Todesspirale: Roman (German Edition)
mit Minoltas und Nikons. Während sie sich keck in Positur stellten, wandte Mick seine Aufmerksamkeit wieder seinem Problem zu.
Hatte er nicht gerade erst sein amateurhaftes Vorgehen von letzter Nacht bedauert? Gab es denn einen besseren Weg, ihr ein Geständnis zu entlocken, als ihr von anderer, möglichst uninteressierter Seite zu Ohren kommen zu lassen, dass er an ihrer bevorzugten Droge interessiert war? Hey, wer weiß, vielleicht würde ja sogar Morrison derjenige sein, der ihr die Neuigkeiten überbrachte, und wäre das nicht poetische Gerechtigkeit?
Zum ersten Mal an diesem Morgen hob sich Micks Stimmung. Das könnte klappen.
Er schob den Gedanken beiseite, dass damit seine Beziehung zu Sasha vorbei wäre und konzentrierte sich auf die Kapriolen der Frauen, die mit den Statuen herumalberten und in die Kamera grinsten, während er von jeder mehrere Aufnahmen machte. Wenn sein Lächeln etwas gezwungen wirkte, nun ja …
Alle Dinge hatten einmal ein Ende, und wenige wussten das besser als er. Sicher, sie hatte etwas an sich, was ihn wirklich berührte, wenn sie zusammen waren, aber das war nur Sex. Und es war ja nicht so, als wüsste er nicht sowieso, dass das nicht von Dauer war. Es gab jede Menge anderer Frauen auf der Welt.
Das Wichtigste war, dass endlich mal dieser verdammte Fall in Schwung kam.
Sein Plan klappte sehr viel spektakulärer und sehr viel schneller, als er es sich hätte träumen lassen. Das Ergebnis war allerdings leider überhaupt nicht das, was er erwartet hatte. Stattdessen krempelte es sein ganzes Leben um, und am Ende kämpfte er um die Rettung der Beziehung, die er noch vor einigen wenigen Stunden bereitwillig aufs Spiel gesetzt hatte.
Gewöhnt daran, sich berufsmäßig raffinierteste Lügen auszudenken, trickste Mick sich in dieser Situation selbst aus. Hätte er einfach gefragt, hätten ihm die Drogenabhängigen eine Menge Zeit und Ärger ersparen können, denn wie er vorhin noch unterstellt hatte, waren die Follies einer Kleinstadt insofern ähnlich, als dass jeder praktisch alles wusste. Es war allgemein bekannt, dass Sasha Miller alles verabscheute, was irgendetwas mit Drogen zu tun hatte. Sie hatte daran von Anfang an nicht den geringsten Zweifel gelassen, als Kollegen von den Follies, die zwar von ihrer Verbindung zu Lon, aber nichts von ihr wussten, sie wegen Drogen angehauen hatten. Folglich wäre sie die Letzte, mit der man dieses heikle Thema diskutierte.
Es war der reine Zufall, dass Sasha eine Unterhaltung mitbekam, die alles über den Haufen warf.
Dave DiGornios Familienhaus war ein großes, weitläufiges Gebäude in exklusiver Wohnlage am Lake Washington, und die DiGornios waren sehr gastfreundliche Menschen. Nach dem Essen lief die Party auf Hochtouren.
Es war kalt und dunkel draußen, und es regnete in Strömen, aber alle Türen standen einen Spalt offen, um die stickige Luft zu vertreiben, die so viele Personen in einem Raum erzeugten. Die Gäste waren laut und in ständiger Bewegung von einem Raum in den nächsten, sie drangen bis in den Innenhof vor, um unter dem Dachvorsprung eine zu rauchen, frische Luft zu schnappen oder einfach den beleuchteten Swimmingpool zu bewundern, auf den der Regen prasselte. Diese Truppe ließ sich schwerlich von ein bisschen Kälte beeindrucken.
Sasha stand in der Küche unweit der Hintertür und nippte an einem Glas Wein, während sie die Menge beobachtete, die zwischen ihr und dem bogenförmigen Durchgang zum Esszimmer stand. Seattle war das Mekka der Kaffeeliebhaber, und diejenigen, die sich um die glänzende Espressomaschine aus Chrom drängten, schienen tatsächlich überzeugte Kaffeeliebhaber zu sein. Sasha schmunzelte in ihr Weinglas. Das hier war wahrscheinlich nicht der richtige Ort, um ihnen einen Vortrag über die potenziellen Gefahren von Koffein zu halten.
Nicht dass sie in Stimmung war, jemandem Vorträge zu halten. Aber die große Anzahl der Gäste verringerte jede Hoffnung, zum Esszimmer vorzudringen, wo sie Mick zuletzt gesichtet hatte. Sie schlüpfte durch die Hintertür aus dem Haus.
Sobald sie die beleuchtete Veranda verlassen hatte, war es ein kurzes Stück stockdunkel, nicht einmal der schwächste Mondschein durchdrang die schweren Sturmwolken. Glücklicherweise verlief der gepflasterte Weg, der sich um das Haus schlängelte, dicht an der Hauswand und war teilweise durch Dachvorsprünge geschützt. Sasha gelang es, verhältnismäßig trocken zu bleiben, während sie sich schnell aber vorsichtig auf
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