Todesspirale: Roman (German Edition)
will rüber zum Parkplatz, um Zigaretten zu holen, und es gießt in Strömen.«
Mick betrachtete abschätzend den mindestens einen Meter hohen Stapel Jacken und Mäntel, und dann Sasha, sah ihr an, dass sie kurz davor war zu verduften. Kurzerhand warf er Amy Sashas Letterman’s-Jacke zu. »Hier, nimm diese. Und neben der Tür steht auch ein Schirmständer.«
Ein Blick in seine Miene, und Amy zuckte die Achseln und sagte: »Ja, klar. Ich bring sie dir gleich wieder, Sasha.« Und schon war sie weg.
Mick wandte sich sofort wieder Sasha zu und gab ihr keine Gelegenheit, ihn auch noch dafür fertigzumachen. »Du musst mir glauben, Sasha. Ich nehme keine Drogen. Ruf Dello an. Rede mit meiner Mutter. Komm mit mir zu einem Arzt, und ich pinkele in eine Flasche oder mache einen Bluttest. Du meine Güte, ich kann dir wahrscheinlich bis morgen Nachmittag ein Dutzend eidesstattliche Erklärungen liefern.«
Dann trat er einen Schritt näher und strich ihr mit dem Handrücken sanft das Haar aus dem Gesicht. »Ich verstehe, dass du mehr Beweise brauchst als mein Wort, bevor du mir das abnimmst«, sagte er. »Aber wenn du auch sonst nichts glaubst, glaub mir wenigstens das Eine: Der einzige Grund, warum ich mit dir geschlafen habe, ist der, dass ich einfach nicht in deiner Nähe sein kann, ohne dich derartig zu begehren, dass es mich schier zerreißt. Ich schwöre dir das bei dem Leben meiner Mutter.«
Und Sasha glaubte ihm, weil sie es einfach tun musste. Keiner hatte vergleichbare Gefühle in ihr erweckt. Sie war eine hochdisziplinierte Frau, die, bevor dieser Mann in ihr Leben getreten war, es überhaupt nicht für möglich hielt, dass man nur auf Erregung und Instinkte reduziert sein konnte. Es würde schlicht etwas in ihr zerstören zu glauben, dass alles nur Täuschung, ein vorsätzlicher Angriff auf ihre Sinne gewesen war.
Sie nickte.
»Ich nehme nicht an, dass du heute Nacht bei mir bleiben möchtest, hm?«
Sie wollte gerade den Mund öffnen, um ihn zu sagen, dass er richtiglag mit seiner Annahme, als unten ein schreckliches Chaos ausbrach.
11
E s war noch nicht lange her, dass Connie Sasha gesucht hatte. Jetzt versuchte sie es in einem anderen Raum und fragte, ob irgendjemand sie vielleicht gesehen hatte.
»Such nach Vinicor«, riet Lon Morrison, der an der Bar des Hobbyraums saß und einem Poolspiel zusah, mit leicht angesäuerter Miene. »Sie scheint irgendwie mit ihm verwachsen zu sein dieser Tage.«
Connie hob eine Augenbraue. »Hängen die Trauben zu hoch, Mr. Morrison?«
»Ganz und gar nicht, Miss Nakamura. War nur’ne sachliche Feststellung.«
Zum ersten Mal betrachtete Connie Morrison mit unvoreingenommenem Blick. Sie wusste, dass ihre Meinung über ihn nicht gerade schmeichelhaft war – aus einer Art Schutzreflex für Sasha. Für einen sehr guten Freund, fand Connie, hatte Lon ihre Freundin schäbig behandelt.
Es hatte jedoch etwas sehr Kleinliches an sich, ihm das weiterhin vorzuhalten, wenn Sasha es nicht tat. Und Sasha hatte auf Umwegen wiedergutgemacht, dass Lon ihr den Rücken freigehalten hatte während ihrer Highschoolzeit. Connie kam schließlich zu dem Schluss, dass es nicht ihre Sache war, über ihn zu richten.
Bevor sie ihm jedoch kurz zunicken konnte, drehte sich Greg Lougynes, ein hünenhafter Fahrer mit Pferdeschwanz, um und sah sie über seine massige Schulter an. Er blieb dabei über den Pooltisch gebeugt, wo er Ball vier versenken wollte. »Ich habe Miller vor zwei Minuten gesehen«, sagte er mit seiner heiseren, rauen Stimme. »Sie wollte zu ihrem Auto.«
Drüben beim Kamin hob Karen Corselli den Kopf. Sie stand auf, klemmte sich die Handtasche unter den Arm, entschuldigte sich bei der Gruppe, bei der sie sich aufhielt, nahm ihr leeres Glas und verließ den Raum.
»Ihr Auto?«, wiederholte Connie. Verwundert zog sie ihre glatten schwarzen Augenbrauen zusammen. »Was wollte sie denn da?«
»Zigaretten holen, sagte sie, glaube ich.« Lougynes versenkte Ball Nummer vier, und, den Blick auf den Filz gerichtet, umrundete er den Tisch, um seinen nächsten Stoß anzusetzen.
»Aber Sasha raucht doch gar nicht.«
Gleichgültig zuckte Greg die massigen Schultern. »Ich hab nur gesagt, was ich gehört habe, Nakamura. Ich sah gerade auf, als sich jemand laut darüber wunderte, dass sie bei diesem Wetter rausgeht, und bekam mit, wie Miller verschwand. Ihre Jacke ist unverwechselbar.«
»Also, das ist merkwürdig.« Connies Blick begegnete Lons, und sie sah, dass er genauso erstaunt
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