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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verrückten, aber irgendwie doch realisierbaren Vorschlag macht und man auf Anhieb erkennt, dass man ihn wahrscheinlich in die Tat umsetzen wird.
    Nachdem wir noch kurz darüber geredet hatten, zog ich ein Fazit: »Ach du heilige Scheiße.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein, und ich fügte hinzu: »Wir sind ganz schön beknackt, aber …«
     
    Wir fanden einen auch nachts geöffneten Supermarkt, wo ich bei einem schläfrigen Verkäufer ein paar Tüten Kekse und Süßigkeiten sowie mehrere Dosen Motoröl und zwei große Flaschen Mineralwasser kaufte. Bei der Weiterfahrt ließ John das Wasser durch das Seitenfenster aus den Flaschen laufen, goss das Öl aus den Büchsen hinein, warf diese dann, nachdem er sie sorgfältig abgewischt hatte, durchs Fenster in einen Straßengraben. An einer Tankstelle am Stadtrand hielten wir an, und zwar an einer Zapfsäule, die vom erleuchteten Verkaufsraum nicht einsehbar war, schoben Dollarnoten in den Zahlschlitz, bis der Tank gefüllt und noch ein Rest übrig war, den wir dann zu dem Öl in die beiden Flaschen laufen ließen, bis diese zu rund drei Vierteln voll waren.
    Dann fuhren wir zurück zu Bobbys Haus, aufgeregt wie
Hühner, kurvten durch die Nachbarschaft, sahen nur in zwei Häusern Licht – es war inzwischen kurz nach vier, und die Leute, die zur Arbeit mussten, würden sich in ein bis zwei Stunden auf den Weg machen. In der Nähe von Bobbys Haus war jedoch alles dunkel und still, und wir stellten den Wagen am alten Platz ab und gingen ins Haus.
    Und versuchten, die Leiche zu ignorieren. John aber sagte laut in die Richtung, in der sie lag: »Wir tun das für dich, Robert.«
    Wir hatten geplant, notfalls den Draht von Kleiderbügeln zu benutzen, aber wir fanden eine Rolle Blumendraht, der sich gut für unsere Zwecke eignete. Als Basis verwendeten wir die schweren Seitenbretter von Bobbys Bett, wickelten dann mehrere alte Baumwolldecken um die Bretter und befestigten sie mit dem Blumendraht.
    Wir arbeiteten hastig, natürlich wieder geschützt, aber auch behindert durch Gummihandschuhe, fummelten nervös an der Konstruktion herum, mussten manches zweimal machen, aber um halb fünf waren wir fertig. Wir trugen unser Werk nach draußen, und ich goss die Öl-Benzin-Mischung aus den Flaschen über die Baumwolldecken, bis sie voll gesogen waren. Die leeren Flaschen warf ich auf die Rückbank des Wagens.
    »Für diese Sache werde ich eines Tages in der Hölle braten«, sagte John zu mir, während er unser Werk mit dem Draht an einem Stützbalken der Veranda befestigte.
    »Betrachte es als Happening«, sagte ich. »Zünde es erst an, wenn der Wagen auf der Straße ist.« Ich fuhr rückwärts aus der Einfahrt, parkte den Wagen in Fahrtrichtung und stieß die Beifahrertür auf. John zündete ein Streichholz an und hielt die Flamme an die benzingetränkten Wolldecken.
    Ich wusste aus Erfahrung, dass ein mit viel Benzin getränktes Material nicht einfach aufflammt wie Papier: Es zündet
mit einer kleinen Explosion. So war es auch hier – das Ding brannte sofort wie die Hölle, selbst in der Feuchtigkeit des Regens ringsum, und John kam angerannt, sprang in den Wagen, rief: »Los, los, los!«, und ich gab Gas, und wir verließen eiligst die Stätte unseres Wirkens.
    Wir hatten geplant, nach rund einer Meile anzuhalten und die Feuerwehr zu alarmieren, aber als wir zu einem Münzfernsprecher kamen, hörten wir bereits das schrille Jaulen von Feuerwehrsirenen aus der Richtung des Brandherdes. Wir fuhren also weiter. Aber wir schauten nach hinten, als wir um eine Straßenecke bogen, und sahen am Nachthimmel, dass das Feuer selbst in dem strömenden Regen hell aufloderte. Es erinnerte an einen Albtraum aus bösen alten Zeiten in der Stadt Revelation, Mississippi, aber es hätte auch die Stadt Jackson, Mississippi, sein können – damals im Jahre 1930 …
    John hatte Recht gehabt. Wenn man die Untersuchung eines Mordfalls durch das FBI provozieren wollte, gab es kein besseres Szenarium als einen toten Schwarzen und ein großes loderndes, stinkendes Feuerkreuz …

5
    Um zehn Uhr am nächsten Morgen schrillte mein Wecker. Ich fuhr hoch, war zunächst desorientiert, erinnerte mich dann, dass ich mich im Days Inn befand, einem Motel an der I-55 gegenüber vom La Quinta. Ich hatte John kurz vor fünf dort abgesetzt, dann den Highway überquert und mir ein Zimmer genommen.
    Beim Einchecken hatte ich dem Nachtportier erzählt, ich hätte früher eintreffen wollen, sei aber in einem Spielcasino

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