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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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sonst noch in dem Bericht?
    De’Arte jammerte, er werde in jeder Hinsicht mit den Behörden kooperieren, wenn er vollen Schutz für seine Familie und einen nachsichtigen Richter bekäme.
    »Kommt darauf an«, erwiderte Rubens, der fasziniert weiter scrollte.
    »Wir empfehlen die baldige Durchführung der dritten Phase der Südamerika-Initiative. Wir vertrauen auf kontinuierliche Fortschritte im Kampf gegen das Bündnis aus Drogenkartellen und Terrorismus, wenn die erforderlichen Mittel in Höhe von 480 Millionen Dollar zeitnah bewilligt werden …«
    Die Frau des Gouverneurs hatte also recht gehabt. Es war nie um Drogen gegangen, sondern um fingierte Hilfsprogramme, bei denen Gelder unterschlagen wurden.
    Als plötzlich ein Klicken ertönte, sah Rubens auf. Er hatte nur einen Moment lang den Blick von De’Arte abgewandt, der mit einem Mal zwei Meter von ihm entfernt stand und eine schwarze Pistole in der Hand hielt. Sie war nicht in der Schublade. Sie muss sich hinter den Büchern im Regal befunden haben. Er richtete sie zitternd, aber blitzschnell auf Rubens, als dieser aufsprang. Der Abstand war zu groß. Er wird mich erschießen. De’Arte bewegte die Pistole jedoch weiter und richtete den Lauf der Waffe schließlich auf sich selbst. Rubens schrie: »Nein! Tun Sie’s nicht –«
    Durch die Wucht wurde der Kopf des Buchhalters zurückgeschleudert, und Blut, Knochensplitter und graue Gehirnpartikel spritzten gegen die Wand, auf Familienfotos, Vorhänge und die Balkontür.
    Als Rubens sich entsetzt und zitternd über die Leiche beugte, dachte er nur eins: Jetzt kann er nicht mehr aussagen.
    Zumindest hatte er selbst diesmal keine Blutspritzer abbekommen.
    Ich muss den Bericht ausdrucken. Ich brauche sein Passwort, um später wieder in die Datei hineinzukommen. Wenn ich es jetzt nicht ausdrucke, werde ich nie wieder Zugang dazu bekommen.
    Rubens hörte ein Auto in die Auffahrt einbiegen. Er trat ans Fenster. De’Artes Frau und Kinder stiegen gerade aus dem Wagen.
    Ihm blieb keine Zeit, den Bericht auszudrucken. Kein Zeuge für das Geständnis.
    Rubens oder irgendein Spezialist würde versuchen müssen, die Datei von außen zu öffnen. Vielleicht konnte das ja Tommys Freund in Indien erledigen. Aber wo war das verdammte Passwort? Es hatte auf einem weißen Blatt Papier gestanden. Überall lagen Blätter verteilt, auf dem Boden, dem Schreibtisch, der Tastatur und selbst auf der Leiche. Rubens sammelte wahllos einige davon ein und schob sie sich in die Tasche. Aber er wusste nicht, ob das richtige dabei war.
    Er hastete die Treppe hinunter und erreichte den Hinterausgang in dem Augenblick, als er hörte, wie jemand zur Eingangstür hereinkam.
    Der Regen hatte etwas nachgelassen. Rubens rannte über den matschigen Rasen hinter dem Haus, zwischen Bäumen hindurch einen Abhang hinunter, durch einen kleinen Bach bis auf die zweispurige Straße, die zur Einkaufspassage führte, wo Tommy hoffentlich auf ihn wartete. In den Bäumen über ihm kreischten Blauhäher. Rubens war schon lange nicht mehr in einem Wald gewesen.
    Als er die Einkaufspassage erreichte, saß Tommy im Wagen und aß ein Sandwich.
    Hoffentlich steht das Passwort auf einem der Blätter, dachte Rubens. Zumindest weiß ich jetzt, was Evans im Schilde führte. Aber wie soll ich es beweisen?
    Dann wurde ihm bewusst, dass sich ihm, selbst wenn die Frau des Gouverneurs in Rio Branco die Wahrheit gesagt hatte, das Gesamtbild immer noch nicht erschloss. Sie hatte gesagt, das, worin Honor Evans verwickelt war, habe internationale Dimensionen. Es gehe nicht nur um Brasilien. Es sei viel größer. Es sei global. Rubens hatte bisher nur ein winziges Stück davon zu sehen bekommen.
    Und was mache ich jetzt?, fragte er sich.
    Er ging die Blätter durch und fluchte.
    Das Blatt mit dem Passwort war nicht dabei. Tommy warf ihm einen seltsamen Blick zu, als er den Motor anließ.

12
     
    Um drei Uhr suchte Cizinio den Kinderhort in Cobble Hill auf und zeigte mehreren brasilianischen Betreuerinnen, die weißen Kindern beim Spielen zusahen, das Foto von Rubens. Wieder kein Glück. Sein verschlüsseltes Handy klingelte. Einer seiner Leute rief ihn aus einem Restaurant in Chelsea an. Ein Hilfskellner hatte Rubens erkannt.
    »Im Büro des Geschäftsführers hängt ein Foto an der Wand, das die Belegschaft bei einer Geburtstagsparty vor zwei Jahren zeigt. Darauf ist Rubens eindeutig zu erkennen. Allerdings heißt er nach Auskunft des Kellners mit Nachnamen nicht mehr Lemos,

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