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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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das wird sich klären, sobald er mit Völxen gesprochen hat. Bis dahin wäre es gut, wenn er rauskriegen könnte, wer diese Jungs waren, mit denen sich Olaf und seine drei Freunde gestritten haben – schon um Völxens Frage, die garantiert kommen wird, zu begegnen, was er denn den ganzen Tag gemacht hat. Ein Geistesblitz lässt ihn zum Handy greifen.
    »Sag mal, Cornelius, dieses Konzert von eurer Band in der Glocksee in Linden … Es hat doch bestimmt irgendeiner deiner Kumpels ein Video davon gemacht, oder?«, fragt Fernando den Grizzly -Sänger und denkt dabei: Heutzutage wird doch alles aufgenommen, von der Dickdarmuntersuchung bis zum Gangbang.
    »Ja, klar«, antwortet Cornelius Seifert. »So ein Typ aus der Zwölften hat mit ’ner richtigen Profikamera gefilmt. Der Anfang wurde schon auf YouTube hochgeladen. Aber dann haben diese Idioten ja das Konzert gestört.«
    »Gibt es Aufnahmen, auf denen ›diese Idioten‹ zu sehen sind?«
    »Sie meinen, sozusagen den Director ’ s Cut ?«
    »Die gesamte Aufnahme, ja.«
    »Der Typ hat die bestimmt noch. Soll ich ihn mal fragen?«
    »Das wäre zu gütig.«
    »Kein Problem, ich sag dem Bescheid. Wohin soll er die Datei schicken?«
    Fernando nennt dem Jungen die dienstliche Mailadresse, legt auf und lächelt grimmig. Na also, geht doch!
    Fürs Erste zufrieden sucht der Kommissar die Toilette auf. Während er sich die Hände wäscht, wirft er seinem Spiegelbild einen tiefen Blick zu. Seine Augen blicken tief zurück. Wenn ich so schaue, sehe ich Antonio Banderas wirklich unheimlich ähnlich, findet Fernando. Hoffentlich kriege ich diesen Blick auch vor der Kamera hin. Vorsichtshalber übt er ihn noch ein paarmal. Ja, den Kopf ein wenig gesenkt, das ergibt eine sehr geheimnisvolle, erotische Ausstrahlung. Soso, und den Dreitagebart findet Frau Dr. Böger also sexy. Die Dame hat offenbar Geschmack. Geschmeichelt feuchtet er sich die Finger an, fährt damit durch sein gegeltes Haar und streicht es zurück. Vielleicht die Lider etwas gesenkt und ein verhaltenes Lächeln – nein, das ist debil. Aber so sieht es gut aus, den Blick über die Schulter, das Kinn höher, stolz und aufrecht, eben durch und durch der Enkel eines Stierkämpfers. Man muss mein spanisches Temperament spüren können, wenn ich vom Plakat herunterblicke auf das gemeine Volk …
    »So siehst du aus wie der junge König Ludwig II .«
    Fernando wirbelt herum. Oda lehnt spöttisch lächelnd im Türrahmen. »Verdammt, was machst du im Herrenklo?«
    »Ich bin nicht im Herrenklo. Die Tür stand auf, und da sah ich dich herumposen wie einen Teenager. Hast du heute noch ein Date?«
    Fernando, der bis unter die Haarwurzeln tiefrot angelaufen ist, murmelt, dass Oda das nichts anginge, und wäscht sich das Haargel ab, das an seinen Fingern klebt.
    Oda geht weiter und zwitschert dabei: »Gleich ist Lagebesprechung in Völxens Büro. Mach dich hübsch, Süßer!«
     
    »Wie es aussieht, ist der Fundort nicht der Tatort. Wir wissen von der Aussage des Bruders, dass Olaf um acht Uhr eine Fertigpizza gegessen und das Haus etwa um neun Uhr verlassen hat. Laut Dr. Bächle war die Verdauung sechzig bis neunzig Minuten fortgeschritten. Die Todeszeit muss demnach in etwa zwischen 21 : 00 und 21 : 30 Uhr liegen. Die Leiche wurde nach Eintritt der Leichenstarre noch einmal bewegt. Da die Leichenstarre in den Hüft- und Kniegelenken erst zwei bis vier Stunden nach dem Tod vollendet ist, war das also allerfrühestens um 23 : 00 Uhr.« Jule deutet auf die Pinnwand vor dem Fenster, an der mehrere vergrößerte Tatortaufnahmen hängen. »Das bedeutet, die Leiche wurde auf jeden Fall nach 23 :0 0 Uhr an die Fundstelle verbracht. Wahrscheinlich wurde der Leichnam aus einem Wagen geworfen, es gibt postmortale Schürfwunden im Gesicht, in denen Partikel von Straßenschmutz gefunden wurden. Das könnte auf einen einzelnen Täter hindeuten, der sich mit der Leiche schwertat, immerhin wog der Tote siebzig Kilo. Getötet wurde er durch zwei kräftige Schläge auf den Kopf mit einem stumpfen Gegenstand aus Eisen, der das Scheitelbein und das Schläfenbein zertrümmerte. Der Täter ist entweder deutlich größer als das Opfer, oder der erste Schlag wurde ausgeführt, als Olaf irgendwo saß. Der zweite Schlag, der das rechte Schläfenbein traf, wurde ihm beigebracht, als er schon seitlich am Boden lag. Der Körper weist außer den Wunden am Kopf keinerlei Kampfspuren auf, nur ein paar ältere Hämatome an den Beinen, die vermutlich beim

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