Todesspirale: Roman (German Edition)
quasi jedem, auch ein Gauner zu sein, oder sie hatten Schiss vor Drogenfahndern. Aber dies hier …
Er hatte alles total verbockt gestern Abend. Du erzählst doch nicht jemandem, der eine besonders gefährliche Droge vertickt, dass diese Droge deinen geliebten Bruder umgebracht hat – so etwas passierte nur absoluten Amateuren. Es war nicht so, als ob er es in dem Augenblick nicht ganz genau gewusst hätte; er hatte also verdammt noch mal keine Entschuldigung dafür. Dennoch hatte ihm eine aufdringliche Stimme beharrlich ins Ohr geflüstert, darauf bestanden geradezu, dieser Frau die Wahrheit zu sagen.
Mist wie dieser brächte ihn noch um, wenn er nicht beizeiten aufpasste.
Er fasste es nicht, was er getan hatte, fasste es nicht, dass er tatsächlich diese Operation quasi lahmgelegt hatte durch das Preisgeben dieser Familiengeschichte. Wie wahrscheinlich war es jetzt wohl, dass sie ihm etwas über ihr kleines Nebengeschäft gestand?
Verdammt unwahrscheinlich, das war es.
Soweit er das beurteilen konnte, blieb ihm nur eine Alternative. Er musste den Betrug öffentlich machen. Nur wenn er das Gerücht in die Welt setzte, dass er an Heroin interessiert war, käme dieser Fall in die Gänge. Sonst stagnierte er, blieb, wo er jetzt war. Aber so etwas öffentlich zu machen, könnte riskant sein.
Verdammt riskant.
Die Follies waren ein Mikrokosmos der Gesellschaft als Ganzes. Es gab so gut wie jeden Persönlichkeitstyp innerhalb dieser Gemeinschaft. Mick hatte zwar eine hervorragende Nase dafür herauszufinden, wer Drogen nahm und wer nicht, aber hier konnte es leicht passieren, dass er an seine Grenzen stieß.
Zum einen lag das an seinem Job als Manager. Der hatte ihm zwar Zutritt zu den Follies und Zugang zu den Personalakten verschafft, verhinderte aber gleichzeitig irgendwelche Geschäfte mit Konsumenten harter Drogen. Er hatte die Machtbefugnis, sie zu feuern, was aber bestimmt nicht dazu führte, dass sie ihm gegenüber freiwillig ihre Gewohnheiten einräumten, ganz zu schweigen davon, ihm den Namen ihres Lieferanten verrieten. Hinzu kam noch der kleinstädtische Aspekt des engen Kontakts innerhalb einer bestimmten Gruppe von Menschen, da bewegte er sich auch auf sehr dünnem Eis. Nur ein falscher Schritt, und die gesamte Truppe erführe von seinem Interesse.
Er wollte, dass gewisse Leute glaubten, dass er Teil der Drogenszene war. Er wollte jedoch nicht, dass jeder es glaubte.
Was er überlegte, während ihm am nächsten Morgen auf der Fahrt nach Fremont das Geplapper der Frauen zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausging, war, ob er wollte, dass Sasha es glaubte oder nicht.
Als die Frauen den Troll fotografierten, eine aus einem Steinblock gehauene Skulptur, die unter der Brücke hockte und nur mit einem Auge in die Welt lugte, während ihr das Haar die halbe Gesichtshälfte verdeckte und eine Hand einen zerquetschten VW Käfer hielt, fragte er sich, ob sie es überhaupt glaubte, wenn er beschloss, diese Taktik anzuwenden.
Zumindest hatte er gestern Abend seine Wut an Vietnam und nicht an Rauschgift im Allgemeinen abreagiert, so dass er sie vielleicht überzeugen konnte, dass Petes Abhängigkeit in ihm den brennenden Wunsch geweckt hatte, den Handel zu kontrollieren.
»Du meine Güte, sind sie nicht wundervoll?«, unterbrach Sasha seine Gedanken kurze Zeit später. »Mick, geh und stell dich neben sie.«
Er betrachtete die Skulptur Warten auf den Intercity. Lebensgroße Statuen von Pendlern drängten sich an einer Bushaltestelle mitten auf der Fremont Avenue. Die Kellnerin in dem Café, wo sie heute Morgen gefrühstückt hatten, war recht gesprächig gewesen und hatte sie darüber informiert, dass die Einwohner von Fremont die Statuen schrecklich gern verkleideten und jede Ausrede dazu benutzten. Die Statuen waren toll, aber dennoch... »Du machst wohl Witze?«, sagte er entsetzt. »Du willst, dass ich mich da hinstelle und posiere?« Die schmalen Bürgersteige waren ziemlich überlaufen, und er würde auf keinen Fall …
»Ja, komm schon. Stell dich nicht so an.«
»Ja, komm schon, Vinicor«, fügte Connie trocken hinzu, und dann stimmten auch noch Sara und Brenda in den Chor mit ein.
»Ich sage euch was«, sagte er leicht verzweifelt. Er würde nicht mitten auf der Straße albern neben lauter Statuen lächeln, und Schluss aus. »Warum posiert nicht ihr, äh, Damen, mit ihnen, und ich mache Fotos von euch mit jeder eurer Kameras?«
Das wurde enthusiastisch begrüßt, und sie beluden ihn
Weitere Kostenlose Bücher