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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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glatt den Lebensunterhalt
verdienen …« Ich machte kehrt, fuhr zurück, an einem Jungen vorbei, der in einem gestreiften Hemd und Shorts am Straßenrand stand und uns mit dem Finger drohte, dann lauthals lachte. Er trug einen Fahrradhelm, obwohl weit und breit kein Fahrrad zu sehen war.
    »Mein Gott, das arme Kind«, sagte LuEllen und sah durch die Heckscheibe zurück zu dem Jungen. »Warum läuft er bei dieser Hitze mit Fahrradhelm rum? Und warum hat er kein Fahrrad?«
     
    Wir marschierten zu dritt zur Willowby-Wohnung, eine Art Sturmtrupp aus schwitzenden Gestalten, die in dieser Umgebung seltsam wirkten und in Kleidern steckten, die plötzlich viel zu vornehm wirkten. Wir klopften mehrmals an die Tür, aber es regte sich nichts dahinter. Wir standen da, klopften, horchten, warteten, dann fragte LuEllen: »Was jetzt?«
    »Wir versuchen es später noch mal«, sagte ich und trat zurück. Widerwillig machten wir kehrt, wollten zurück zum Wagen gehen, als die Tür der Nachbarwohnung aufgerissen wurde und eine Frau Staub über die Schwelle kehrte. Sie fuhrwerkte weiter mit dem Besen herum, fragte zwischendrin: »Suchen Sie jemand?« Sie kehrte in Wirklichkeit nur Luft – der Besen war ein Vorwand, um zu erfahren, was wir hier machten.
    John trat zu ihr und bemühte sich um eine möglichst offizielle Ausstrahlung. Er trug eine leichte Popelinhose und ein gelbes kurzärmliges Hemd, und man hätte meinen können, er habe wegen der Hitze gerade seinen Sportsakko abgelegt. »Wir möchten zu Rachel Willowby.«
    »Ist sie schon wieder im Schwierigkeiten?« Sie hielt den Kopf von uns abgewendet.
    »Nein. Keine ernsthaften jedenfalls. Wir möchten nur mit ihr sprechen. Haben Sie sie heute schon gesehen?«

    »Schwänzt wohl wieder mal die Schule«, vermutete die Frau. Sie sah mich an, dann LuEllen, wandte sich schließlich wieder an John. »Und zum Reden mit ihr sind drei Leute nötig?«
    »Verzeihen Sie, Ma’am, aber wir sind nicht befugt, mit Außenstehenden über unser Anliegen zu sprechen«, gab John sich bürokratisch. »Wissen Sie, wo sie sein könnte?«
    Eine lange Pause, aber Johns strenger offizieller Blick brach den Bann. »Sie ist zu Hause. Versteckt sich wahrscheinlich unterm Bett.«
    »Wo ist ihre Mutter?«
    »Ihre Mutter ist abgehauen. Vor zwei Monaten schon. Ich weiß nicht, ob sie was zu essen hat, und sie kann nicht mehr lange in der Wohnung bleiben. Sie ist inzwischen neu vermietet. Sie schleicht sich noch rein, bis die neuen Mieter einziehen.«
    »Vielen Dank.« John ging zurück zur anderen Wohnungstür, klopfte noch einmal, drehte den Türknopf. Abgeschlossen. Aber die Tür hing so lose im Rahmen, dass ein kurzer Fußtritt genügte, sie aufspringen zu lassen. John rief: »Rachel? Wir wissen, dass du da bist!« Er ging hinein, sagte dann: »Aha, da bist du ja.« Er verschwand aus meiner Sicht, kam dann zurück zur Tür, sah die Nachbarin an, rief ihr noch einmal »Danke!« zu und sagte zu LuEllen und mir: »Also dann, kommt rein.«
     
    Wir trafen auf ein dünnes kleines Mädchen in Shorts und einem ärmellosen Hemd. Es starrte uns durch die Gläser einer großen, unmodernen Plastikbrille entsetzt an. Im Zimmer herrschte ein diffuses Halbdunkel, da alle Rollläden fast ganz herabgelassen waren. Es roch nach Zwiebeln und Schweiß. Ich konnte in den vorderen beiden Räumen nur ein einziges Möbelstück erkennen – einen Küchentisch. Darauf stand ein
Laptop; ein Kabel führte zu einer Telefonbuchse. Auf dem Bildschirm des Geräts waren drei geöffnete Fenster zu erkennen. Ein digitaler Counter blinkte in der unteren rechten Ecke. Das Kind sagte: »Der alten Hexe werd’ ich eines Tages noch mal die Schnüffelnase abschneiden!«
    John schüttelte den Kopf, sagte dann: »Wir wollen nur mit dir reden.«
    »Ich bin krank.« Sie verzog das Gesicht, als sei sie von schlimmen Schmerzen gepeinigt. »Echt.«
    Das stimmte natürlich nicht. Sie hatte sich gerade mit dem Laptop beschäftigt. Also keine weiteren Vorreden. »Wir kommen nicht von deiner Schule«, sagte ich. »Wir sind auch keine Cops. Ich bin ein Hacker, und ich will von dir wissen, was du damit zu tun hast, dass Bobby aus dem System verschwunden ist.«
    Das unterband weitere Ausflüchte. Sie sah mich an, schien die beiden anderen nicht mehr wahrzunehmen. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Das wissen wir nicht«, log ich. »Wir gehören zu Bobbys Freundeskreis. Er ist nicht mehr in seinem Haus, und du hast irgendwas angestellt, das ihn in große

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