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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Antworten finden müssen, und die wichtigste ist, ob Carp für irgendjemanden arbeitet. Wenn das der Fall ist, kann es sein, dass er Bobbys Laptop bereits weitergereicht hat. Oder Kopien von den gespeicherten Dateien. Und es ist möglich, dass wir in größere Schwierigkeiten geraten, als wir uns im Moment vorstellen können, wenn wir ihn jemals aufstöbern.«
    »Ja … Wir müssen uns was ausdenken. Morgen.«
    »Ich hoffe nur, Carp bringt nicht schon wieder eine Sensationsmeldung in die Medien«, sagte LuEllen. »Er hat schon genug Aufsehen erregt. Oder will er noch mehr Staub aufwirbeln?«
     
    Nach der Rückkehr ins Hotel gingen wir erst einmal ins Bett miteinander, in einer irgendwie niedergeschlagenen Stimmung, und in der entspannten Atmosphäre nach dem Sex erzählte mir LuEllen, warum sie darüber nachdachte, ihr Leben als Diebin aufzugeben.
    »Der Auslöser für diese Gedanken war keine große Sache, die mir passiert ist, sondern einfach nur eine Doku-Sendung im Fernsehen. Es ging dabei um Frauen im Gefängnis, irgendwo in Texas. Die Frauen saßen allesamt langjährige Strafen ab, wegen Mordes und … na ja, meistens wegen Mordes, und mich packte plötzlich der schreckliche Gedanke, dass ich auch einmal so enden könnte. Nur ein einziges Versagen, ein einziger Fehler bei einer Aktion … Eine versteckte Alarmanlage, die ich übersehe, oder irgendeine andere Falle. Oder ich trage irgendwie Verletzungen davon … Ich würde dann auch in so einem Knast landen. Es war nicht das Gefängnis selbst,
das so deprimierend wirkte, es waren diese Frauen … Sie machten allesamt einen verstörten Eindruck. Bedrückt. Zutiefst traurig – die traurigsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Ich würde mich eher aufhängen, als jahrelang in einer Zelle zu sitzen.«
    Dazu gab es nicht viel zu sagen. Sie hatte Recht, es konnte passieren. Ihr und auch mir.
    Sie fuhr fort: »Am traurigsten waren die Szenen, als die Kinder der Frauen zu Besuch kommen durften. Wie glücklich die Frauen waren, ihre Kids zu sehen … Aber einige der Kinder schienen ihre Mütter kaum mehr zu kennen. Und es kam auch vor, dass die Frauen sehnlichst auf den Besuch der Kids warteten, und dann kamen sie nicht, und die Frauen saßen in einer Ecke und weinten herzerweichend. Und ich dachte, mein Gott, du hast nicht mal jemanden, der dich besuchen kommt, wenn du da drin sitzt …«
    Ich sagte: »Na, LuEllen, du weißt doch, dass …«
    »Ich würde es nicht zulassen, dass du mich besuchen kommst«, unterbrach sie. »Selbst wenn du die Absicht hättest, mich zu besuchen, ich wollte nicht, dass du mich so zu Gesicht bekommst. Und ich dachte auch, wenn man mich erwischt, weiß niemand, wer ich wirklich bin. Niemand kennt meinen richtigen Namen. Niemand außer vielleicht ein paar Leuten, mit denen zusammen ich in der Grundschule war. Kein Mensch kennt mich …« Sie setzte sich ruckartig auf. »Ich war bis jetzt mit meinem Leben zufrieden. Ich hatte nicht viele Chancen, etwas aus meinem Leben zu machen. Als Alternative hätte ich vielleicht Hilfskrankenschwester werden können wie meine Mom, um Nachttöpfe voller Scheiße und Pisse durch Krankenhausflure zu schleppen.«
    »Für so was wärst du viel zu gescheit und clever.«
    »In diesem Land reicht es nicht aus, gescheit und clever zu sein. Man muss von Anfang an eine Chance haben, das heißt
eine gute Erziehung und Ausbildung. Entweder das, oder man muss reiche Eltern haben, sonst ist man beschissen dran …« Sie ließ sich zurück aufs Bett sinken. »Herrgott, ich weiß nicht … Aber ich muss etwas anderes finden, muss mein Leben anders gestalten. Ich bin immer noch high, wenn ich mich irgendwo reingeschlichen habe, kriege diesen Kick, aber ich muss aus der Sache rauskommen, ehe es zu spät ist.«
    Genug Stoff für einen unruhigen Schlaf. Das und immer wiederkehrende Traumfetzen von einem übergewichtigen Mann, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt liegt …
     
    Der nächste Tag war ein Samstag. Wir wachten beide früh auf, wälzten uns noch eine Weile unruhig hin und her, versuchten, noch einen letzten Zipfel Schlaf zu erwischen, aber ich gab dann auf, griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Das Eingangsbild mit den Angaben zu Datum, Wochentag und Uhrzeit erschien auf dem Bildschirm. Ich hatte bisher nicht darauf geachtet, aber als es mir jetzt klar wurde, fluchte ich: »Samstag – verdammte Scheiße! Die Bonzen in Washington sind nicht in ihren Büros, und da meine E-Mail

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