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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Steuerberater zu leisten pflegen. Jetzt aber wohnte er weit westlich außerhalb der Stadt in einer vom Gemüseanbau geprägten Gegend, und sein Haus war um ein Drittel kleiner als das frühere.
    Er empfing uns an der Haustür, lächelte, sagte: »Das Päckchen ist vor fünfzehn Minuten eingetroffen.«
    »Hübsches Haus«, sagte LuEllen und schaute sich um, während er uns einließ. Die Räume waren mit skandinavischen Möbeln eingerichtet. »Warum sind Sie umgezogen?«
    »Sobald meine Tochter die Schulausbildung abgeschlossen
hatte, haben meine Frau und sie sich aus dem Staub gemacht«, sagte er. Er war groß und dünn, trug eine randlose Brille und sah aus wie der Farmer auf dem Gemälde American Gothic von Grant Wood. Er gab sich stets freundlich und wirkte zu gediegen für einen Mann, der einen illegalen Handel mit Feuerwaffen betrieb, was einem irgendwie ungereimt, ja, fast unheimlich vorkam. Ein Untergrund-Waffenhändler sollte doch eigentlich als Minimum eine Augenklappe tragen … Er führte uns zur Kellertür, nahm einen davor stehenden Laptop auf. »Ich nehme an, die beiden haben mich schon seit einigen Jahren nicht mehr gemocht.«
    »O Gott«, sagte LuEllen, als ob das unvorstellbar sei. Sie schaute mich an, und ihr Blick befahl mir: Sag’s ja nicht!
    Wir folgten ihm die Kellertreppe hinunter. Auch in seinem alten Haus hatte er eine Werkstatt im Keller gehabt, und die, in die wir nun kamen, glich der früheren fast aufs Haar: alles sauber, alles in strenger militärischer Ordnung aufgereiht, sehr trockene Luft. An der Decke verliefen vielerlei Kabel, und ich vermutete, dass der Raum durch komplexe Alarmanlagen geschützt war. »Na ja, so ist das nun mal – ich wünschte nur, sie hätten’s mir früher gesagt, dann hätten wir nicht all die Jahre zusammenbleiben müssen. Ich habe die beiden ja auch nicht gemocht.«
    »Sie haben also Ihr altes Haus verkauft?«, fragte LuEllen.
    »Ja, das musste ich. Die Frau kriegte das Geld, aber damit war ich von allen anderen Verpflichtungen befreit. Keine Unterhaltszahlungen. Ich bin glücklich und zufrieden.« Er ging zu einer Werkbank, knipste ein Deckenlicht an, zog eine Schublade auf und nahm ein Plastikkästchen heraus. »Diese kleinen Babys sind schwer zu kriegen. Ich nehme an, sie stammen von der CIA – aber wo auch immer sie herstammen, die Polizei ist ziemlich dahinter her.«
    »Das Ding da ist aber doch wohl sauber, oder?«, fragte LuEllen
und öffnete den Deckel des Kästchens. »Man kann es nicht zurückverfolgen?«
    »Es gehörte einem Schlosser. Spezialist für Türschlösser. Er ist vor kurzem verstorben … Natürlicher Tod, Herzschlag.«
    In dem Kästchen steckte eine schwarze Schachtel, etwa in der Größe einer Zigarettenpackung. Eine Sonde führte aus der Oberfläche der Schachtel; aus deren Ende wiederum ragte eine haardünne Plastikfaser. Am Boden der Schachtel befand sich ein USB-Anschluss. Das Plastikkästchen enthielt auch einen USB Data Key und ein kurzes USB-Kabel.
    »Es sind fünf Ersatzfasern dabei«, sagte Drexel zu LuEllen. »Wenn Sie sie alle vermasseln, weiß ich auch nicht, wie man sie ersetzen könnte. Aber sie sind angeblich sehr robust.«
    »Das ist okay«, sagte LuEllen. »Ich habe so ein Ding schon mal benutzt, aber das hatte ich ausgeliehen. Wollte schon immer eines besitzen. Wie viel?«
    »Siebentausend.«
    LuEllen verzog das Gesicht, sagte dann aber: »Ich habe das Geld im Wagen. Aber zuerst wollen wir doch mal einen Versuch machen, nicht wahr?«
     
    Drexel schaltete seinen Laptop ein, erklärte mir dabei, dass der USB Data Key einfach nur die erforderliche Software für jeden Laptop auf Windows-Basis enthielt und dass er diese geladen habe, als er das Kästchen von seinem Lieferanten gekauft hatte. Er rief das Programm auf und verband die schwarze Schachtel über das USB-Kabel mit dem Laptop.
    »An der Tür zum Vorratsraum ist ein Yale-Schloss, falls Sie’s dort probieren wollen.«
    »Danke.« LuEllen trug den Laptop mit der schwarzen Schachtel zu der Tür und steckte die Plastikfaser ins Schlüsselloch.
    Diese Faser, etwa von der Dicke einer Besenborste, arbeitete
wie eine kleine Kameralinse und war für die Gefäß- und Herzchirurgie entwickelt worden.
    Wenn man diese Faseroptiksonde in ein normales Schlüsselloch steckte, konnte man auf dem Laptopscreen die Bolzen und Zuhaltungen und damit die Schlüsseleinkerbungen im Inneren des Schlosses erkennen. Wenn man etwas von Türschlössern verstand – LuEllen war keine

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