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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Holzverkleidungen in hellen, kontrastierenden Farben. Gehwege, die bereits zerfielen. Aus einem Fenster an der Straßenseite drang Licht, und John sagte: »Ich geh’ erst mal allein rein, geb’ dir dann ein Zeichen.«
    Eine Diskussion darüber verbot sich von selbst: Wir waren in einem Schwarzenviertel, und John war ein Schwarzer, ich aber nicht. Er stieg aus, und ich sagte noch schnell zu ihm: »Fass nichts mit den Fingerspitzen an. Wenn du’s tun musst, wisch’s gleich wieder ab.«
    Ich fuhr einmal um den Block. Als ich wieder am Haus vorbeikam und anhielt, tat sich nichts. Ich hörte jedoch Stimmen hinter der Haustür. Nach der zweiten Runde erwartete John mich auf der Veranda; er winkte mich in eine Pfütze vor dem Haus, die sich auf dem Autoabstellplatz gebildet hatte.
     
    Auf der Veranda sagte John: »Er kennt unsere Namen.«
    »Was? Um Himmels willen …«
    »Ich sagte ihm, ich sei John, und er fragte mich, ob ich einen Mr. Kidd kennen würde.«
    »Großer Gott …« Ich drückte die Fingerspitzen gegen die Stirn: Das war nicht gut. Ein Außenstehender wusste, wer wir waren. Was sonst wusste er noch?
    »Komm rein«, sagte John. Er zog die Tür auf, ging voraus ins Haus. Ein Schwarzer, etwa vierzig Jahre alt, stand in der Mitte eines kleinen, ordentlich aufgeräumten Wohnzimmers. Es gab kein Fernsehgerät im Raum, stattdessen aber rund ein Dutzend altmodischer Radios in Mahagonigehäusen, einige der Fabrikate RCA und Motorola, andere mit Firmennamen, die ich nicht kannte – sie mussten aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts stammen. Alle waren poliert und bestens in Schuss gehalten, und hinter der
breiten Glasscheibe eines der Geräte leuchtete ein Lämpchen. Mein Gott, Radios mit Röhrentechnik … Es roch stark nach Möbelpolitur im Zimmer.
    John stellte mich vor: »Mr. Baird, das ist Kidd.«
    Baird sah mich stirnrunzelnd an, sagte zu John: »Heh, er ist ein Weißer …«
    John reagierte mit einem Scherz: Er starrte mich prüfend an, sagte dann: »Tatsächlich? Ich hielt ihn bisher für einen Schwarzen, der zum Albino degeneriert ist.«
    Baird starrte mich einen Moment an – mein Haar ist nicht albinoblond -, lachte dann lauthals los, kratzte sich am Hintern, fragte: »Wie wär’s mit’nem Bier, Jungs? Heute war ein scheußlicher Tag.«
    Er holte drei Flaschen Budweiser und einen Beutel Nacho-Käsechips aus der Küche, verteilte das Bier, bot die Chips an und setzte sich in einen abgewetzten, aber bequem aussehenden grünen Sessel. John und ich ließen uns ihm gegenüber auf einer viel zu weich gepolsterten Couch nieder; das Bier schmeckte gut nach der langen Autofahrt. Eine übergewichtige schwarzweiße Katze kam aus der Küche, hüpfte auf die Armlehne von Bairds Sessel, streckte sich dort aus und starrte uns an.
    »Bobby hat mir mal gesagt, wenn ihm was Böses zustoßen würde, kämen zwei Typen namens John und Kidd bestimmt her und würden rumschnüffeln. Ich soll Ihnen dann alles sagen, was ich weiß, und er hat mich beschworen, Ihre Namen keinem anderen gegenüber zu erwähnen. Zum Beispiel den Cops gegenüber.«
    »Ich hoffe, Sie …«, begann John, aber Baird hakte sofort ein:
    »Also habe ich es auch nicht getan. Ich habe mich an diese Sache überhaupt erst wieder erinnert, als Sie vor der Tür standen und sagten, Sie wären John … Also, was kann ich für Sie
tun? Wissen Sie irgendwas über diese ganze schreckliche Geschichte?«
    »Sie haben nicht zufällig Bobbys Laptop?«, fragte ich.
    »Nein. Die FBI-Typen sagten was davon, Bobbys Computerausstattung wär’ verschwunden. Sie beide sind Computerexperten, stimmt’s?«
    »Ich kann ein Diskettenlaufwerk kaum von einem Joystick unterscheiden, aber Kidd kennt sich auf diesem Gebiet ganz gut aus«, sagte John.
    Baird nickte, sah mich an. »Okay. Nun, Bobby hatte einen IBM-Laptop und rund hundert DVDs, die er irgendwo versteckt hielt, wo, weiß ich nicht.«
    »Hundert?«, fragte ich. »Sie wissen genau, dass es hundert waren?«
    Baird runzelte die Stirn. »Nein, die genaue Zahl kenne ich nicht. Es war aber eine ganze Sammlung.«
    »Wissen Sie, was darauf gespeichert war?«
    »Er nannte sie sein Archiv. Er hatte die aktuellen Sachen auf dem Laptop und sein Archiv auf den DVDs.«
    »Also gab es auch Sachen auf dem Computer, die nicht auf den DVDs gespeichert waren«, hakte ich nach.
    »Ja. Und umgekehrt. Soweit ich das verstanden habe … Die Feds haben gestern und heute sein Haus auf den Kopf gestellt und jeden

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