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Todesspirale: Roman (German Edition)

Todesspirale: Roman (German Edition)

Titel: Todesspirale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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den ganzen Tag lang verdrängt hatte. Mick setzte sich auf und verdrängte wiederum Sasha von ihrem Ruheplatz auf seiner Brust. Mit absolut undurchdringlicher Miene lehnte er sich an das Kopfteil und blickte auf sie hinunter. »Ich habe Familie in Billings.«
    Sie setzte sich ebenfalls aufrecht hin. »Montana?«
    »Ja. Mutter und Vater.«
    Sasha saß mit gekreuzten Beinen im Bett und zog sich das Bettlaken bis unter die Achseln. »Bist du ein Einzelkind? Ich schon. Hast du dir immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht, so wie ich?«
    Mick spürte, wie er sich anspannte. »Ich hatte einen Bruder. Er ist tot.«
    »Oh Mick, das tut mir schrecklich leid.« Ihr Mitleid war spontan und aufrichtig, und sie rutschte zu ihm, schlang ihm den Arm um die Taille und hielt ihn ganz fest. »Erzähl mir von ihm.«
    Ein Teil von ihm wollte sie wegstoßen. Heftig. Weil es Menschen wie sie gab, war Pete tot. Aber der größere Teil wollte genau das tun, was sie gesagt hatte, nämlich es ihr erzählen. Zögernd legte er den Arm um sie.
    »Er hieß Peter«, sagte er und war überrascht über seine heisere Stimme. Er räusperte sich. »Pete. Er war acht Jahre älter als ich.«
    »Ich wette, er war dein Idol, hm?«
    Er spannte seine Armmuskeln an. »Mein Gott, und ob. Er war der goldene Junge, mein großer Bruder. Klug und witzig, sah gut aus. Und auch noch nett, verstehst du? Ich meine, ich war die reine Pest, klebte förmlich an ihm und wollte überall dort sein, wo er war, und manchmal hat er mich tatsächlich mitgenommen und nur gelacht, wenn seine Freunde protestierten.«
    »Was ist mit ihm passiert, Mick?«
    »Vietnam.«
    Ihr Kopf schoss hoch. »So ist auch mein Dad gestorben. Ich war noch ein Baby, habe ihn nie kennengelernt, aber …«
    »Pete ist dort nicht gestorben, Sasha«, unterbrach Mick sie. »Er ist dort nur drogensüchtig geworden.«
    »Oh Mick.« Aus ihr sprach ehrliches Mitgefühl. Aber ein eisiger Stachel schien sich in ihr Herz zu bohren, und sie zog sich unmerklich von ihm zurück. Wieso wurde sie auf Schritt und Tritt von diesem Schreckgespenst Drogen verfolgt?
    Ihr angedeuteter Rückzug entging Mick nicht, und ihn erfüllte eine derartige Abscheu, dass er sich beinahe übergeben hätte. Unfähig, seinem Gefühl Luft zu verschaffen, indem er sie mit seiner Ansicht über Drogen und den schmierigen Typen, die damit handelten, konfrontierte, suchte er sich ein anderes Ventil. »Dieser verdammt Krieg hat uns Pete genommen und uns einen Fremden nach Hause geschickt«, sagte er verbittert. »Ich war vierzehn, als er starb, und zu dem Zeitpunkt wog er nur noch hundertsieben Pfund und hätte dir die Füllung aus den Zähnen geklaut, wenn er geglaubt hätte, sich dafür den nächsten Schuss Schnee kaufen zu können.«
    »Schnee?«
    Oh bitte , als wüsstest du das nicht, Herzchen. Mick lag stocksteif in ihren Armen. »Heroin.«
    Sasha spannte sich ebenfalls an. Oh, verdammt noch mal. Zur Hölle damit. Was war nur los mit ihrem Leben, dass alle Straßen immer wieder und wieder und wieder zurückführten zu derselben verheerenden Substanz?
    Sollte sie sich trauen, ihm von Lon zu erzählen? Wahrscheinlich hatte er sowieso schon davon gehört durch die Gerüchteküche. Was möglicherweise sogar noch mehr als seine Eifersucht auf ihre Freundschaft mit Lonnie seine Antipathie ihrem ältesten Freund gegenüber erklärte. Aber sie könnte ihm erzählen, in welcher Weise es sie betroffen hatte, oder? Sie hatten beide sehr viel gemeinsam. Warum ihm nicht sagen, dass allein die Erwähnung des Namens dieser Droge sie rasend wütend machte?
    Aber, nein, lieber nicht. Wenn sie seine starre Haltung richtig deutete, war heute Abend nicht der richtige Zeitpunkt, ihrer Abscheu Luft zu machen. Allein Mick in den Armen zu halten, fühlte sich im Moment an, als umarmte sie den Plymouth Rock.
    Er war offensichtlich nicht in der richtigen Stimmung zum Zuhören.
     
    Mick hatte die Nase gestrichen voll von all dem Mist und der Heuchelei. Von Sashas, natürlich, nicht von seiner. Soweit es ihn betraf, waren seine Lügen und Halbwahrheiten nur Teil seines Jobs.
    Von Anfang an bis jetzt unterschied sich alles bei diesem Job von jedem, mit dem er bisher zu tun hatte. Der Hauptunterschied war natürlich, dass er daran gewöhnt war, sich bei bekannten Drogendealern einzuschmeicheln. Wenn er mit ihnen zu tun hatte, war die Frage nicht, ob sie es waren oder nicht waren. Die Frage war: kauften sie ihm seinen Betrug ab. Automatisch unterstellten sie

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