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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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schilderte, wie zerbrechlich er ausgesehen hatte.
    »Bei seinem Mörder haben wir es also mit einem echt widerlichen Arschloch zu tun«, sagte sie, als ich fertig war.
    »Ja. Einem echt widerlichen Arschloch mit einem Laptop, in dem Gott-weiß-was an gefährlichem Zeug steckt.«
    »Ich glaube fest daran, dass Bobby vorsichtig war.« Einer der Gründe für LuEllens Zusammenarbeit mit mir war, dass ich stets vorsichtig handelte. Es ängstigte sie, wenn Mitarbeiter oder Komplizen nicht vorsichtig zu Werke gingen. Sie hatte keinerlei Skrupel, um drei Uhr nachts in das Haus eines Juwelenhändlers mitten in Saddle River, New Jersey, einzubrechen, auch mit dem Wissen, dass das Haus von mehr Alarmanlagen gesichert wurde als Wells Fargo – aber sie ging dabei vorsichtig vor. »Bobby war immer vorsichtig. Du hast ja nicht mal gewusst, wie er hieß und wo er wohnte, und du hast jahrelang mit ihm zusammengearbeitet.«
    »Ich kann nur hoffen, dass er vorsichtig war«, sagte ich. »Aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Er wusste alles über die Anheiser-Sache, über die Geschehnisse in Longstreet, über die Aktion in Dallas – und wenn Microsoft jemals der XP-Falltür auf die Spur kommt, überhaupt der ganzen Sache oben in Redmond, dann wird man eine ganze Killermeute auf uns loslassen.«
    »Ich scheiß’ auf Microsoft. Weitaus mehr beunruhigen mich die Jungs aus Washington.« Ihr Aberglaube hinderte sie daran, die Initialen »FBI« auszusprechen.
     
    Das Buletten-Sandwich entsprach dem Wisteria -Standard, welcher nicht besonders hoch war, aber letztlich füllte es den Hohlraum in meinem Magen. Als ich fertig war, gingen wir
zurück zu den Automaten. Um keinem der bulligen Aufpasser aufzufallen, hatten wir uns stets die Zeit genommen, scheinbar ziellos zwischen den Automaten herumzuwandern, und das taten wir auch jetzt, steckten Quarter in Automatenschlitze, und niemand nahm Notiz von uns. Dann hatten wir unser Zahlenwerk abgeschlossen, und um 14.30 Uhr verließen wir das Casino. Um 15.00 Uhr brachen wir vom Motel auf, und ich widerstand der Versuchung, zum Schluss noch auf den Teppich zu pinkeln, obwohl das dem nichts sagenden Zimmer wenigstens eine gewisse Note verliehen hätte.
    Da der Hurrikan ein wenig nach Nordosten abgedreht hatte, fuhren wir auf der I-10 nach Westen. Bis vor kurzem hatte ich eine Eigentumswohnung in New Orleans besessen, aber eine Gruppe von Pensionären aus Ohio hatte die Wohnungsgesellschaft übernommen und fortlaufend gegen die abgeschlossenen Verträge verstoßen, und so hatte ich die Wohnung verkauft. Ich hatte geplant, mir eine andere zu kaufen, war aber bisher noch nicht dazu gekommen. Jetzt wäre ich froh gewesen, die alte Wohnung noch zu besitzen, in der es mir an nichts gefehlt und ich die Ausstattung gehabt hätte, mich mit Bobbys DVDs zu beschäftigen.
    So aber waren wir ohne Bleibe hier unten im Süden. Wir wechselten nördlich von New Orleans auf die I-12, hielten in Baton Rouge bei einem CompUSA an und kauften einen leistungsstarken externen DVD-Player, den ich an meinen Laptop anschließen konnte. Da LuEllen quengelte, sie könne den Regen nicht länger aushalten, wechselten wir zurück auf die I-10 und fuhren weiter nach Westen in die Nacht hinein. In Beaumont, Texas, dicht hinter der Grenze zu Louisiana, suchten wir uns schließlich ein Motel. Der Himmel war noch mit dicken Wolken bedeckt, aber es regnete endlich nicht mehr, und die Wetterfrösche versprachen Sonnenschein für den folgenden Tag.

    Gegen Ende unserer Fahrt waren wir beide es müde, noch länger über Bobby oder unseren Casino-Job zu reden, und wir hatten auch genug von uns beiden. Wir nahmen getrennte Zimmer und gingen schlafen.
     
    Mein Schlaf dauerte fünf Stunden. Ich mag kurze Nächte nicht, aber mein physischer Motor läuft auf Zucker und Koffein, und ich merke, dass ich mit zunehmendem Alter immer abhängiger davon werde. Um vier Uhr morgens saß ich auf der Bettkante und schaute auf Bobbys DVDs hinunter, die in einer Plastiktüte obenauf in meinem Koffer lagen. Ich sah sie nur an, unternahm sonst nichts. Der Gedanke an die Menge der Daten flößte mir Angst ein … Ich ging in den Flur und holte mir zwei Coke und eine weitere Rolle Schokoladen-Doughnuts aus dem Automaten – Nachschub für den Bedarf an Zucker und Koffein -, ging dann zurück ins Zimmer, warf den Laptop an und brachte unser Casino-Zahlenwerk auf den neuesten und letzten Stand.
    Diese Arbeit war wie Stricken: Man brauchte Zeit dazu, und es

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