Todesspiel
hängen geblieben und dann vom Regen aufgehalten worden.
Nun, ihm konnte es ja wirklich scheißegal sein, aus welchen Gründen ich erst um fünf Uhr morgens bei ihm aufgetaucht war. Er erklärte mir lediglich, ich müsse bis zwölf Uhr das Zimmer geräumt haben oder für eine weitere Übernachtung bezahlen.
Das war in Ordnung. Ich hatte nur möglichst schnell in ein Bett kommen wollen und gehofft, nicht nach Benzin zu stinken. Jetzt, um zehn am Morgen, stellte ich den Wecker ab und schaltete den Wetterkanal am Fernseher ein, dann rief ich LuEllen über mein Handy an.
Als sie sich meldete, wurde gerade ein Satellitenfoto vom Hurrikan Frances im TV gezeigt. »Verdammt, wo bist du?«, fuhr sie mich an. »Ist alles in Ordnung?«
»Nun ja – unser Freund ist tot«, sagte ich. »Wir waren in seinem Haus und haben ein paar DVDs gefunden.«
»Ich weiß, dass er tot ist.« Sie schrie nicht gerade, klang aber aufgeregt. »Ich nehme zumindest an, es handelt sich um den Mann, über den in den Sondersendungen bei CNN und Fox berichtet wurde. Warst du das? Mein Gott, was hast du dir dabei gedacht?«
Sie meinte das Feuerkreuz, aber wir erwähnten bei solchen Telefonaten keine Namen oder aktuellen Vorkommnisse. »Hey, hey, ganz ruhig bleiben«, sagte ich. »Ich bin gerade erst aufgestanden. Ich erzähle dir alles, wenn ich zurück bin … Es sieht aus, als ob der verdammte Hurrikan immer näher käme.«
»Das ist die zweite Sache, die mich beunruhigt. Sie sagen, er würde die Küste in vierundzwanzig Stunden erreichen, irgendwo zwischen New Orleans und Panama City. Vielleicht geraten wir hier ins Zentrum des Sturms. Die Leute vernageln ihre Fenster.«
Faustregel: Schlechtes Wetter kommt immer zum schlechtesten Zeitpunkt. »Was ist mit dem Casino?«
»Sie halten es bis sechs Uhr heute Abend geöffnet«, antwortete
LuEllen. »Ich habe angerufen, da ich heute noch nicht dort war – ich machte mir Sorgen um euch Jungs, und ich hatte Angst, deinen Anruf zu verpassen. Warum zum Teufel hast du dein Mobiltelefon abgeschaltet?«
»Ich wollte natürlich nicht, dass es während unserer Operation gestern Nacht plötzlich läutet. Und dann habe ich vergessen, es wieder einzuschalten.« Ich fing an, durch die TV-Kanäle zu zappen, bis ich auf Nachrichten stieß.
»Mein Gott, ich hatte Angst, man hätte dich eingebuchtet oder so was«, sagte LuEllen.
»Hör zu, die Sache hier oben könnte uns in Schwierigkeiten bringen – kann sein, dass ich mich da reinhängen muss. Andererseits sind wir ja aber auch kurz vor dem Ende der Arbeit an den Spielautomaten. Nimm unsere Notizen, geh ins Casino und füttere die Automaten. Ich denke, ich kann um zwei Uhr bei dir sein. Bis dahin hast du die letzte Runde abgeschlossen, und wir werfen unsere Sachen in den Wagen und hauen ab.«
»Und wo geht’s hin?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich muss noch einen Plan machen. Auf dem Weg zu dir bin ich über das Handy erreichbar. Du sagst, die Sache käm’ groß im Fernsehen?«
»Auf fast allen Kanälen. Man hat die großen Jungs eingeschaltet.« Sie meinte die Jungs vom FBI.
»Das hatten wir gehofft.«
» Was? Spinnst du?«
»In drei oder vier Stunden bin ich bei dir, dann erkläre ich dir alles.«
Dann rief ich John auf seinem Mobiltelefon an. Er sagte: »Ich mache mich gleich auf den Weg zu einem Geschäft für Bürobedarf, kaufe verschiedene Sachen für die Stadtverwaltung ein. Bin gerade aufgestanden, hab’ versucht, dich anzurufen,
aber du hast anscheinend dein Handy nicht eingeschaltet.« Der Kauf von Bürobedarf diente dazu, sich ein Alibi zu verschaffen. Er fügte hinzu: »Wenn du ins Fernsehen guckst … Es hat geklappt.«
»Ja, ich hab’s gehört, es mir aber noch nicht angeschaut. Hast du Marvel angerufen?«
»Noch nicht. Sollte ich es machen?«
»Ja. Ich habe gerade mit LuEllen gesprochen, sie war aufgeregt wie ein Huhn beim Eierlegen. Wenn Marvel die TV-Berichte sieht, bevor du ihr gesagt hast, was gelaufen ist …«
»Ich rufe sie gleich an. Ausführliche Berichte kommen bei CNN und Fox.«
»Im Moment bringt CNN Sportberichte«, sagte ich. »Ich fahre gleich los zu LuEllen. Ich rufe dich zu Hause an, wenn ich einen Plan ausgearbeitet habe. Mein Handy bleibt ab sofort rund um die Uhr eingeschaltet.«
»Viel Glück«, sagte er. »Oh, noch was anderes, über das ich vergangene Nacht nachgedacht habe.«
»Ja?«
»Es wäre gut, wenn du die Beziehung zu LuEllen wiederbeleben könntest. Du kommst mir im Hinblick auf dein
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