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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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nicht, die ganze Situation gefällt ihm plötzlich gar nicht mehr, seine Instinkte schlagen Alarm. Nicht, dass er Angst hätte. Er war früher ein recht gefürchteter Buffer, nicht nur einmal ist er mit Messern, Schlagringen und sogar einem Baseballschläger angegriffen worden. Er kann sich wehren, noch immer, so was verlernt man nicht, das ist wie schwimmen oder Rad fahren. Nein, er hat keine Angst, es ist nur ein Gefühl der Wachsamkeit. Er muss aufpassen. Vielleicht hat der Typ ein Messer in der Tasche oder Pfefferspray, Typen wie der machen sich doch vor Angst in die Hosen, und dann sind sie zu allerhand Dummheiten fähig.
    Der andere steht jetzt wieder reglos da. Niko nickt ihm zu, um ihm zu bedeuten, dass alles in Ordnung ist. Der Mann kommt ihm ein paar Schritte entgegen.
    »Hast du die Kohle?«, fragt Niko. Der Kerl nickt und greift dabei in die Tasche seines Mantels. Jawohl, her mit der Knete, und dann nichts wie weg. Verdammt, was ist denn jetzt? Niko sieht das Metall der Waffe am ausgestreckten Arm des Fremden aufglänzen. Scheiße! Er hat einen Fehler gemacht, einen riesengroßen, dummen Fehler. Er hat seinen Gegner unterschätzt wie ein blutiger Anfänger. Nie hätte er gedacht, dass so einer eine Knarre dabeihat. Noch während Niko seinen fatalen Irrtum realisiert, hallt der Schuss von den Mauern wider, und Niko spürt, wie die Kugel durch sein Fleisch dringt und irgendwo im Innern seiner Brust etwas zerfetzt, etwas Wichtiges, das Herz, die Lunge. Niko ist sofort klar, das ist kein Amateur. Hat der Kerl einen Killer auf ihn angesetzt? Wegen läppischer tausend Euro? Sieht fast so aus, denn der Mann bückt sich nach der Patrone, ehe er sich mit eiligen, aber nicht zu hastigen Schritten entfernt. Da weiß einer, was er tut.
    Niko wankt auf das Gebäude zu. Die Mauer. Ich muss mich an die Mauer lehnen, an diesen festen Stein, ich muss mich dort anlehnen und um Hilfe telefonieren … Er schafft es bis an den Fuß der Treppe und spürt dabei, wie sein Herz das Blut aus seinem Körper pumpt. Das Handy steckt in der Jackentasche, er bekommt es zu fassen, aber seine Finger gehorchen ihm nicht, es fällt ihm runter. Er tastet den Boden um sich herum ab. Das Ding ist weg. Niko sucht erst gar nicht länger danach, er weiß, dass es vorbei ist. Der Gedanke, dass er sein Leben ausgerechnet an einer Kirchenmauer beendet, hat sogar etwas Tragikomisches.

19 
    Bodo Völxen schreckt hoch, als sein Weinglas auf den Dielenboden fällt. Dabei wollte er doch nicht schon wieder vor dem Fernseher einschlafen. Zum Glück war das Glas leer, und es ist sogar noch ganz. In weiser Voraussicht hat er eins von der robusten Sorte gewählt. Schon halb eins. Er rappelt sich hoch, macht den Fernseher aus und geht ins Bad. Er müsste sich mal wieder die Nasenhaare schneiden, stellt er fest. Mach ich morgen früh. An was der zivilisierte Mensch alles denken muss …
    Im Schlafzimmer brennt noch Licht. Sabine hat die Leselampe an und drei Kissen im Rücken. »Ich mach es gleich aus, nur noch dieses Kapitel!«
    »Schon gut, stört mich nicht«, brummt Völxen. Er ist nach Dienstschluss noch eine Runde Rad gefahren und fühlt sich rechtschaffen müde. »Ist eigentlich Wanda schon nach Hause gekommen?«, fragt er seine Frau, während er sich sein Kopfkissen zurechtknüllt.
    »Muss sie wohl. Immerhin sind die Schafe wieder da.«
    »Ich meine danach – sie ist doch dann noch mal weg.« Vermutlich, um ihm aus dem Weg zu gehen, denkt Völxen.
    Sabine löst sich von ihrer Lektüre und sieht ihn über ihre Lesebrille hinweg verwundert an. »Nein, wieso?«
    »Weißt du denn, wo sie ist?«
    »Ich vermute, sie schläft heute schon mal in ihrer WG . Sie hat doch am Wochenende ihr IKEA -Bett dort aufgebaut.«
    »Weißt du das bestimmt?«
    »Nein.«
    »Wie kannst du dann so ruhig sein?«
    »Bodo, sie ist jetzt erwachsen. Daran müssen wir uns gewöhnen.«
    »Müssen wir wirklich?«
    Sabine lächelt. »Übrigens habe ich den Verdacht, dass wir Nachwuchs bekommen.«
    »Was?!« Alle Müdigkeit fällt binnen einer Nanosekunde von Völxen ab, er fährt in die Höhe und sitzt aufrecht wie eine Kerze im Bett, während er seine Frau mit Augen so groß wie Untertassen ansieht. Die taucht den Blick wieder in ihr Buch und sagt: »Ja, der Tierarzt war heute Abend drüben, bei Köpckes Hühnern, und hat sich bei der Gelegenheit noch die Schafe angesehen. Er meint, Mathilde käme ihm verdächtig vor.«
    Völxen sinkt stöhnend zurück in die Kissen.
    »Ich bin

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