Todesspiel
eigentlich?«
»Wenn es nicht funktioniert, haben wir nichts verloren. Du hast doch gesagt, du hast Kontakte bei der Telefongesellschaft, stimmt’s? Leute, denen du Weihnachten Geschenke machst?«
Es war achtzehn Uhr. Jack Nestor war vielleicht noch in seinem Büro, dachte Rubens. Vielleicht war er auch schon nach Hause gegangen. Aber egal, wo er war, dort würde es ein Telefon geben.
»Wenn wir nicht in das Gebäude reinkommen, um ihn zu treffen«, sagte Rubens, »dann versuchen wir eben, ihn dazu zu bringen, dass er zu mir kommt.«
13
Wer hat die Geschichte durchsickern lassen?», brüllte Sebastian Walsh.
Die um den Konferenztisch versammelten Polizisten wirkten genauso wütend wie er. Niemand sagte ein Wort. Man hörte nur Füße scharren und Stühle quietschen. In einer Ecke war eine Leinwand aufgebaut, allerdings noch ohne Bild.
«Wenn ich dahinterkomme, wenn ich auch nur einen Hinweis darauf bekomme, ist die Karriere des Betreffenden beendet, und es wird ein Verfahren geben. Sie alle haben Verschwiegenheitserklärungen unterschrieben. Noch so ein Leck, und ich hetze Sie alle aufeinander, bis ich den Schuldigen gefunden habe!“
Christa saß neben dem Projektor und betrachtete Walshs rot angelaufenes Gesicht und seine geballten Fäuste. Zuerst hatte er einen wichtigen Zeugen verloren. Und jetzt hatte sein Büro auch noch eine undichte Stelle. Seine Position als Leiter der Abteilung für Hasskriminalität war wackliger denn je. Im allgemeinen Schweigen nahm sein Gesicht langsam wieder seine normale Farbe an.
„Also gut! Zumindest hatten diese Idioten vom Fernsehen ausnahmsweise einmal recht. Wir schulden Christa Salazar großen Dank. Sie hat unseren Mann identifiziert!“
Auf den Themenwechsel folgte erleichterter Applaus. Christa schaltete den DVD-Player ein. Auf der Leinwand erschien ein Lehrgangsabschlussfoto, das dreieinhalb Jahre alt war und im G.-A.-White-Ausbildungszentrum des Secret Service aufgenommen worden war. Ein schwarzer Kreis umrahmte den Lockenkopf von Rubens Machado Lemos, oberste Reihe, Zweiter von links.
„Christa, Sie haben fabelhafte Arbeit geleistet. In einer Stunde werden wir mehrere tausend Kopien von dem Foto an unsere Leute verteilen. Aber wir werden das Foto nicht an die Presse weitergeben. Wir wollen Lemos nicht warnen, falls er sich immer noch in der Stadt aufhält“, sagte Walsh mit finsterer Miene. „Das heißt, falls Fox es nicht bereits getan hat. Außerdem haben wir Informationen aus Brasilien. Möglicherweise war unser Mann vor zweieinhalb Jahren in den Mord an einem Gouverneur verwickelt.“
Walsh erteilte einem Mann mit Halbglatze in einem braunen Anzug das Wort – dem Vertreter der CIA –, der links von Christa saß. „Len?“
Len begann mit dem für West Virginia typischen Akzent zu sprechen: „Der Gouverneur war im Begriff, seinen Anteil an einer konzertierten Aktion zu erbringen. Gelder für den Kampf gegen die Drogenkartelle und den Terrorismus im weißen Dreieck zwischen Brasilien, Bolivien und Peru. Es gab heftige Kämpfe zwischen einheimischen Soldaten und paramilitärischen Gruppen.“
Auf der Leinwand erschien ein Foto von Hubschraubern über dem Dschungel. Am Boden kämpften Soldaten gegen armselig gekleidete, aber gut bewaffnete Zivilisten.
„Lemos war der Leibwächter des Gouverneurs, der wenige Stunden, bevor er Dokumente unterzeichnen sollte, auf mysteriöse Weise starb. Die Leiche wird derzeit exhumiert. Zum Glück hat der neue Gouverneur unterschrieben, so dass das Paket durchgegangen ist. Wir gehen davon aus, dass Lemos hierher geschickt wurde, um Evans zu töten.“
„Len, bitte erklären Sie uns doch den Zusammenhang mit dem Mord an Evans.“
„Evans hatte die ursprüngliche Vereinbarung über die neue Phase weiterer Hilfsleistungen in die Wege geleitet. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass die Botschaft an Evans’ Zimmerwand – „Rache für muslimische Kinder“ – dazu dienen sollte, uns in die Irre zu leiten.“
Von allen Seiten kamen Fragen.
„Gibt es einen Nachweis darüber, dass Lemos ins Land eingereist ist?“
„Er ist illegal hier.“
„Wissen wir, wie er hereingekommen ist?“
„Nein, aber er ist perfekt ausgebildet und kennt sich in den USA aus.“
„Können wir einen Zusammenhang mit dem Verschwinden von Esteban Paz herstellen?“
Walsh errötete – wie jedes Mal, wenn jemand den peinlichen Vorfall erwähnte.
Len fuhr fort: „Solange keine anderen Erkenntnisse vorliegen, gehen wir
Weitere Kostenlose Bücher