Todesspiele
hättest«, murrte Paul und fuhr zusammen, als Charles ihn mit der Nadel stach. »Entschuldigung.« Charles stach wieder zu. »Sir«, fügte Paul hinzu. »Na, also. Du musst nicht eifersüchtig sein, Paul. Bobby ist entbehrlich, du bist es nicht.« Es klingelte an der Tür, und er blickte finster auf. »Wenn das schon wieder ein Reporter ist... Lass dich nicht blicken.« Es war tatsächlich eine Reporterin, aber eine aus dem Ort. »Marianne Woolf. Was kann ich für dich tun, meine Liebe?«
Marianne hob den Blick, und Charles blinzelte. »Rein hier, sofort.« Er drückte die Tür zu und packte Bobby am Kinn. »Was soll das?«
»Ich wollte sehen, ob diese Verkleidung funktioniert, und das tut sie offensichtlich. Also kann ich ganz gemütlich heute Nachmittag zur Pressekonferenz marschieren.« Charles trat einen Schritt zurück und musterte sie abschätzend. »Wo hast du die Perücke her?« »Von Mariannes Kopf. Ihr Haar ist nicht echt, aber das weiß niemand außer Angie Delacroix und mir.« »Aber die vielen Friseurtermine«, sagte er. »Sie geht doch jeden Donnerstag hin.«
»Eitelkeit. Sie ist nahezu kahl. Dafür sind ihre Titten echt.« Bobby tätschelte ihre Brüste. »Silikoneinlagen. Die Männer werden hauptsächlich darauf starren und sich keine Mühe geben, mir ins Gesicht zu schauen.« »Wo ist Marianne jetzt?«
»Im Kofferraum ihres Wagens. Bewusstlos. Ich brauchte ihren Presseausweis.«
»Und wer hat dich geschminkt?«
»Ich selbst. Gehört zum Fachwissen einer hochbezahlten Prostituierten. Ich habe seit gestern Abend nichts gegessen und Hunger wie ein ...« Sie schob sich an ihm vorbei und kam abrupt zum Stehen, als sie Paul in der Küche entdeckte. »Was soll das? Das ... das verstehe ich nicht.« »Was - dass wir uns kennen?«, sagte Paul gereizt. »Oder dass ich angeschossen wurde, weil ich die Drecksarbeit für dich erledigt habe?«
Bobby erholte sich schnell. »Ist Kira Laneer tot?« »Na, sicher. Ich habe ihr den Schädel weggepustet.« »Dann kannst du mit deiner Bezahlung auch genügend Pflaster kaufen.« Sie wandte sich an Charles. »Warum ist er hier?«
»Weil er mir gehört.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Paul arbeitet für mich.« »Du bezahlst ihn«, sagte Charles, »aber er gehörte immer mir. Niemals dir.«
Bobbys Augen blitzten auf. »Ich habe ihn gefunden. Geformt.«
»Er hat dich gefunden, weil ich es so wollte. Er hat nie dir gehört, genauso wenig wie Rocky. Du hattest niemanden, bis auf Tanner, und den hast du umgebracht.« Bobby trat einen Schritt zurück, während ihr das Blut in die Wangen schoss. »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden. Doch jetzt sage ich, was ich schon immer sagen wollte. Ich hasse dich, alter Mann. Dich und deinen Kontrollwahn, deine Spielchen. Ich hasse dich.« Paul sprang auf die Füße, aber Charles hob abwehrend eine Hand. »Lass sie. Sie hat in jeder Hinsicht versagt. Sie hat sogar ihr Geburtsrecht verloren, nun, da jeder weiß, wer sie ist. Du wirst das Haus auf dem Hügel niemals bekommen. Das Haus, dein Familienname - alles gehört Susannah.« Er begegnete Bobbys Blick. »Du hast nichts mehr. Nicht einmal deinen Stolz.«
»Und ob ich den habe, alter Mann. Ich hoffe, du erstickst an deinem.«
Die Tür fiel hinter ihr so heftig ins Schloss, dass die Glasscheibe darin klirrte.
»Das lief ja ganz toll«, bemerkte Paul trocken. »Das tat es tatsächlich. Sie wird heute zu dieser Pressekonferenz gehen.«
»Aber da wimmelt es doch von Sicherheitsleuten. Wenn sie mit einer Pistole auftaucht, dann erwischen sie sie.« »Das erhöht den Kitzel, mein Junge. Sie schafft das schon.«
»Aber sie dreht langsam durch. Willst du wirklich, dass sie mit einer geladenen Waffe einen überfüllten Raum be tritt?«
Charles lächelte. »Ja.«
»Das wird sie niemals lebend überstehen.«
Charles Lächeln wurde noch breiter. »Ich weiß.«
20. Kapitel
Atlanta,
Sonntag, 4. Februar, 13.30 Uhr
Kontrolliertes Chaos, dachte Susannah. Überall saß oder stand jemand.
Die Frauen hatten sich in der Küche versammelt, die Männer im Wohnzimmer. Zuerst waren alle neugierig gewesen, als Luke sie vorgestellt hatte, und jemand hatte sich sogar erbarmt, die Lautstärke des Fernsehers leiser zu stellen. Aber dann hatte ihr Mama den Arm um die Schulter gelegt und sie zusammen mit dem »Rest der Mädels« in die Küche geführt, woraufhin man im Wohnzimmer den Fernseher wieder lauter drehte.
»Pop hört nicht mehr so gut«, vertraute Lukes Schwester
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