Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
dem Fall beschäftigt, okay, aber dann hat sich der Pressesprecher des Weißen Hauses zu Wort gemeldet und lauthals erklärt, der Rassismus im Süden der USA dürfe nicht länger toleriert werden und so weiter und so fort und bla-bla-bla … Und dann, am nächsten Tag, taucht dieses Videoband mit dem Sicherheitsberater des Präsidenten als rassistischem Akteur im Fernsehen auf. Bole ist erledigt. Er ist heute Abend zum Präsidenten einbestellt.«
    »Aber er hat es ja schließlich gemacht «, sagte LuEllen. »Er hat sich aus eigenem Entschluss sein Gesicht geschwärzt und an diesem Blödsinn teilgenommen.«
    »Genau das meine ich auch«, sagte Marvel.
    John, der lebenslange Radikale, sagte: »Er war damals ein College-Kid, und die Aktion war scherzhaft gemeint. Und er hat nichts mit Rassismus am Hut. In seiner jetzigen Funktion kümmert er sich um die Bedrohung unseres Landes durch
Raketen und solche Dinge. Es gibt tausend andere Typen, auf die wir leichter verzichten könnten als auf ihn, Leute, ohne die wir bestimmt besser dran wären.«
    »Man sollte nehmen, was man kriegen kann«, sagte Marvel ungerührt.
    »Verdammte Kommunistin«, knurrte John und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht richtig, und es ist nicht fair, und wir sollten uns langsam ernsthafte Gedanken über diese beunruhigende Sache machen.«
    »Du wirst langsam alt und konservativ«, sagte Marvel. »Dein Haar wird grau und wollig, und es dauert nicht mehr lange, bis du in einer dieser religiösen Shows auftrittst und den Menschen von Jesus erzählst.«
    »Nicht fair«, sagte John noch einmal, ohne auf Marvels Bemerkungen einzugehen. Er klang tatsächlich fast wie ein Prediger. Aber er lag ja nicht falsch mit seiner Beurteilung.
     
    Marvel und LuEllen zogen sich zu einem Gespräch unter Frauen zurück, und ich zeigte John das FBI-Memo über Thomas Baird, Bobbys Pfleger. John las es sorgfältig durch, rief dann zwei Bekannte in Jackson an. Einer von ihnen kannte Baird – wusste jedenfalls, um wen es sich handelte -, konnte aber nichts Substanzielles über ihn sagen. Er bot an, sich umzuhören, aber John lehnte das entschieden ab.
    »Wir müssen hinfahren und mit Baird reden«, sagte John. »Möglichst bald. Noch heute Abend.« Er sah auf die Uhr. »Wenn wir um sieben wegfahren, ist er bei unserer Ankunft wahrscheinlich noch wach.«
     
    Wir sprachen noch kurz darüber, dann nahm ich mir die Zeit, ein paar Joggingrunden im Stadtpark zu drehen. Um neunzehn Uhr fuhren wir los, ließen LuEllen und Marvel bei den Kindern zurück, hielten noch am E-Z Way an, um zu tanken,
steuerten dann den Highway nach Jackson an. Wir redeten kurz über Bobby, anschließend über eine Skulpturenserie, an der John gerade arbeitete.
    John sagte, er habe bereits mit einer Frau in der Nachbarschaft gesprochen, die Quilts herstellte, um von ihr diese Kunst zu erlernen. »Da ist etwas, das ich mit dem Bildhauern nicht erreichen kann«, sagte er. »Ich brauche etwas, das mehr … erzählend ist, glaube ich. Wenn ich das in Drei-D-Bildern darstellen wollte, müsste ich einen Skulpturen-Garten anlegen.«
    »Warum bemühst du dich nicht, das Malen zu lernen? Wenn du erst einmal erkannt hast, was du erreichen willst, ist das Erlernen der Techniken nicht besonders schwierig.«
    »Quatsch. Ich weiß, wie das mit den Maltechniken ist; ich habe ja beobachtet, wie sich deine im Lauf der Zeit verändert haben. Wie lange hat es gedauert, bis du jede einzelne perfekt beherrscht hast? Ich erinnere mich an dieses Bild von dir, das du Aufgeschlitzter Stör Nummer 1 g enannt hast. Du hättest es zu der Zeit, als wir uns kennen gelernt haben, von der Technik her niemals zustande gebracht.«
    Wir konnten gar nicht anders, als weiter über unser künstlerisches Schaffen zu reden. Und wir machten es gerne und mit voller Absicht, lachten und plauderten lebhaft, denn wir wussten, wenn die Bobby-Sache wieder zur Sprache kommen würde, hätte uns die Niedergeschlagenheit bald wieder im Griff. So verging die Zeit recht schnell. Noch ehe wir bei dem Gespräch über Kunst zu einem Abschluss gekommen waren, rollten wir in Jackson ein. Und registrierten mit dankbarer Zufriedenheit, dass es trotz der dichten dunklen Wolkendecke nicht regnete.
     
    Thomas Baird wohnte in der linken Hälfte eines Doppelhauses, das wahrscheinlich im Rahmen eines Projekts zur Schaffung
preisgünstigen Wohnraums für Bezieher geringer Einkommen geschaffen worden war: billige moderne Bauweise, billiges Baumaterial, billige

Weitere Kostenlose Bücher