Todesspiel
Rubens. »Stimmt es, was man über das Gefängnis sagt? Was mit Leuten wie mir passiert?«
Rubens wusste, was er meinte. Der Mann tat ihm irgendwie leid, aber das würde ihn nicht aufhalten. »Ja, das stimmt.«
»Ich bin nicht kräftig.«
»Sie würden sich wundern, was Menschen alles aushalten können.«
De’Artes Hand glitt in die Schublade, in der ein heilloses Durcheinander herrschte. »Aber gibt es denn keine Spezialgefängnisse? Für Angestellte wie mich? Einen Block weiter hat ein Börsianer von Merryl Lynch gewohnt, den haben sie in ein Sondergefängnis geschickt.«
Rubens sah, wie die Ecke eines Papierbogens aus der Schublade zum Vorschein kam. Darunter befand sich irgendetwas Unförmiges. Rubens packte De’Artes Handgelenk und verdrehte es so, dass De’Arte aufschrie, aber unter dem Blatt Papier befand sich keine Waffe, es war nur etwas zerknüllt.
»Auf dem Blatt steht das Passwort. Ich habe es vergessen. Ich kann nicht mehr klar denken! Sie bringen mich völlig durcheinander!«, sagte De’Arte.
Er setzte sich an den Computer und tippte das Passwort ein.
Rubens’ Blick wanderte über die Buchtitel auf dem Schreibtisch.
»Der Preis, den Sie zahlen, wenn Sie sich selbst und Ihre Familie belügen.«
De’Arte quasselte irgendetwas davon, dass er vor jener Reise nie gegen irgendein Gesetz verstoßen habe. Dass es seine erste Reise nach Brasilien gewesen sei und dass er, als man ihn wieder dorthin geschickt hatte, in Beiern geblieben sei. Erst im vergangenen Monat habe er weitere Dokumente in Beiern unterschrieben.
»Warum waren Sie dort?«
»Das wissen Sie doch. Wegen der nächsten Runde. In dieser Woche.«
Rubens, der dem schwitzenden Mann über die Schulter blickte, sah die Überschrift »State Department« auf dem Monitor erscheinen. De’Arte tippte weitere Angaben ein, woraufhin ein Kasten erschien, der ein erneutes Passwort erforderte. Nachdem er dieses eingegeben hatte, wurde der Bildschirm einen Moment lang schwarz. Danach erschien die erste Seite des Berichts.
»Außenministerium, Büro des Koordinators für Wiederaufbau und Stabilisierung. Bericht über die dritte Phase erfolgreicher Operationen in der als« weißes Dreieck »bezeichneten Drogenregion am Amazonas.«
De’Arte bewegte den Cursor und klickte einen Unterabschnitt an. Fotos von Kampfhandlungen im Dschungel erschienen auf der linken Seite. Rubens sah Männer, die mit Maschinenpistolen schossen. Er sah verwundete Soldaten auf Tragen. Er sah eine Lichtung, auf der mindestens zwei Dutzend andere Männer – »Guerrilleros«, da sie keine Uniform trugen – »tot« auf dem Boden lagen.
»Nach einer erfolgreichen Razzia in einer Drogenfabrik im Dschungel«, besagte die Titelzeile.
Heiliger Strohsack , dachte Rubens, es ist alles ein einziger Schwindel.
»Bündnis aus Drogenkartell und Terrorismus erleidet Niederlage während der ersten Phase einer alliierten Operation«, las er weiter.
De’Arte rückte zur Seite, um Rubens eine bessere Sicht zu ermöglichen. Der Mann stöhnte leise vor sich hin, offenbar malte er sich gerade das Szenario aus Gerichtsverhandlungen und Gefängniszellen aus.
»Ich hatte keine Ahnung von dem, was die da unten treiben«, sagte De’Arte. »Sie haben mir sonst was angedroht, falls ich plaudere.«
Rubens las: »Dank des rechtzeitig eingetroffenen Hilfspakets« hearts and minds »für die lokalen Regierungen in der Schlüsselregion zwischen Brasilien, Bolivien und Peru verzeichnen einheimische Polizeikräfte und Militärsprecher eine deutliche Verringerung der Drogenaktivitäten. Aufgrund der finanziellen Förderung einheimischer Wirtschaftszweige konnten Arbeitsstellen für die Ärmsten geschaffen werden, die sonst vermutlich in illegale Aktivitäten hineingezogen worden wären. Die verbesserten Straßen ermöglichen eine schnellere Verlegung von Militäreinheiten. Besorgniserregend sind jedoch jüngste Berichte über Bündnisse zwischen islamischen Terroristen und den Drogenkartellen. In El-Kaida-Ausbildungslagern im Irak indoktriniert, sind Terroristen laut Berichten bereit, riesige Summen für einen sicheren Zufluchtsort zu bezahlen. Es gibt Hinweise darauf, dass sie sich im Dschungel auf Anschläge auf die Vereinigten Staaten vorbereiten.«
Rubens warf einen Blick auf den Namen des Verfassers dieses Berichts.
John Adams Evans.
De’Arte lamentierte mittlerweile, dass seine Mutter noch lebe, in Florida. Seine Festnahme werde sie umbringen. Was solle er ihr nur erzählen?
Was stand
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