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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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fragt: »Wie war das noch mal, was habt ihr beiden am Sonntagabend gemacht?«
    »Wir haben gezockt, Florian und ich«, antwortet Cornelius. »Meine Eltern waren auch hier, meine Mutter ist sogar zwei Mal hier reingekommen und hat genervt, weil angeblich das Geballere zu laut war.«
    »Meine Eltern waren auch zu Hause, die können Sie fragen, wenn Sie wollen«, gibt Florian an und zuckt mit den Achseln.
    Oda wechselt das Thema. »Es gab noch einen interessanten Anruf auf Olafs Handy, letzten Mittwoch. Er kam von Tahir Nazemi.«
    Wieder tauschen Cornelius und Florian einen intensiven Blick aus. Es entsteht ein Moment des zögerlichen Schweigens, dann hat Cornelius Seifert offenbar beschlossen, dass es in diesem Fall wohl besser ist, etwas zu sagen. »Ja, wir wissen von dem Anruf. Er hat mit der Band darüber gesprochen.«
    »Was wollte Nazemi?«
    »Fünfhundert Euro, wenn das nächste Konzert ungestört über die Bühne gehen soll.«
    »Und wie habt ihr euch entschieden?«
    »Wir hatten zuerst überlegt, die Sache zu canceln und die Party woanders zu machen. Aber womöglich würden sie dort auch auftauchen, so wie in der Glocksee «, erläutert Cornelius. »Also beschlossen wir, das Konzert durchzuziehen und selbst für Schutz zu sorgen. Valentin hat vorgeschlagen, dass wir für die fünfhundert lieber eine eigene Security anheuern. Sein Vater hat da Beziehungen, der macht dauernd Veranstaltungen mit Sicherheitsdienst. Uns einfach erpressen lassen von dieser Vorstadt-Mafia – das geht doch auch nicht, oder? Das machen die doch dann immer wieder!«
    »Wieso kannte Tahir Nazemi Olafs Handynummer?«, will Oda wissen.
    Cornelius antwortet: »Er kann sie eigentlich nur aus dem Musikzentrum haben. Dort haben wir die Party angemeldet, und in dem Terminplaner stand Olafs Nummer, die wollten einen Ansprechpartner haben.«
    »Der liegt da im Büro rum, da kann jeder reinschauen«, ergänzt Florian.
    »Auf die Idee, es vielleicht der Polizei zu melden, seid ihr nicht gekommen, was?«, bemerkt Jule verärgert. »Wenigstens gestern hättet ihr uns davon erzählen können.«
    »Herrgott, der hat zu Olaf gesagt: Wenn du das den Bullen steckst, dann fick ich deine Mutter «, bricht es aus Florian heraus, und Cornelius ergänzt in altkluger Manier: »Das ist vermutlich nicht wörtlich zu verstehen, aber er wollte wohl damit ausdrücken, dass sie in diesem Fall auch unsere Familien bedrohen würden. Das ist bei denen ja so üblich.«
    »Ihr hattet also Angst?« Odas Frage ist überflüssig, es liegt auf der Hand, aber sie möchte es diese eingebildeten Fatzkes sagen hören. Hoffentlich schleppt mir Veronika nicht eines Tages so einen ins Haus, denkt sie grimmig.
    »Ja«, gibt Cornelius zu.
    Oda beugt sich vor und fixiert die beiden mit ihren Gletscheraugen. »Sagt mir jetzt die Wahrheit, das ist wichtig: Hat Olaf oder einer von euch diesem Tahir euren Entschluss mitgeteilt?«
    Die beiden schütteln energisch die Köpfe. »Nein. Olaf hat gefragt, was er tun soll, wenn der wieder anruft. Wir haben ihm gesagt, er soll einfach auflegen und notfalls die Handynummer wechseln. Wir haben beschlossen, dass man mit dem Pack am besten gar nicht erst spricht.«

24 
    Stella ist wütend. Diese Polizistin hatte ihr versprochen, sie in die MHH zu fahren, stattdessen hat sie ihr einen Streifenwagen geschickt. Wie einer Verbrecherin! Hätte sie nicht der hübsche Spanier abholen können, der ihr bestimmt auch die Tüte mit Katzenfutter und Wodka vor die Tür gestellt hat? Der hatte wenigstens Verständnis für sie. Ach, diese Südländer, die wissen, was sich gehört.
    Eine Bahre wird in den kleinen Raum geschoben, die zwei Polizisten aus dem Streifenwagen drücken sich gegen die Wand. Ein weißes Leintuch bedeckt den Körper. Stella wird auf einmal ganz feierlich zumute. Sie ist froh, dass sie sich ein wenig chic gemacht hat, sie trägt ein schwarzes Kleid, das für den Anlass höchstens eine Idee zu kurz ist, dazu Nahtstrumpfhosen und hohe Stiefeletten, beides schwarz, und darüber einen abgewetzten Persianer, den sie letzten Winter ihrer Mutter abgeschwatzt hat. Es riecht nach Desinfektionsmittel und aus dem Persianer nach Mottenkugeln. Eine junge Frau in einem grünen Kittel fragt, ob sie bereit ist. Als Stella dies bejaht, schlägt sie das weiße Tuch so weit um, dass Nikos Gesicht zum Vorschein kommt. Wie anders er aussieht! Die Augen sind geschlossen, die Haut wie schmutziges Wachs, die Wangen eingefallen, der Mund ein grimmiger Strich. Es ist

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