Todesspirale: Roman (German Edition)
Sasha nicht in sein gewöhnliches Drogen-Profil passte; dennoch hatte er alle nicht stimmigen Anzeichen ignoriert. Und jetzt explodierte quasi die Erkenntnis, dass sie unschuldig war, wie ein riesiges buntes Feuerwerk in ihm, und er war derartig erleichtert, dass er beinahe vor Freude jubiliert hätte. Im nächsten Augenblick wurde er jedoch von Entsetzen überwältigt. Sein einziger Gedanke war, wenn du sie nicht verlieren willst, solltest du lieber anfangen zu reden.
Sein Leben lang hatte er mit jedem Atemzug mühelos gelogen, und auch in diesem Moment, konfrontiert mit der Tatsache, sich erklären zu müssen, dachte er nicht daran, die Wahrheit zu sagen. Nun ja, er dachte schon daran. Aber dann verwarf er den Gedanken. Nicht, dass er sie rundheraus anlügen wollte; er würde ihr nur nicht die ganze Geschichte erzählen. Totale Offenheit konnte ihm in diesem Augenblick ziemlich schaden.
Er könnte ihr natürlich sagen, dass er von der DEA war, aber den Teil auslassen, dass sie seine Hauptverdächtige war. Außer …
Wenn sie es auch nur einer Person erzählte, wäre es ziemlich wahrscheinlich, dass diese eine Person es einfach zu pikant fand, um es nicht jemandem anderen weiterzuerzählen. Und sobald es sich rumgesprochen hätte, wäre der Fall erledigt.
Mist.
»Was genau soll ich denn getan haben?«, erkundigte er sich vorsichtig.
»Verdammt, Mick, spiel bloß nicht den Unschuldigen!« Sie hörte auf, mit dem Ärmel ihrer Jacke zu kämpfen und blitzte ihn an. »Du weißt ganz genau, was ich meine.«
»Ja, ich glaube schon. Aber ich würde es gern mit deinen Worten hören, wenn du nichts dagegen hast, damit wir genau wissen, wovon wir hier reden. Ich mag keine Missverständnisse.«
»Okay, hör zu. John Beggart sagt, dass du ihn gefragt hast, wo du dir Heroin beschaffen kannst.«
Micks Miene blieb ausdruckslos. »Das hat er dir persönlich gesagt.« Das war eine nüchterne Feststellung, keine Frage.
Sasha sah ihn mit Abscheu an. »Tu nicht so, als seist du ein Idiot – jeder weiß, was ich von Drogen halte. Ich habe sein Gespräch mit Marty Roth mitgekriegt.«
Na toll . Jeder weiß es... bis auf dich, Vinicor. Idiot ist absolut die richtige Bezeichnung dafür, in Ordnung.
»Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte er. »Das ist Teil meines Jobs...«
»Ich bitte dich!«
»Lass mich doch bitte erst mal ausreden. Eurem Management ist bekannt, dass bei den Follies Heroin konsumiert wird. Sie haben mich nur deswegen überhaupt engagiert, weil sie wissen, was ich von Drogen halte – beim Einstellungsgespräch ging es unter anderem um meinen Bruder und dass ich mich auf dem College auf das Drogenproblem spezialisiert habe. Wie auch immer, Studienabschlüsse sind in der heutigen Wirtschaft nichts wert, und diesen Job habe ich nur gekriegt, um die Verantwortlichen herauszufinden.«
»Ich glaube dir nicht«, sagte Sasha.
Tja, auch in seinen Ohren klang die Geschichte ziemlich flau. »Ruf Dello an und frag ihn«, gab er ohne zu zögern zurück und machte sich im Geist eine Notiz, den Geschäftsführer der Follies noch vor ihr anzurufen.
»Glaub ja nicht, dass ich das nicht tue, Mick.«
»Ich zähle darauf. Er wird bestätigen, dass ich hier bin, um das Drogengeschäft zu stoppen, nicht um mit Drogen zu handeln. Hör zu, Sasha, hätte ich dir gestern Nacht von Pete erzählt, wenn ich geglaubt hätte, dass du irgendwas mit Drogen zu tun hast? Das wäre doch unglaublich dämlich gewesen, meinst du nicht?« Und genau das hatte er schließlich selbst gedacht heute Morgen. Im Moment kam es ihm wie der geschickteste Schachzug vor, den er seit Beginn der ganzen Untersuchung gemacht hatte.
Er trat einen Schritt vor, um ihr die Jacke aus den Händen zu nehmen. »Und ich sage dir noch etwas, Schätzchen«, fügte er hinzu und war mehr als froh, etwas sagen zu können, was hundertprozentig der Wahrheit entsprach. »Wenn es hier für jemanden um einen sexuellen Kick ging, dann für mich. Ich habe nie aus einem anderen Grund mit dir geschlafen, als -«
Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgerissen, und Amy Nitkey von der Beleuchtungscrew platzte herein. Sie blieb abrupt stehen, als sie Mick und Sasha sah. Die spürbare Spannung im Raum war ihr unbehaglich und sie stammelte: »Oh, hey, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass jemand hier drin ist.«
»Ja, wie du siehst«, sagte Mick höflich. »Wir wären gern ein paar Minuten allein, wenn du nichts dagegen hast.«
»Klar. Ich hole mir nur schnell meine Jacke, okay? Ich
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