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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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den beiden, und Oscar knurrt ein wenig.
    »Kein Problem. Wenn ihr es wieder einmal alleine nicht gebacken kriegt, sagt ruhig Bescheid.«
    »Raus!«
    Kaum sind Dünnbier und Iwanow gegangen, sagt Völxen: »Dieser Kneipenbesitzer aus der Nordstadt kann bis heute Abend warten. Der Fall Olaf Döhring hat jetzt erst einmal Priorität. Es müssen noch eine ganze Reihe Alibis überprüft werden, darunter die von Lohmann und Markow. Das machen Oda und ich, Fernando möchte ich erst einmal aus dieser Gegend da raushalten. Und was ist mit diesem Fischer, dem Vater von Olafs Freundin?«
    »Seine Geliebte hat seine Angaben bestätigt«, antwortet Oda.
    »Wir sollten für alle Fälle seinen Wagen überprüfen lassen. Dasselbe gilt für diesen Rugbytrainer. Alibis von Ehefrauen und Geliebten sind wenig wert. Frau Wedekin, leiten Sie das in die Wege. Wir müssen endlich ein paar brauchbare Ergebnisse vorweisen können, das kann doch so nicht weitergehen.«
     
    Die ganze Nacht hat sich Stella im nun viel zu großen Bett herumgewälzt. Die Trauer um Niko, die Sorgen um ihre Zukunft, und vor allem das Entwickeln eines Plans für die Geldübergabe haben sie wach gehalten, bis die ersten Tauben gurrten. Sie möchte nicht unbedingt von Angesicht zu Angesicht einem Mörder gegenüberstehen, auch wenn sie sich durch ihre Drohung, es würde ein Brief an die Polizei gehen, falls ihr etwas zustößt, einigermaßen sicher fühlt. Aber jetzt, nach einem schwarzen Kaffee und einem Guten-Morgen-Schluck, hat sie eine Idee. Sie zieht sich an, füttert den Kater und geht hinunter auf die Straße. Auf ihrem Prepaid-Handy ist kein Guthaben mehr und sie weiß nicht, wie man die Karte auflädt. Ihre Festnetznummer möchte sie einem Mörder aber lieber nicht hinterlassen, und wie man die unterdrückt, weiß sie ebenfalls nicht. Solche Dinge hat immer Niko geregelt.
    Verdammt noch mal, gibt es in dieser Stadt überhaupt noch eine Münztelefonzelle?, fragt sich Stella wenig später, nachdem sie am Kiosk aufgetankt hat. Als sie endlich fündig wird, ist ihre Kehle wie ausgetrocknet und ihr Puls rast. Mit zittriger Hand wirft sie eine Münze in den Schlitz und wählt. Er ist sofort am Apparat.
    »Haben Sie das Geld?«
    »Ja.«
    »Zehntausend?«
    »Ja.«
    Sie erklärt ihm, was er zu tun hat: Er soll das Geld in eine Pappschachtel packen und diese in Geschenkpapier einwickeln. Dann soll er im Crazy Sexy in der Reuterstraße nach Selima fragen und ihr das Päckchen mit der Botschaft überreichen, das sei ein Geschenk für Stella. Das alles hat bis heute Mittag 13 Uhr zu passieren.
    »Und nur Selima darf es kriegen, sonst niemand«, mahnt Stella und findet nicht zum ersten Mal, dass es nützlich ist, einen Künstlernamen zu tragen.
     
    Zurück in ihrem Büro ruft Jule als Erstes Fernando an. »Wo bleibst du?«
    »Bin schon unterwegs. Was ist denn los?«
    »Völxen macht Druck, wir müssen ein paar Alibis überprüfen.«
    Fernando verspricht, in zwanzig Minuten hier zu sein. Jule nutzt die Zeit, um dem Chaos auf ihrem Schreibtisch Herr zu werden: Erst einmal sorgfältig trennen, was mit Niko Riepke einerseits und mit Olaf Döhring andererseits zu tun hat. Völxen hat recht, man kann schlecht an zwei Fronten kämpfen, und wenn auch alle Toten irgendwie gleich sind, so liegt der Öffentlichkeit sicherlich die Aufklärung des Mordes am fünfzehnjährigen Sohn einer Leistungsträgerfamilie mehr am Herzen als die Aufklärung des Todes von einem ehemaligen Zuhälter. Diesen Pragmatismus kann Völxen keiner verübeln, und außerdem war Olaf chronologisch gesehen der frühere Mordfall. Sie sucht sich einen leeren Ablagekorb und packt die Sachen, die sie von Nikos Schreibtisch aufgesammelt hat, dort hinein. In einem seiner Ordner hat sie eine Lebensversicherungspolice über knapp dreißigtausend Euro gefunden, und die dazugehörige Korrespondenz weist Heidrun Bukowski als Begünstigte aus. Ein Mordmotiv? Streng genommen ja, aber Jule kann es sich nicht vorstellen, dass Stellas Ahnungs- und Hilflosigkeit nur gespielt war.
    Was ist mit den Steintor-News? Die könnte man doch eigentlich wegschmeißen, oder? Jule will das Blättchen eben in den Papierkorb befördern, als ihr eine Kritzelei am Rand des Deckblattes auffällt. Jemand hat dort mit blauem Kugelschreiber ein paar Zahlen notiert: X 296 S . Komisch. Was ist das? Ein Passwort? Könnte eine Autonummer sein, wenn das S nicht wäre. Jule betrachtet das hastig hingeschmierte Geschreibsel noch einmal von allen Seiten.

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