Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
sportliche Leistungskontrolle an: ein Erlass des Innenministeriums, durch die der niedersächsische Polizeibeamte dazu animiert werden soll, sich fit zu halten. Völxen hat noch nicht entschieden, ob er schwimmen, Rad fahren oder um den Maschsee laufen wird. Vielleicht könnte ich doch die Torte essen, wenn ich dafür diese Woche noch zum Dienstsport gehe? »… und eine Käsesahne!«, hört er sich sagen, aber die Bedienung ist schon zum nächsten Tisch geeilt. Dann eben nicht. Besser so, das Schicksal hat entschieden. Völxen widmet sich wieder seinem Gegenüber, der gerade das erste Stück Torte ansticht. »Herr Schaller, warum konnten Sie meinem Mitarbeiter nicht sagen, wer die Jungs sind, die sich mit Olaf Döhring gestritten haben?«
    »Wie Sie ja inzwischen wissen, arbeite ich undercover für das LKA . Ich kann nicht jedem x-beliebigen Polizisten sagen, was Sache ist, sonst kann ich gleich mein Testament machen.«
    Eitler, eingebildeter LKA -Fuzzi, hält sich wohl für den Größten und alle anderen für Idioten, ärgert sich Völxen und sagt: »Verstehe. Aber Rodriguez war selbst schon als verdeckter Ermittler fürs Rauschgiftdezernat unterwegs. Der hätte die Information bestimmt mit der nötigen Diskretion behandelt.«
    »Das konnte ich ja nicht riechen.« Eine Ladung Torte verschwindet im Mund des Mannes, der nach genüsslichem Kauen und Lippenlecken schließlich einräumt: »Wissen Sie, es hat gedauert, bis ich dort akzeptiert wurde. Ich muss wirklich höllisch aufpassen, um das Vertrauen der Kids nicht zu verlieren.«
    »Das verstehe ich ja, aber wir ermitteln in einer Mordsache!« Völxens Ton bewegt sich hart an der Grenze zur Ungeduld.
    »Wie weit sind Sie denn mit den Ermittlungen?«, will der LKA -Mann wissen.
    »Nicht sehr weit«, gesteht der Kommissar. »Wir wissen nur, dass Olaf Döhring sein Elternhaus gestern Abend gegen neun Uhr mit unbekanntem Ziel verlassen hat. Seine Jacke und sein Handy fehlen. Es könnte also auch ein Raubmord gewesen sein. Vielleicht wollte einer nur sein Handy ›abziehen‹, wie es so schön heißt, und die Sache ist außer Kontrolle geraten.«
    »Und was hat ein Bengel aus Waldhausen bitte schön allein an einem Sonntagabend in dieser Gegend verloren?«
    Völxen seufzt. »Genau das ist die Frage. Es ist zwar so gut wie sicher, dass der Fundort nicht der Tatort ist, aber wir müssen im Moment noch jeder Spur nachgehen.«
    »Und da bieten sich natürlich die üblichen Verdächtigen an!«, stichelt Schaller.
    »Das ist nur eine Spur. Immerhin gab es Streit und Drohungen. Wir ermitteln auch intensiv im Umfeld des Getöteten.« Völxens buschige Augenbrauen bilden einen grimmigen Winkel.
    Schaller bemerkt den Unmut des Kommissars und lenkt ein: »Schon klar, ich weiß, wie das läuft. Aber wenn jetzt die Kripo im Viertel rumschnüffelt, dann kann das die ganze Aktion empfindlich stören.«
    »Welche Aktion?«
    Jamil Schaller alias Oumra nimmt einen noch größeren Bissen Torte und Völxen ertappt sich dabei, wie sich sein Mund synchron mit dem seines Gegenübers öffnet und schließt. Die Bedienung stellt ein Tablett mit einem Kännchen Tee und einer Tasse vor Völxen hin.
    »Danke«, seufzt der Kommissar und lauscht dem Knistern der zwei Brocken Kandiszucker nach, die in den heißen Tee fallen. Er wartet auf eine Antwort, aber Schaller kann gerade nicht reden, sein Mund ist gefüllt mit Käsesahne, ein Rest davon klebt an seiner Oberlippe. Völxen schluckt. Wie der Kerl die Torte in sich hineinschaufelt! Das ist wirklich kaum zu ertragen, dieses hemmungslose Geschlinge, noch dazu, wo Völxen heute nicht einmal zum Mittagessen gekommen ist. Sein Magen knurrt und seine Laune bewegt sich rasant auf den Gefrierpunkt zu. »Wenn ich kooperieren soll, dann muss ich wissen, worum es geht. Ich nehme an, um Drogen.«
    »Natürlich«, räumt Jamil Schaller ein, als er endlich einmal den Mund halbwegs leer hat. »Natürlich geht es um Drogen. Kokain, Heroin, das volle Programm. Es gibt da in Vahrenwald und in Hainholz zwei, drei Familien aus dem maghrebinischen Raum, die ihre minderjährigen und noch nicht strafmündigen Kinder systematisch als Dealer und Drogenkuriere einsetzen. Denen wollen wir das Handwerk legen.«
    Ein draller Arm fährt über den Tisch. » … und die Käsesahne für den Herrn, guten Appetit.«
    Ein Sonnenaufgang geht über Völxens Gesichtszüge. Gepriesen sei das scharfe Gehör dieser wunderbaren Frau! Für kurze Zeit lässt er Drogen Drogen und Mord Mord sein

Weitere Kostenlose Bücher