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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Schweiß. »Ich geh’ schnell unter die Dusche. Bin in fünfzehn Minuten zurück.«
    »Hör zu, es kann sein, dass die ganze Sache für dich langweilig ist«, sagte ich. »Aber wenn wir rausfinden, wo sich der Laptop befindet, könnte ich deine Hilfe gebrauchen.«

    »Ich mache mit«, sagte sie. »Einfach nur, weil ich sehen will, was dabei rauskommt.«
     
    Ich wandte mich den restlichen DVDs zu, und auf der letzten stieß ich auf eine unverschlüsselte Datei, die kleiner war als alle anderen. Ich öffnete sie und fand ein hochauflösendes Foto von John Ashcroft vor, offensichtlich gemacht, als er Senator der Vereinigten Staaten gewesen war. Ein anderer bekannter Senator stand in seiner Nähe, beide im Smoking, und Ashcroft hielt eine Flasche Mineralwasser in der Hand, der andere Senator einen Drink. Es stand keinerlei Text bei dem Foto, das wie ein Standardschnappschuss bei irgendeiner Cocktailparty aussah. Ashcroft stand vor einem dieser spießigen, überreich dekorierten französischen Barockspiegel, wie sie Gastgeberinnen in Georgetown in ihren Empfangsräumen zur Schau zu stellen pflegen. Die Aufnahme wich nicht von üblichen Standardfotos ab – aber dann stellte ich fest, dass Ashcrofts Spiegelbild nicht zu sehen war.
    Ich rätselte noch stirnrunzelnd an dieser seltsamen Sache herum, als LuEllen zurückkam. Sie schien bei ihrer Einkaufsexpedition auch auf eine Parfümerie gestoßen zu sein. Coco Chanel vermutlich … Sie fragte: »Irgendwas Neues?«
    »Weiteres unbedeutendes Zeug. Aber schau dir doch mal dieses Foto von Ashcroft an.«
    Sie tat es, wobei ihre linke Brust mein Ohr streifte. Sie trug eine Seidenbluse, und die Berührung fühlte sich gut an. Nach einigen Sekunden richtete sie sich auf, runzelte die Stirn, sagte: »Kein Spiegelbild …«
    »Kann am Winkel der Aufnahme liegen«, sagte ich.
    »Das glaub’ ich nicht. Seine Schulter ist doch direkt vor dem Spiegel.«
    »Na ja, vielleicht ist das gar kein echter Spiegel. Oder seine Oberfläche ist gebogen …«

    »Aber nur vielleicht«, sagte sie.
    »Hmmm.«
    Ich dachte einige Minuten nach, kratzte mich am Kopf, überlegte, ob das vielleicht ein Hinweis auf irgendetwas in Bobbys Dateien sein konnte. Eventuell sogar ein Hinweis auf die Verschlüsselungskodes. Wenn es so war, überstieg das im Moment meine Vorstellungskraft, und ich wich, wenn auch zögernd, auf den Gedanken aus, es handle sich um einen Scherz. Ich hoffte es jedenfalls. Ein Mensch ohne Spiegelbild?
    Während ich noch mit den letzten Dateien beschäftigt war, probierte LuEllen die Kleidungsstücke an, die sie gekauft hatte. An der Innenseite der Zimmertür befand sich ein großer Spiegel, und sie ging davor in Stellung und betrachtete sich in den neuen Blusen und Hosen. Wir genieren uns nicht voreinander, betrachten es als normal, im Beisein des anderen ein wenig Haut zu zeigen – wir waren ja oft genug zusammen im Bett gewesen, wenn keiner von uns gerade eine feste Beziehung zu einem anderen Partner hatte. Und ich hatte ja inzwischen auch etwa dreihundert Akte mit LuEllen als Starmodell gezeichnet.
    Aber das hatte ich als Künstler getan …
    LuEllen ist eine kleine Frau mit kleinen Brüsten und einem kleinen Po. Jetzt trug sie auch einen kleinen Büstenhalter, den sie wahrlich nicht brauchte, es sei denn als Schutzvorrichtung vor lüsternen Blicken in der Öffentlichkeit; aber dieser Büstenhalter war ein Kunstwerk, das wie ein Paar Gänseblümchen unter den Brüsten aufblühte und die Brustwarzen noch gerade so mit den Blütenblättern bedeckte, und ihr Seidenhöschen war in dieser kurzen Jockey-Variation gehalten. Und sie roch so verdammt gut … Ich schaute schnell wieder auf den Computerscreen.
    Sie wechselte Blusen und wechselte Hosen und noch mehr Blusen und Hosen, und ihr Parfüm schwebte im Raum, und
ich starrte auf das Foto, ohne es wahrzunehmen, und ich hörte, wie sie die Unterhose wechselte, und ich sah aus den Augenwinkeln Hemden und Blusen zur Seite fliegen, und schließlich drehte ich mich um. Sie betrachtete sich gerade im Spiegel, posierte in einer weit aufgeknöpften Bluse und einer dieser schicken knappen Unterhosen, und ich schrie: »O mein Gott, du verdammtes Weibsstück!«, griff sie mir und warf sie aufs Bett.
    An diesem Nachmittag kamen wir nicht mehr dazu, noch irgendeine Arbeit zu erledigen. Aber falls LuEllen befürchtet haben sollte, im Sexualzentrum ihres Gehirns könnte ein Überdruck entstehen, war ihr diese Besorgnis nunmehr genommen.

6
    Es ist nicht

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