Todesspiel
Begleittext, bei dem amerikanischen Offizier auf dem Foto handle es sich um Captain Delton Polysemy von den Special Forces der Army und er sei zum Zeitpunkt der Aufnahme im Jemen stationiert gewesen. Fox News hatte erfahren, dass es tatsächlich einen Captain Polysemy bei der Army gibt, konnte aber bis jetzt noch nicht feststellen, wo er derzeit stationiert war. Anton Lazar, der Pressesprecher des Weißen Hauses, sagte, der Präsident wisse davon, dass das Foto im Fernsehen gezeigt werde, habe es jedoch noch nicht persönlich gesehen, und im Übrigen müssten weitere Kommentare des Verteidigungsministeriums abgewartet werden. Lazar erklärte, die Regierung der Vereinigten Staaten lehne selbstverständlich derartige Exekutionen entschieden ab, wiederholte aber auch, es gebe keinen echten Beweis dafür, dass die auf dem Foto gezeigte Erschießung jemals stattgefunden habe, es müsse sich um eine Fotomontage handeln …«
»O Mann«, sagte John, »jetzt hat der Killer jeden verdammten FBI-Agenten des Landes auf dem Hals …«
»Aber die Feds wissen nicht, dass es nicht Bobby war, der diese Dinge in Gang setzte«, sagte LuEllen.
»Wir müssen uns überlegen, ob wir es ihnen sagen sollen«, sagte ich. »Sie haben bestimmte Vorstellungen von Bobby und von Leuten, die etwas über ihn wissen könnten. Wenn diese Scheiße weitergeht, fangen die Feds an, unter dem Vorwand irgendeines ›Gesetzes zum Schutz der Heimat‹ Türen einzutreten, und eine Menge guter Jungs könnte in enorme Schwierigkeiten geraten.«
»Du vielleicht auch«, sagte LuEllen und sah mich an.
»Ich denke, ich brauche mir keine Sorgen zu machen«, sagte ich, aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Ich war schon lange Zeit im Geschäft, und es gab Dutzende von Leuten, die gewisse Vorstellungen davon hatten, was ich über das Malen hinaus mit meiner Zeit anfing. »Wir müssen dringend mit dieser Rachel Willowby reden.«
»Moment, Moment«, sagte LuEllen. »Du hast gesagt, wir sollten den Feds vielleicht einen Tipp geben, dass Bobby tot ist … Keine schlechte Idee, zumindest doch einer Überlegung wert, oder? Wenn sie davon ausgehen, dass Bobby tot ist, werden ihre Ermittlungen in die richtige Richtung gelenkt – auf den Killer. Problem für uns gelöst. Zumindest in diesem Punkt.«
»Könnte sein – aber wir müssen das nicht jetzt gleich machen«, sagte ich. »Lass uns noch mal darüber nachdenken.«
Wenn man abseits der großen Verbindungsstraßen durch das Sumpfland Louisianas fährt, begegnet man der schlimmsten Armut in den USA – schlimmer noch als in einigen Indianerreservaten South Dakotas, und das will was heißen. Hinter Rachel Willowbys Adresse steckte ein heruntergekommener Betonkomplex aus drei Wohnungen im Bungalowstil, gestrichen in einem grellen, kalkigen Grün; kränkelnde Dornbüsche
vor den Fenstern sollten Einbrecher abschrecken. Die Umgebung war gekennzeichnet durch Einfahrten voller Öllachen und zerfallende Carports voller Autowracks und Abfall; die Fassaden der Häuser und Läden waren mit alten, verblassenden Graffiti von Straßen-Gangs verunziert. Schwarze Jugendliche mit harten, lauernd kalkulierenden Augen beobachteten uns, als wir durch die Straße rollten. Sie hielten uns offensichtlich für Cops. »Kein Wagen«, sagte John, als wir an dem Willowby-Reihenhaus vorbeikamen. »Ihre Eltern sind wahrscheinlich bei der Arbeit.«
»Wenn das Mädchen überhaupt Eltern hat«, sagte LuEllen vom Rücksitz. »Das Haus sieht völlig verlassen aus. Und wenn sie erst durch Bobby zu einem eigenen Computer kam, kann die Familie kaum Geld haben – eine ausrangierte ältere Maschine kann man doch heutzutage für ein paar Bucks kriegen.«
»Na ja, für das Mädchen war es wahrscheinlich ein dringender Wunsch, nicht aber für ihre Eltern, die jeden Buck zweimal umdrehen müssen«, sagte John.
»Wir müssen uns entscheiden«, sagte ich. »Wie gehen wir vor?«
»Ganz einfach, wir gehen rein«, sagte John. »Sofort. Ist die beste Lösung. Das Mädchen geht zur Schule, aber um diese Zeit müsste es zu Hause sein. Und es steht kein Wagen vor dem Haus.«
»Alle drei?«, fragte ich.
»Die beste Kombination wären LuEllen und ich«, antwortete John. »Weil ich ein Schwarzer bin und LuEllen eine Sozialarbeiterin sein könnte. Aber du kennst dich am besten mit dieser Computer-Scheiße aus, also musst du auch mitkommen.«
»Mann, ich liebe so was«, knurrte ich. »Ich könnte mir als ›ständiger Begleiter in Computerfragen‹
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