Todesspur
nicht, aber Sie sind immer so höflich, im Gegensatz zu vielen unserer Kunden.«
»Und wie lautet der Name?«
»Joel Dyson.«
27. Kapitel
Der Schnellzug von Zürich nach Basel donnerte durch die Nordschweiz. Tweed saß in einem Abteil Erster Klasse mit seinem Koffer auf dem Sitz neben sich. Paula saß ihm gegenüber, während Newman sich an der anderen Seite des Ganges niedergelassen und Cardon die beiden Plätze hinter ihm für sich allein hatte. Cardon saß in einer Ecke, das Gesicht Tweed zugewandt, so daß er ihn immer im Auge behalten konnte.
»Wir fliegen nicht«, hatte Tweed in seinem Hotelzimmer festgestellt, bevor sie aufgebrochen waren. »Philip war am Hauptbahnhof und hat für uns alle Rückfahrkarten nach Basel gekauft.«
»Weshalb mit dem
Zug?«
hatte Paula gefragt.
»Einmal, weil es schneller geht. Zum Flughafen hinausfahren, warten, bis wir an Bord gehen können, ein Taxi vom Flughafen Basel in die Stadt, eine Fahrt von einer halben Stunde – das alles dauert länger. Zum anderen können wir, weil es bis zum Hauptbahnhof nur ein paar Schritte sind, unauffälliger von hier verschwinden.«
»Aber Sie haben Beck doch gesagt, daß wir nach Basel fliegen,« erinnerte sie ihn.
»Das habe ich.« Er hatte gelächelt. »Ich will nicht von seinen Beschützern umlagert sein. Schließlich habe ich meine eigenen. Ich werde ihn von unserem Hotel in Basel aus anrufen …«
Paula sah sich in dem schwach besetzten Abteil um und schaute zwischendurch immer wieder aus dem Fenster. Bisher hatten sie noch keine Berge gesehen. Sie fuhren durch den industriellen Teil der Schweiz, in dem es zahlreiche Fabriken gab.
Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie sich jemand ihrem Abteil näherte. Sie warf einen Blick auf die automatische Tür. Ein hochgewachsener Mönch war hereingekommen. Er trug einen dunklen Habit mit einer Kordel um die Taille und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen. Auf seiner Nase saß eine Hornbrille. Sie schob die Hand in ihre Schultertasche und ergriff ihren Browning.
Der Zug schwankte gerade um eine Kurve, als der Mönch, einen Koffer in der linken Hand, langsam auf sie zukam. Newman hatte Paulas Reaktion beobachtet. Er schaute schnell in einen Spiegel, sah den Mönch näherkommen, schob die Hand in die Tasche und legte sie auf seinen Smith & Wesson.
Tweed, anscheinend vollauf damit beschäftigt, Namen auf einen Block zu schreiben und sie in unterschiedlichen Kombinationen miteinander zu verbinden, spürte die Spannung.
Er sah auf, als der Mönch neben ihm angekommen war. In diesem Augenblick donnerte der Zug durch eine weitere Kurve und geriet abermals ins Schwanken.
Der Koffer des Mönchs prallte auf den von Tweed und kippte ihn vom Sitz. Tweed starrte auf das Gesicht unter der Kapuze. Cord Dillon.
Der Zugschaffner, der ein paar Minuten zuvor ihre Fahrkarten kontrolliert hatte, verließ ein anderes Erster-Klasse-Abteil, das leer gewesen war. Um diese Jahreszeit – Anfang März – reisten nicht viele Leute.
Aus einer Toilette, deren Tür einen Spaltbreit offengestanden hatte, trat ein großer, schwergebauter Mann auf den leeren Gang. Sonst waren keine anderen Fahrgäste zu sehen.
»Ihre Fahrkarte bitte, Sir«, sagte der Schaffner, dem die Kleidung des Mannes verriet, daß er Amerikaner war.
»Moment. Sie muß hier irgendwo stecken …«
Der Amerikaner schaute in beide Richtungen. Niemand zu sehen. Der Zug schwankte wieder. Der Schaffner, an die Bewegung gewöhnt, stand breitbeinig und still da.
Der Amerikaner, so groß wie der Schaffner, schien die Balance zu verlieren. Er taumelte gegen den Schaffner. Das Schnappmesser, das er hinter dem Rücken verborgen gehalten hatte, kam zum Vorschein und wurde dem Schaffner schnell zwischen die Rippen gerammt. Als er aufstöhnte und zusammensackte, packte der Amerikaner ihn, zerrte ihn in die Toilette und stieß mit dem Ellenbogen die Tür zu. Er deponierte den Mann auf dem Sitz und verriegelte die Tür.
Dann tastete er nach der Halsschlagader. Nichts.
Er machte sich schnell an die mühselige Arbeit, dem Toten die Uniform auszuziehen – Jacke, Hose und Schirmmütze. Die toten Augen seines Opfers starrten ihn an, während er sich seines eigenen Anzugs entledigte und ihn in eine Plastiktüte steckte.
Er stopfte die Tüte hinter die Toilette und holte dann ein kleines Messer aus der Tasche. Er öffnete die Tür ein paar Zentimeter, sah niemanden, trat hinaus. Das Messer benutzte er, um von außen das kleine Schild zu bewegen, das
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