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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Liebesleben wie ein geprügeltes Hündchen vor, und das ist auf die Dauer ein verdammt unangenehmer Zustand.«
     
    Ich rasierte mich gerade, als die Bobby-Story im TV kam, und ich ging ins Zimmer, um sie mir anzusehen. Die Moderatorin, deren Lippen in einem erstaunlichen Fliederton glitzerten, hatte kurz zuvor noch hellauf über die lahme Ausrede einer wegen Trunkenheit am Steuer angeklagten Hollywood-Berühmtheit gewitzelt, jetzt aber, beim Bericht über das Feuerkreuz in Jackson, bemühte sie sich um einen ernsten Gesichtsausdruck. Sie sprach fast eine Minute über die Story, hatte im Kern aber nicht mehr vorzutragen als die Tatsache,
dass ein Schwarzer tot aufgefunden worden war und an seinem Haus ein Feuerkreuz gebrannt hatte. Das FBI hatte sich in die Ermittlungen eingeschaltet. Ich beendete meine Morgentoilette und machte mich auf den Weg.
    Bei Tageslicht machte Jackson keinen besseren Eindruck als bei Nacht – vielleicht eine unfaire Beurteilung, da mir seine schönen Seiten entgangen sein konnten. Jetzt, auf dem Weg nach Süden, fielen mir nur die Hinweisschilder zum Highway, die übliche Aneinanderreihung von Discount-Märkten, Fast-Food-Lokalen und Autowerkstätten beiderseits der Straßen ins Auge. Das war’s dann auch schon …
    Ich fuhr auf den Hurrikan zu, hatte es jedoch zunächst noch mit einer Windstärke von nur zehn Stundenmeilen zu tun, und so kam ich trotz des Regens viel schneller voran als am Abend zuvor. Ich saß am Steuer meines neuen Wagens, eines Oldsmobile Aurora, und zwar des weithin unbekannten V-8-Modells – kein schlechtes Auto, wenn man von seiner viel zu weichen Federung, der schlecht ansprechenden Lenkung und der beachtlichen Untermotorisierung absah. Ich hatte ihn in einer Tuner-Werkstatt in Wisconsin umbauen lassen; Federung und Lenkung waren jetzt in Ordnung, die Sitze nach meinen Vorstellungen aufgepolstert, der Motor auf 300 PS aufgemotzt. Ein Fremder, der sich ans Steuer setzte und auf einer geraden Strecke die Augen schloss, konnte meinen, er säße in einem BMW 540i. Und wenn es durch Kurven ging … man kann viel daraus machen, wenn ein Wagen Vorderradantrieb hat.
    Ich fuhr um 10.20 Uhr vom Motel los, gab ordentlich Gas, und um 13.30 Uhr hatte ich das Wisteria erreicht. Auf dem Küstenhighway sah man, dass die Hurrikansaison sich ihrem Höhepunkt näherte. Pick-ups mit Sperrholzplatten auf den Ladeflächen, selbst Limousinen mit auf den Dächern festgezurrten Holzplatten fuhren eilig am Strand auf und ab, und die Leute waren eifrig damit beschäftigt, die Fenster ihrer
Häuser zu vernageln und ihre Boote in Sicherheit zu bringen. Schwere Brecher rollten aus der Tiefe des Golfs heran und sprühten mannshohe Gischtstreifen an den Strand.
    Ich hatte nur eine Packung Schokoladen-Doughnuts und ein Diet Coke zum Frühstück gehabt, und so war ich nicht gerade bester Laune, als ich im Wisteria eintraf. LuEllen arbeitete an den Spielautomaten, drei Meter entfernt von einem Mann, der wie ein Matrose aussah, der gerade aus der Takelage eines Windjammers herabgestiegen war.
    »Wie weit sind wir?«, fragte ich.
    »Noch eine Stunde«, sagte sie und schob einen Quarter in den Automatenschlitz. »Eine halbe Stunde, da du ja jetzt mithelfen kannst.«
    »Ich muss unbedingt erst mal ein Sandwich essen«, sagte ich. Der Matrose warf mir wütende Blicke zu. »Ist es dabei geblieben, dass sie um sechs dichtmachen wollen?«
    »Man ist inzwischen bei fünf angelangt. Der Hurrikan nimmt an Geschwindigkeit zu.« Sie steckte den letzten Quarter aus ihrem Körbchen in den Schlitz, nahm ein Notizbuch aus der Tasche und trug eine Zahl ein.
    »Nur ein schnelles Sandwich …«
    »Ich begleite dich. Macht zeitlich keinen Unterschied. Wir sind fast fertig.«
    »Du lässt dann aber deinen Fanclub im Stich«, murmelte ich mit einem schnellen Blick auf den Matrosen.
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte sie lächelnd. »Niedlicher Messerstecher-Typ …«
    Wir gingen wieder zum Achterdeck, wo ich ein Buletten-Sandwich aß und LuEllen von unseren Erlebnissen in Jackson berichtete. Sie hatte ihre Frisur irgendwie verändert; vielleicht kam es mir auch nur so vor und war darauf zurückzuführen, dass sie kleinere Ohrringe trug, winzige Brillanten, die unter ihren dunklen Locken besonders hell hervorglitzerten. Sie
war neugierig, wie Bobby ausgesehen hatte, da er sich an zwei oder drei delikaten Aktionen beteiligt hatte, bei denen sie beinahe hopsgegangen war. Ich erzählte ihr von dem Rollstuhl und

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