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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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beruhigte die Nerven. Als ich eine letzte Überprüfung der Zahlen machte, rief LuEllen an: »Schon auf?«
    »Seit vier«, antwortete ich. »Das Casino-Zahlenwerk ist abgeschlossen.«
    »Sehr gut. Und wie lautet das Urteil?«
    »Sie unterschlagen zwei Prozent.«
    »Diese gierigen Mistkerle«, sagte sie entgeistert. »Von meinem Geld …«
    »Na ja, eigentlich war es das Geld des Kongressabgeordneten Bob.«
    »Es geht mir ums Prinzip«, knurrte sie. »Hast du Lust auf ein Frühstück in dem Restaurant auf der anderen Straßenseite?«
    »Ja, aber gib mir noch zehn Minuten.«

    »Gib du mir eine halbe Stunde. Ich bin ja gerade erst aus dem Bett geschlüpft.«
     
    Ich nutzte die Zeit und rief den Kongressabgeordneten Bob in Washington an, wo es jetzt kurz nach acht Uhr war. Ich wählte seine direkte, nur wenigen Auserwählten bekannte Nummer, und er meldete sich gleich nach dem zweiten Läuten mit seiner rostigsten Frühmorgen-Raucherstimme: »Ja?«
    »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl in den Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika«, sagte ich.
    Er brauchte einige Sekunden, um meine Stimme einzuordnen, dann röhrte er freudig: »Sie haben sie erwischt!«
    »Sie unterschlagen zwei Prozent. Das macht zwei oder drei Millionen Dollar pro Jahr.«
    »Wie gesichert ist das Ergebnis?«
    »Absolut sicher. Genauer gesagt: Wir sind zu achtundneunzig Prozent sicher, dass wir nicht mehr als ein halbes Prozent vom tatsächlichen Ergebnis abweichen. Nicht sicher sind wir, ob sie es permanent machen. Aber sie machen es jetzt , und wenn Sie eine offizielle Überprüfung einleiten wollen, sollten Sie baldmöglichst loslegen.«
    »Die Fahrzeuge der Rechnungsprüfer von Sincy, Blake und Coopersmith stehen mit laufenden Motoren vor meinem Haus«, sagte Bob. »Wir haben nur darauf gewartet, dass diese Nachricht von Ihnen eingeht.«
    »Da unten an der Küste tobt ein Hurrikan.«
    »Nein. Nur ein unbedeutender Sturm. Nicht der Rede wert.«
    »Okay. Also, Sie sind mir was schuldig …«
    »Ja, ich stehe in Ihrer Schuld«, bestätigte er. »Und Sie wissen, dass ich zu meinem Wort stehe.«
    Das stimmte. Korrupt bis aufs Messer, aber absolut zuverlässig bei der Einhaltung eines gegebenen Wortes …

     
    Ich schaltete den Fernseher ein und wählte den CNN-Kanal. Als LuEllen an die Tür klopfte, kam der Moderator gerade auf die Feuerkreuz-Story zu sprechen. LuEllen und ich sahen im Stehen zu, erfuhren aber nichts Neues. Das FBI sagte, man verfolge erste Spuren in Zusammenarbeit mit der Stadtpolizei von Jackson. Na schön. Ein schwarzer Reporter interviewte einen stämmigen Mann, der gerade sein Fiberglasboot auf eine Rampe hievte und ohne Scheu bestätigte, er sei Mitglied des Ku-Klux-Klan, sogar in führender Position als »Imperial Cyclops«, aber er beharrte darauf, der Klan trete zwar für Rassentrennung ein, nicht aber für Gewalt gegen Menschen. Na schön. Augenrollen quer durch die ganze Nation … Und der Moderator quatschte weiter.
    »Hast du dir den Wetterbericht angesehen?«, fragte LuEllen, als wir zum Restaurant gingen.
    »Nein. Ich war gerade mit den Zahlen fertig, als du angerufen hast. Der Hurrikan kommt nicht in unsere Richtung, oder?«
    »Als das Unwetter das Land erreichte, hat sich rausgestellt, dass es gar kein richtiger Hurrikan war, sondern nur ein starker Sturm. Er ist inzwischen nach Georgia weitergezogen.«
    »Sehr schön. Was wirst du heute unternehmen?«
    »Was wirst du heute unternehmen?«
    »Einen Blick auf die DVDs werfen. Wenn die Dateien allesamt verschlüsselt sind, brauche ich für die Durchsicht nur ein paar Stunden. Und dann will ich mal versuchen rauszufinden, was beim FBI abläuft, wenn ich eine sichere Möglichkeit dafür finde.«
    »Okay, dann schaue ich mich mal ein bisschen in der Stadt um. Vielleicht finde ich einen Driving Range und kann ein paar Golfbälle schlagen. Und in einem Buchladen ein paar Magazine kaufen.«

     
    Wir aßen Toast und Würstchen zum Frühstück und tranken Kaffee dazu, und dann fuhren wir zu einer Telefonzelle; nachher würde LuEllen den Wagen für die Fahrt in die Stadt brauchen. Ich rief einen alten Freund in Livingston, Montana, an. Anscheinend holte ich ihn aus dem Bett, denn er war ein wenig brummig, als er sich nach dem zwanzigsten Läuten endlich meldete.
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Du hast mir mal gesagt, wenn ich einen Zugang bräuchte, hätt’st du einen. Gilt das noch?«
    »Ja, aber du musst bis nach sechs heute Abend warten.

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