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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Luft! Sie braucht Luft! Aber da ist keine, da ist nur Qualm, der ihr die Nase verstopft und sich wie ein Film über ihre Lungen legt.
     
    Jule merkt, wie eine Art Jagdfieber von ihr Besitz ergreift. Dies sind die Momente, in denen ihr wieder klar wird, warum sie ihr Medizinstudium hingeschmissen und eine aussichtsreiche Karriere als Medizinerin aufgegeben hat. Okay, vielleicht hätte sie sich diesen Kick auch am OP -Tisch holen können, aber dann hätte sie die Chirurgie wählen müssen, so wie ihr Vater, und wäre ständig im Schatten des ruhmreichen Professors für Transplantationschirurgie gestanden. So, wie es jetzt ist, ist es ihr lieber. Darüber hat sie gestern bei Flammkuchen und Riesling mit Hendrik Stevens gesprochen, dessen Vater Richter am Bundesgerichtshof ist – was so manches erklärt, findet Jule. Außerdienstlich ist der Mann einigermaßen umgänglich. Er hat sie eingeladen und in allen Ehren nach Hause gebracht, wobei sie feststellten, dass er nur zwei Blocks weiter wohnt. Sie sind immer noch beim Sie und es ist offen, ob es weitere gemeinsame Abende geben wird, aber auch das findet Jule in Ordnung. Eine ihrer Regeln lautet: keine Affären mit Kollegen. Das eine Mal, als sie diese Regel missachtet hat, ist ihr das gar nicht gut bekommen. Und ein Staatsanwalt gehört zum erweiterten Kollegenkreis. Noch schlimmer, er gehört einer vorgesetzten Behörde an. Aber was mache ich mir eigentlich solche Gedanken, nur weil wir uns zufällig über den Weg gelaufen sind und was getrunken haben?, versucht Jule sich abzulenken. Außerdem gibt es Wichtigeres. Vielleicht kann ihr Dezernat der Staatsanwaltschaft noch heute zwei aufgeklärte Mordfälle präsentieren, das ist doch was!
    Zwischenzeitlich ist Fernando zurückgekommen, blass, was Jule auf die Obduktion schiebt. Sie setzt ihn über die neuen Erkenntnisse ins Bild.
    Fernando reibt sich die Hände. »Den schnappen wir uns, worauf warten wir noch?«
    »Auf Völxen«, knirscht Jule.
    Tatsächlich dauert es noch über eine Stunde, ehe Völxen, Oda und sie endlich aufbrechen können, denn Völxen will unbedingt einen richterlichen Beschluss zur Hausdurchsuchung bei den Tiefenbachs in der Tasche haben, ehe er etwas unternimmt. Er ordnet auch an, dass Fernando hierbleiben soll. »Es macht einen schlechten Eindruck, wenn dich die Staatanwaltschaft oder die Kollegen von der Internen sprechen wollen und du bist nicht da.«
    »Wieso? Ich sitze schließlich nicht in der Kneipe, sondern übe meinen Beruf aus. Oder hast du Angst, dass ich wieder einen zu Tode hetze?«, meckert Fernando dünnhäutig, aber Völxen bleibt bei seiner Entscheidung.
    »Du kannst ja Berichte schreiben und aufpassen, dass Oscar nicht zu viele Kekse frisst.«
    Dann, endlich, sitzt Jule weit nach vorne gebeugt auf der Rückbank des Dienstwagens und erläutert: »Ich denke, es war so: Niko oder Stella, einer von den beiden, hat in der Nacht von Sonntag auf Montag beobachtet, wie Olafs Leiche abgeladen wurde, oder den Wagen in der Nähe des Musikzentrums gesehen. Es ist ein Phaeton, also nicht gerade alltäglich in dieser Gegend. Er oder sie hat sich das Kennzeichen gemerkt. Als sie dann von dem Mord hörten, haben sie eins und eins zusammengezählt und beschlossen, den Fahrer des Wagens zu erpressen. Um rauszukriegen, wem das Auto gehört, hat Niko seinen Freund Sepp-Dieter Vegesack bei der Zulassungsstelle angerufen – das war der Anruf am Montagmittag. Danach hat Niko Julian Tiefenbach zu dem Treffpunkt an der Kirche bestellt. Warum er für die Geldübergabe einen so abgelegenen Ort gewählt hat, ist mir noch nicht klar. Möglicherweise hat er seinen Gegner einfach unterschätzt. Denn gerade eben hat mir Nowotny folgende Mail geschickt … Moment  … « Jule tastet auf dem Display ihres Smartphones herum, während Oda und Völxen angesichts ihres fiebrigen Eifers ein verstohlenes Lächeln austauschen. Jule liest vor: » Laut Julian Tiefenbachs Xing-Profil hat er bei der Bundeswehr Informatik studiert und war insgesamt fünfzehn Jahre dort. Außerdem hat er eine Ausbildung zum Einzelkämpfer erhalten .«
    »Und so einer heiratet eine Frau, die Bäume umarmt«, wundert sich Oda.
    »Es stimmt also doch, dass Gegensätze sich anziehen. Sieht man ja an dir und deinem Chinesen«, bemerkt Völxen. Er sucht im Rückspiegel Jules Blick und meint: »Aber für den Mord an Olaf kommt Julian Tiefenbach nicht infrage, zur Tatzeit war er mit Olafs Eltern im Varieté.«
    Ehe Jule antworten kann, sagt Oda:

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