Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspirale: Roman (German Edition)

Todesspirale: Roman (German Edition)

Titel: Todesspirale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
Schloss an der Vorderseite.
    Nein, wirklich, sie sollte wirklich nicht. Sie zog die Hand weg.
    Andererseits …
    Wenn er nicht abgeschlossen war, dann war es wahrscheinlich nichts richtig Privates. Ihr Finger spielte erneut mit dem Schloss und probierte, ob es sich öffnen ließ.
    Es war verschlossen.
    Verdammt. Jetzt wurde sie erst recht neugierig. Warum bewahrte Mick einen verschlossenen Kasten in seinem Koffer auf, und warum hatte er nie etwas davon erwähnt? Sie tastete die Reihe der Taschen in dem großen Koffer ab, dann die Nähte, suchte nach einem Schlüssel.
    Dann hielt sie plötzlich abrupt inne, eine Handfläche auf dem Satinstoff, mit dem der Kofferboden ausgekleidet war. Schäm dich. Herrgott, der Kasten enthielt wahrscheinlich einige von Micks Wertgegenständen, die er aus Mangel an Gelegenheit schlicht noch nicht im Hotelsafe deponiert hatte.
    Also wirklich, Sasha, was um alles in der Welt denkst du dir dabei, seine Sachen zu durchwühlen wie ein billiger Geheimagent, sobald er dir den Rücken zukehrt? Sie schämte sich vor der Antwort. Irgendwo in ihrem Unterbewusstsein lauerte immer noch ein Rest von Misstrauen, dass Mick in etwas Unredliches verwickelt war. Der Gedanke erschreckte sie, denn wenn ihm etwas passierte, wusste sie nicht, wie sie das überleben sollte.
    Aber so etwas zu tun! Sie war zwar allein, und kein Mensch würde je von ihrem Fehlverhalten erfahren, dennoch schämte sie sich dessen zutiefst. Weil sie es wusste. Ihr war nur zu bewusst, dass sie ganz kurz davor gewesen war, das Schloss mit ihrer stabilen Nagelfeile aufzubrechen. Ihre Mutter hatte sie doch besser erzogen, und wenn Mick es je herausfand, würde sie sich zu Tode schämen.
    Mitten in dieser melodramatischen Selbstgeißelung bemerkte sie den Höhenunterschied zwischen ihrer anderen Hand auf dem Fußboden und der Handfläche auf dem Kofferboden. Der Höhenunterschied war deutlich sichtbar.
    Ein falscher Boden? Alle Zweifel waren im Nu wieder da. Oh Gott, Mick, in was bist du verwickelt? Ihr sank der Mut, und gleichzeitig drehte sich ihr der Magen um, da sie solche Angst vor der Wahrheit hatte. Sie konnte sich schlicht und ergreifend keinen Grund vorstellen, weswegen ein Mann einen Koffer mit einem falschen Boden brauchte – jedenfalls keinen rechtmäßigen. Sie fing an, vorsichtig sowohl das Innere als auch das Äußere des Gepäckstücks auf der Suche nach einem Riegel abzutasten, der das Geheimfach verschloss.
    Sie fand ihn in einer Zeitspanne, die fünf aber ebenso gut vierzig Minuten gedauert haben mochte.
    Sie fühlte sich hintergangen und betrogen und erwartete nichts weniger, als dass Mick doch in Drogengeschäfte verwickelt war – unabhängig von seinen hitzigen Unschuldsbeteuerungen, die sie so mühelos vom Gegenteil überzeugt hatten. Der erste Gegenstand, der ihr ins Auge fiel, schien ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Vorsichtig hob sie die Pistole mit dem schwarzen Griff und dem blauen Stahllauf hoch. Ihr Gewicht zog ihr das Handgelenk herunter, und hastig legte sie sie mit dem Lauf von sich wegzeigend auf den Teppich.
    Oh Gott, plötzlich ging es ihr alles andere als gut. Genau genommen bezweifelte sie, dass es ihr noch schlechter gehen könnte. Jedenfalls dachte sie das bis zu dem Moment, als sie die abgegriffene Lederbrieftasche in die Hand nahm, und, bevor sie sie geöffnet hatte, darunter ihr Satinunterhöschen mit dem Leopardenmuster entdeckte, ordentlich zu einem Dreieck gefaltet.
    Ihre Unterhose.
    Ihr war gar nicht bewusst, dass sich ihr ein gequältes Stöhnen entrang. Du lieber Himmel, wann hatte sie das erste Mal bemerkt, dass sie ihr fehlte? Sie hatte angenommen, dass sie sie in einem der Hotels... war das in Kalifornien? Oder Oregon? vergessen hatte.
    In jedem Fall lange vor ihrer Beziehung mit Mick Vinicor.
    Er war in ihrem Zimmer gewesen. Hatte ihre Sachen durchwühlt. Sasha brannten die Augen, und eine Gänsehaut überzog Arme und Beine. Er behauptete, sie zu lieben, aber lange bevor er sie das erste Mal geküsst hatte, hatte er ihre Unterwäsche durchwühlt.
    Ihr wurde speiübel.
    Als sie wenige Augenblicke später ihren Mund ausspülte, stützte sie sich mit beiden Händen auf den Waschbeckenrand und hob langsam den Kopf. Sie betrachtete ihr blasses Gesicht im Spiegel und nahm nur von Ferne wahr, dass ihr Wasser von Nase und Kinn tropfte, registrierte gleichgültig, dass ihre Haut beinahe wie die einer Gelbsüchtigen wirkte.
    Sie wollte nicht wieder zurück ins Zimmer gehen.

Weitere Kostenlose Bücher