Todesspiel
Paket bei FedEx aufgaben?«, fragte ich.
Baird sah mich einen Moment erstaunt an, sagte dann: »Meine. Der Laptop war zweitausend Dollar wert, und wenn er verschwunden wär’… Die Versicherung, verstehen Sie.«
»Sind Sie sicher, dass Sie dabei nicht von jemandem verfolgt und beobachtet wurden? Hat Sie jemand angesprochen?«
»Nein, angesprochen hat mich niemand«, sagte Baird. »Und mir ist auch niemand aufgefallen, der mich beobachtet hätte. Aber ich habe ja nicht … auf so was geachtet. Sie meinen, jemand könnte mich beobachtet haben?«
»Wie häufig waren Sie bei Bobby?«
»Jeden Tag. Ich war ja sein Pfleger. Ich machte die Einkäufe und mähte den Rasen und all das.«
Wir gingen weiter Tag für Tag durch, und eine Woche oder zehn Tage nach dem Abschicken des Laptops – Baird konnte sich nicht genau erinnern, meinte aber, es müsse so etwa um diese Zeit gewesen sein – stießen wir auf eine weitere Abweichung vom Alltagsgeschehen.
»Ein Weißer, ein Bibelverkäufer, kam zur Haustür, und ich ließ ihn rein; es stellte sich raus, dass er ebenfalls an alten Radios interessiert war«, sagte Baird. »Ich sammle solche Geräte schon seit Jahren. Ich brauchte keine Bibel, aber der Mann fragte, ob er einen Blick auf meine Sammlung werfen dürfe, und ich ließ es zu. Das war natürlich ziemlich ungewöhnlich …«
»Kannte er sich mit Radios aus? Ich meine, war er ein echter Fachmann?«
»Na ja, er wusste einigermaßen Bescheid. Nicht so sehr
über den Wert der Sammlerstücke, sondern über ihre Funktion. Der Wert wird natürlich überall anders eingeschätzt. Ich war letztes Jahr mal in Memphis und stellte fest, dass ich ein Radio besitze – das da, ein Stewart-Warner aus dem Jahr 1938 …« Er deutete auf ein Gerät mit einem polierten rötlichen Holzgehäuse. »Dieses Baby ist inzwischen sechshundert Bucks wert. In Memphis jedenfalls. Hier bei uns kriege ich höchstens fünfzig Bucks auf dem Trödelmarkt dafür … Aber der Mann wusste immerhin, wie Radios funktionieren. Wir redeten eine Weile über die Geräte, sahen sie uns an, und nach ungefähr einer Stunde ging er wieder.«
»Haben Sie ihn während dieser Zeit mal allein gelassen?«, fragte ich.
»Hmm …« Er kratzte sich am Ohr, zupfte dann am Ohrläppchen, dachte nach. »Ich bin mal rausgegangen, um die Post zu holen, als Carl, der Briefträger, geläutet hat, und ich habe mich ein paar Minuten mit ihm draußen vor der Tür unterhalten.«
»Aha«, sagte John.
Baird sah uns nacheinander an, schwieg einige Sekunden, sagte dann mit trauriger Stimme: »Der Kerl hat sich Bobbys Namen und Adresse beschafft, während ich mit Carl geredet habe, nicht wahr?«
»Da Sie ein paar Minuten draußen waren, ist das gut möglich«, sagte ich. »Oder er hat Abdrücke Ihrer Schlüssel und später Nachschlüssel angefertigt und ist zurückgekommen, als Sie mal nicht im Haus waren.«
»Er hat sich doch aber nur die Radios angeguckt«, sagte Baird verzweifelt. »Auch als ich vom Briefträger zurückkam.« Er rieb sich mit den Zeigefingern die Augenwinkel. »Wir haben sogar die Rückseiten von einigen Geräten abgeschraubt, damit er sich die Technik ansehen konnte.«
»Na ja, wir wissen nicht, ob der Mann wirklich ein Bösewicht
war«, sagte John tröstend. »Vielleicht war er ja wirklich nur ein frommer Bibelverkäufer.«
»Einen Moment mal, ich geh’ schnell mal zu meiner Nachbarin.« Er stemmte sich aus dem Sessel und ging zur Tür. Zu John sagte er noch: »Passen Sie gut auf den weißen Mann da auf, während ich weg bin, Bruder.«
Er verschwand, und John und ich machten uns sofort daran, das Erdgeschoss zu durchsuchen, nach dem Schema, wie es ein Eindringling tun würde. Die Katze sah uns dabei zu, schien jedoch keinerlei Bedenken gegen unser Vorgehen zu haben. Bereits nach wenigen Sekunden entdeckten wir einen kleinen Raum neben der Küche, der als Arbeitszimmer eingerichtet war. Ich zog die oberste Schublade eines Metall-Aktenschrankes auf, und der vorderste Aktendeckel darin trug in schwarzem Filzstift die Aufschrift Lohnsteuer / Arbeit .
Die Akte enthielt einen Stapel Anträge auf Steuerrückerstattung und Steuerbescheide der Finanzbehörde. In mehreren der Formulare war Robert Fields als Bairds Arbeitgeber aufgeführt, einschließlich seiner Adresse. »Gottverdammte Scheiße!«, zischte ich.
Ich drückte die Schublade zu, und wir gingen zurück ins Wohnzimmer. »Wir sollten ihm nichts von unserer Entdeckung sagen«, schlug ich vor.
»Er ist
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