nichts dergleichen geschah. Sechs Blocks weiter und nach verschiedenen Abbiegemanövern sagte LuEllen plötzlich: »Halt an.«
    »Was?« Ich sah in alle Rückspiegel, sah nichts Bedrohliches.
    »Ich brauch’ eine kleine Umarmung«, sagte sie. »Ganz dringend.«
    Ich hielt am Straßenrand an, und wir umarmten uns

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